[3K – Massenmedien am Montag: Sondernummer]
Es ist eine Genugtuung, dass der deutschnationale Kandidat Norbert Hofer die Bundespräsidentenwahl verloren hat. Der arrogante freiheitliche Wahltriumphzug der vergangenen Jahre hat einen vorläufigen Dämpfer erhalten. Die unentschlossenen WählerInnen in diesem Land haben die zahllosen, schier schizophren wirkenden Widersprüche in Hofers Rhetorik durchblickt, wenngleich knapp. Da halfen weder das unaufhaltsame Lügenpresse-Rotfunk-Gutmenschen-Opfer-Gesuder noch die vertuschten NLP-Skills des dritten Nationalratspräsidenten. Das Team „Willkommensklatscher“ hat gepunktet gegen das Team „Ostmark“, wenngleich nicht haushoch.
Es ist also kein blaues Wunder. Es ist dennoch überraschend, wenngleich beruhigend, keinesfalls ein Grund, jetzt in den Bobo-Biedermeier zurückzufallen: Es hätte ganz anders kommen können.
Alexander Van der Bellen erwies sich in den letzten Tagen als Schnarchnase. Der Mainstream debattierte ausführlich die vorvergangene ATV-Konfrontation. Jetzt ist sie abschreckende Lehrstunde für politische PR. Van der Bellen hatte es auch deshalb eigentlich vergeigt, weil er sich immer weniger um eine gemeinverständliche Sprache bemühte. Beim von Ingrid Thurnher moderierten Duell mit Hofer verwendete er ein bildungsbürgerliches Vokabular, seine Argumente verpufften, sobald englische Sprichwörter die müden Lippen verließen. Auch Hofer wirkte ermattet, spielte aber, wie oben angedeutet, die Mitleidstour.
Aufmerksame MitbürgerInnen wissen es eh schon: Es geht um Hofers berüchtigte Israel-Reise. Kurz gesagt: Er behauptet seit Wochen, nicht nur in der Knesset empfangen worden zu sein, sondern zudem, dass er einen verhinderten Terroranschlag auf dem Tempelberg erlebte. Eine Attentäterin mit Maschinenpistolen und Granaten sei erschossen worden. ORF-Recherchen belegen, das am fraglichen Tag zwar eine Frau in Jerusalem angeschossen wurde, diese jedoch unbewaffnet gewesen sei und am Fuße des Tempelberges (!) den Schusswaffengebrauch überlebte. Egal, die Verschwörungshysterie geht dennoch um: Norbert Hofer selbst postete mit einem kecken Spruch („Für den lieben ORF“) und einem „Journalismus“-Hashtag einen Haaretz-Artikel zu jenem Tag. Das ist seltsam, denn: Im Artikel kommen weder er noch die fraglichen Waffen vor. Dieser Bericht fand sich später auch in einer Linkliste bei Armin Wolf, der Hofers Behauptungen ausführlich kommentierte.
Wolf rief wie andere Hofers Gefolgschaft dazu auf, ihn selbst anzugreifen und von den virtuellen Attacken gegenüber Ingrid Thurnher abzulassen. Diese neuerliche Enthemmung in sozialen Medien wird auch einige Menschen davon überzeugt haben, dass ein Kandidat, der verbale Lynchjustiz und Sexismus toleriert, nicht in die Hofburg gehört; von Hofers fragwürdigem Umfeld ganz zu schweigen.
Übrigens ist dies nur ein Etappensieg. Alle DemokratInnen in diesem Land, AntifaschistInnen natürlich voran, müssen endlich den Hintern hoch kriegen und die Vormacht in allen Debatten, auf allen Straßen, in allen Herzen zurückgewinnen.
Kein blaues Wunder, aber zwei blaue Augen.