24 Mannschaften – 1 Ziel: Von 10. Juni bis 10. Juli findet in Frankreich die Fußball-Europameisterschaft statt.
UZ-Sportredakteur Moritz Ettlinger hat im Vorfeld alle 6 Gruppen unter die Lupe genommen und präsentiert euch alle Teams, deren Stars und Trainer im Unsere Zeitung-Teamcheck.
Teil 6: Russland (Gruppe B)
Das Team
Mit einem Altersdurchschnitt von über 29 Jahren hat Russland gemeinsam mit Gruppengegner Slowakei die zweifelhafte Ehre des ältesten Kaders der EM-Endrunde. Spieler wie Sergey Ignashevich (36), Aleksey Berezutski (33) oder Kapitän Roman Shirokov (34) haben ihren Zenit längst überschritten, junge Talente sind Mangelware, der jüngste Spieler im Kader ist Ivan Novoseltsev mit 24 Jahren. Außerdem spielen beinahe alle Spieler in der russischen Liga, lediglich einer, nämlich Denis Cheryshev (FC Valencia), steht im Ausland unter Vertrag. In der Qualifikation musste sich der WM-Gastgeber von 2018 mit Platz 2 hinter Österreich zufrieden geben, konnte sich nur knapp den Play-Offs entziehen.
Bei den bisherigen Europameisterschaften schied man mit einer Ausnahme (Halbfinale 2008) immer in der Vorrunde aus, diesmal möchte es die „Sbornaja“ besser machen und in die KO-Phase vordringen, was aber auch in Frankreich nicht einfach werden dürfte.
Der Star
Igor Akinfeev. Der 29-jährige Torhüter ist die Treue in Person. Seit seiner Jugend kickt Russlands jüngster Nationalspieler aller Zeiten bei ZSKA Moskau, ist dort auch Kapitän und absolvierte weit über 300 Spiele für den 5-fachen russischen Meister. Seit er 2003 für den Hauptstadtklub debütierte, ist er aus der ersten Elf nicht mehr wegzudenken. Sein größter Erfolg war der Gewinn des UEFA-Cups 2004, außerdem hat der Keeper bereits fünf Meistertitel zu Buche stehen. Igor Akinfeev ist ein Torhüter, der ohne Zweifel das Zeug für einen absoluten Topklub hätte, dem der Sprung aber auch aufgrund von haarsträubenden Fehlern (siehe WM 2014, Spiel gegen Südkorea) bisher verwehrt geblieben ist.
Der Trainer
Leonid Slutski. Die Karriere von Leonid Slutski erinnert ein klein wenig an FIFA 16 oder ähnliche Games. Denn nur dort, so denken die meisten, ist es möglich, gleichzeitig einen Klub und eine Nationalmannschaft zu trainieren. Falsch, denn der 44-jährige Russe meistert genau dieses Kunststück seit gut einem halben Jahr. Im Sommer 2015 trat Slutski seinen Job als Nationaltrainer Russlands an, kündigte aber seinen Vertrag bei ZSKA Moskau nicht und ist seitdem als „Doppelagent“ tätig. Und das sehr erfolgreich. Mit ZSKA holte Slutski in 262 Spielen knapp 2 Punkte pro Spiel, bei der „Sbornaja“ sind es sogar 2,5. Bevor der ehemalige Profi-Torhüter zu ZSKA kam, trainierte er KS Samara, FK Moskau und Uralan Elista.
Leonid Slutski tritt also das Erbe von Startrainer Fabio Capello an, von dem man sich nach nicht zufriedenstellenden Leistungen einvernehmlich trennte und meistert seine Aufgabe bisher souverän. Von diesem jungen Trainer ist noch einiges zu erwarten, steht er doch eigentlich noch am Anfang seiner Trainerlaufbahn.
Fazit
Der WM-Gastgeber von 2018 will in Frankreich zeigen, dass Russland mehr ist als die eisige Kälte, sein Kreml oder sein Wodka. Mit einem erfahrenen Team und einem frischen Trainer an der Spitze soll der Weg in die KO-Phase geebnet werden, in einer Gruppe mit England, Wales und der Slowakei keine leichte Aufgabe. England und Wales sind derzeit vermutlich stärker und auch die Slowakei darf keinesfalls unterschätzt werden. Mit etwas Glück könnte man als einer der vier besten Gruppendritten ins Achtelfinale einziehen, mehr wird es aber wohl nicht werden.
Unsere Zeitung-Tipp: Achtelfinale
Gruppe A:
Gruppe B:
Autor: Moritz Ettlinger
Grafik: Unsere Zeitung (Marc Zosel/Michael Wögerer); Logo created with Inkscape (public domain)