„Frauenhäuser zerstören Ehen“ – dieser und unzählige andere Artikel der letzten Jahre beschreiben die Einstellung von Amstettens FPÖ Stadträtin Brigitte Kashofer im Hinblick auf Angebote für Frauen, die in Notzeiten Hilfe suchen. In der Sitzung des Gemeinderats am vergangenen Dienstag hat die FPÖ Amstetten diese bereits erwiesenermaßen skandalträchtige Einstellung wieder bekräftigt.
Als es um die Förderungen für die Frauenberatung und das Frauenhaus Amstetten ging, stimmten die MandatarInnen der FPÖ als einzige Fraktion dagegen. Wie auch schon in den Jahren zuvor, mangelt es offenbar an der Erkenntnis, dass diese Einrichtungen in der bestehenden Form leider notwendig sind. Häusliche Gewalt gehört noch immer zum Alltag in Österreich.
Fakten zur häuslichen Gewalt
Das Frauenhaus Amstetten wurde 1991 ins Leben gerufen und bietet Platz für 8 bis 10 Frauen mit ihren Kindern. Allein 2013 haben 43 Frauen und 61 Kinder in dieser Einrichtung eine, zumindest zeitweilige und jedenfalls gewaltfreie, Unterkunft gefunden. Die meisten Kinder waren dabei noch im Kindergarten oder Vorschulalter.
Österreichweit wurden im Jahr 2012 über dreizehntausend Kinder Zeugen häuslicher Gewalt. In 91 Prozent der Fälle ging die Gewalt dabei von Männern aus – die Zahl der männlichen Opfer war deutlich kleiner als jene der weiblichen Gewaltopfer. Dass viele der betroffenen Ehen nicht mehr zu kitten sind, ist gerade auch bei den zahlreichen Wiederholungsfällen offensichtlich.
Die unverständliche Meinung der FPÖ Amstetten
Genau dort hakte die FPÖ in den letzten Jahren wiederholt ein und unterstellt Frauenhäusern, dass diese kein Interesse am Fortbestand der Familien haben und damit die „Scheidungsindustrie“ beliefern. Auch würden die Täter nicht befragt und einbezogen und den Opfern ohne weitere Überprüfung der Angaben Glauben geschenkt. Diese Einstellung wurde durch die gestrige Ablehnung der Förderung für Frauenhaus und Frauenberatung erneut untermauert.
Danke – Nicht Genügend – Setzen
Dass eine solche Überprüfung bei der Aufnahme in der Praxis aber unweigerlich zu Problemen führt, scheint Frau Kashofer nicht klar zu sein. Was wäre nun, wenn eine misshandelte Frau sich hilfesuchend mit ihrem Kind an das Frauenhaus wendet und auf Nachfrage/Kontrolle der Aussage die Vorwürfe geleugnet werden? Geben Männer zu, dass sie Frauen und Kinder schlagen? Soll das Frauenhaus die hilfesuchende Frau mit den Worten: „Ihr Mann hat eh gsagt, dass er Ihnan ned gschlagn hat“, heimschicken? Kann das tatsächlich Kashofers Ernst sein?
Es kann also zu keinem Zeitpunkt die Aufgabe der Frauenhäuser und Frauenberatungsstellen sein, nachzuforschen, ob die Frauen ihnen tatsächlich die Wahrheit erzählen. Das würde nicht nur jegliches Vertrauen der Opfer in diese Institutionen zerstören, sondern auch noch ziemlich nutzlos sein – für die Ermittlungen und Nachforschungen in solchen Fällen sind ohnehin andere, dazu legitimierte Stellen zuständig und keine gemeinnützigen Vereine.
Anstelle einer schon damals überfälligen Einsicht ätzte Kashofer in Richtung der Journalisten, die das Thema in ihren Berichten aufgreifen: „Da die FP Amstetten auf politische Korrektheit keinen Wert legt, sondern lieber die Wahrheit schreibt, läßt sich für einen heimtückischen Redakteur daraus wunderbar ein giftiges Süppchen brauen.“ (Freiheitlicher Gemeindekurier 06/2013)
Dass es bei dem Thema nicht um politische Korrektheit, sondern um Menschen geht, denen keine schönen Dinge in ihrem Leben widerfahren sind, ist der FPÖ Amstetten und Frau Kashofer wohl entgangen.
Eine Kuriosität am Rande
Mit ihren Aussagen hat sich Stadträtin Kashofer übrigens auch schon einen Preis mit fragwürdiger Ehre verdient. Der Haudrauf der Woche – vergeben auf dem Blog eines Psychologen aus München. Dabei handelt es sich um einen symbolischen Preis für eine Person des öffentlichen Lebens, die sich durch besonders grobes, plumpes, dreistes, unfaires oder überhebliches Verhalten hervorhebt. „Eine gewisse Dummheit in der Aussage des oder der Betreffenden erhöht dabei noch die Chance auf den Preis.“, heißt es auf dieser Seite.
Zuerst erschienen auf derhaker.at / Andreas Haker ist Gemeinderat der SPÖ in Amstetten
Fotoquelle: icmhd.wordpress.com
Wenn Frauen in eine Hilfeeinrichtung für Frauen flüchten , dann ist es meiner Ansicht nach der erste Schritt sich aus der Abhängigkeit einer unhaltbaren Paar- Beziehung
zu befreien . Da wo häusliche Gewalt den Familienalltag bestimmt kann nicht von einer intakten Ehe gesprochen werden .
Die Ansichten der Frau Kashofer bilden den Humus des Wegschauen und des sich Verweigern die Wirklichkeit als solche anzusehen .
Schändlich ist , das unter meinen männlichen Geschlechtsgenosen sich etliche finden werden , die das Gedankengut der Politikerin Kashofer mit zustimmenden Beifalls bedenken werden . Danke für diesen aufklärenden Artikel
Prügelnde Männer zerstören Ehen, nicht die Frauenhäuser!