24 Mannschaften – 1 Ziel: Von 10. Juni bis 10. Juli findet in Frankreich die Fußball-Europameisterschaft statt.
UZ-Sportredakteur Moritz Ettlinger hat im Vorfeld alle 6 Gruppen unter die Lupe genommen und präsentiert euch alle Teams, deren Stars und Trainer im Unsere Zeitung-Teamcheck.
Teil 18: Italien (Gruppe E)
Das Team
Mit fünf internationalen Titeln zählt Italien zu den erfolgreichsten Nationalmannschaften der Geschichte. Vier Mal konnte man schon bei Weltmeisterschaften, einmal auf kontinentaler Ebene triumphieren, auch wenn der Europameistertitel 1968 im eigenen Land schon etwas länger her ist als der WM-Sieg im Jahr 2006. Viele Jahre lang stand der italienische Fußball vor allem für eines: für ein defensives Bollwerk. Kein Wunder bei Spielergrößen wie Alessandro Nesta, Weltfußballer Fabio Cannavaro, Gianluca Zambrotta oder Marco Materazzi, den wohl noch jeder aus dem WM-Finale 2006 kennt (Stichwort: Zinedine Zidanes Kopfstoß). Aber auch die offensiven Parts waren mit Stars bestückt, Andrea Pirlo oder Alessandro del Piero sind nur zwei davon. Ja, die „Squadra Azzurra“ zählte zweifelsohne zu den besten Teams der Welt.
Wer jetzt aber eine „früher-war-alles-besser-Mentalität“ an den Tag legt und andauernd den alten Zeiten hinterher weint, dem ist einiges entgangen, was in den letzten Jahren passiert ist. Viele Spieler, die diese Defensivstrategie verkörpert haben wie niemand sonst (siehe u.a. oben genannte Abwehrstars), haben sich längst in die Fußballpension verabschiedet, genauso wie Erfolgscoach Marcello Lippi. Sicher, auch heute wird Italiens Fußball noch unweigerlich mit den Begriffen „Mauertaktik“ und „Abwehrriegel“ in Verbindung gebracht, die Spielweise hat sich aber doch etwas verändert. Das System ist offensiver ausgerichtet, 16 Tore in 10 Qualifikationsspielen hätte es vor zehn Jahren wohl kaum gegeben. Vor allem aber bringen auch viele junge, erfolgshungrige Spieler frischen Wind ins Team. Daniele Rugani (21, Juventus Turin) gilt als eines der größten Abwehrtalente Europas, in Mittelfeld und Angriff laufen Youngsters wie Alessandro Florenzi (24, AS Rom), Lorenzo Insigne (24, SSC Neapel) oder Frederico Bernadeschi (22, Fiorentina) den Routiniers langsam aber sicher den Rang ab. Man sieht klar und deutlich: Bei La Nazionale tut sich etwas.
Der Star
Marco Verratti. Mit seinen 23 Jahren ist Marco Verratti mit einem Maktwert von 40 Mio. Euro der mit Abstand teuerste Spieler im Kader der Italiener. Seit er im zarten Alter von 19 Jahren im Dress der „Glu Azzurra“ (die Azzurrblauen) debütierte, brachte es der PSG-Star auf 15 Spiele, was im Vergleich zu Alterskollegen wie Alaba (44 Spiele) oder Götze (55 Spiele) recht wenig erscheint. Und doch hat Verratti in diesen Spielen bewiesen, dass er zu Recht als Nachfolger von Altmeister Andrea Pirlo gefeiert wird. Er glänzt vor allem mit starkem Passspiel, einer überragenden Übersicht und last but not least einer Aggressivität in Balleroberung und Zweikampfverhalten, von der sich manch ein Routinier noch einiges abschauen könnte. Marco Verratti zählt zu den größten Mittelfeldtalenten Europas, nicht umsonst wird der 1,65-Meter-Mann von fast allen europäischen Großklubs gejagt. Es wird die erste EM für den Mittelfeldstrategen und nicht nur im eigenen Land ist man gespannt, wie sich Verratti auf der großen europäischen Bühne präsentieren wird.
Der Trainer
Antonio Conte. Der 46-jährige Italiener ist im Land der Pizza und Pasta wohl jedem Fußballfan ein Begriff. Als Spieler absolvierte er knapp 300 Ligaspiele für Juventus Turin und sicherte sich und seinem Team dabei unter anderem fünf italienische Meisterschaften sowie die UEFA Championsleague. Als Trainer war Conte nicht minder erfolgreich, gewann er doch mit Juventus Turin zwischen 2011 und 2013 dreimal in Folge die italienische Meisterschaft. Im Sommer 2014 übernahm er das Amt des Nationaltrainers seines Landes und qualifizierte sich souverän für die EM-Endrunde 2016 in Frankreich. Nach dem Turnier verlässt Conte die Squadra Azzurra und nimmt auf dem Trainersessel des FC Chelsea Platz, was für viele doch überraschend kam. Somit bietet sich für Antonio Conte die Gelegenheit, sich mit einer erfolgreichen EM gebührend von den italienischen Fans zu verabschieden.
Fazit
Die Gruppe, in die Italien gelost wurde, ist mit Titelmitfavorit Belgien, Irland und Schweden mit Sicherheit keine leichte. Außerdem befindet sich das italienische Team momentan in einem Umbruch, was die ganze Sache natürlich nicht einfacher macht. Trotzdem ist der Kader der Azzurri ein sehr starker, mit Antonio Conte steht außerdem ein kompetenter Mann an der Spitze der Mannschaft. Für das Finale, in das es La Nazionale bei der EM 2012 geschafft hat, wird es bei diesem Turnier wohl nicht reichen. Dennoch dürfen wir den Italienern mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nach dem 22. Juni noch in Frankreich beim Kicken zusehen.
Unsere-Zeitung-Tipp: Viertelfinale
Gruppe B:
Gruppe C:
Gruppe D:
Gruppe E:
Autor: Moritz Ettlinger
Grafik: Unsere Zeitung (Marc Zosel/Michael Wögerer); Logo created with Inkscape (public domain)