Von Nikola Vitković / Übersetzung: Zoran Sergievski
Mit meiner Underground-Band bin ich schon in Ungarn, Österreich, Slowenien, Frankreich, Belgien, am meisten natürlich in Serbien aufgetreten. Nie hat uns irgendwer verarscht. Außer beim EXIT in Novi Sad, jenem Festival, das sich mit dem Etikett „Bestes europäisches Festival 2014“ schmückt.
Ich hab vorher nichts besonderes erwartet. Mir war klar, dass die Zeiten vorbei sind, in denen das EXIT der Jugend Serbiens gewidmet war; heute ist es den Gästen aus dem Ausland gewidmet. Die Festivalpässe kosten so viel, dass sie sich die Mehrheit unserer MitbürgerInnen nicht leisten kann. Die Bedingungen, unter denen heimische Bands auftreten, sind sehr bescheiden. Wie auch immer, wir nahmen die Einladung, auf der Elektrana-Bühne zu spielen, aus Solidarität mit Elektrana trotzdem an. Zugegeben, wir freuten uns auch auf das versprochene Honorar. Wir rechneten damit, nach Abzug der Reisekosten, des Essens und der Schlafplätze ungefähr so viel über zu haben, wie zwei Festivalpässe kosten – das ist nicht gerade wenig!
(Anmerkung: Ein regulärer Vier-Tages-Pass für das kommende Festival kostet zwischen 121-142 Euro. Aktionstickets werden gerade um 56,60 Euro gehandelt, ein Zeltplatz nochmal für 25 Euro. Dabei ist nicht ersichtlich, ob dieser das ganze Event gilt. Im April lag das Pro-Kopf-Einkommen nach Steuern in Serbien im Schnitt bei knapp 400 Euro.)
Zwei Jahre, hunderttausende verkaufte Tickets und eine weitere Prämierung als „Bestes europäisches Festival 2016“ später schuldet uns das EXIT immer noch die versprochenen 100 Euro.
So stellt sich das ganze aus der Sicht einer lokalen Band, eines lokalen Besuchers dar: Der „EXIT-Staat“ verfügt über eine eigene Burg (Anmerkung: Das Festival wird auf der Festung von Novi Sad ausgerichtet), ein Heer, ein Zoll- und Schatzamt und stellt Visa aus (erlaubt ist ein Grenzübertritt). Weder Gästen noch KünstlerInnen ist es erlaubt, Trinkwasser in das Staatsgebiet einzuführen. Obwohl Hochsommer ist, obwohl der Mineralwasserproduzent Voda Voda ein Sponsor ist, müssen alle FestivalbesucherInnen dessen Wasser um einen Preis erstehen, der um einiges höher ist als in Geschäften außerhalb der Burg. Wir nehmen an, als einer der Support-Acts fix mit Getränken versorgt zu werden. Aber nach der Abtastung am Eingang fällt es mir schwer, bei diesem depperten Sponsoring-Konzept nicht haß zu werden.
Es tröpfelt. Wir waten durch den Gatsch, durch die Lacken, die der Regen gebildet hat. Langsam dämmert uns, dass das EXIT nicht das Geld für die Gummistege hatte, die wir immer am SZIGET sehen. Das Budget ist halt schon für den Werbeclip draufgegangen, der nonstop von den Leinwänden auf uns niederprasselt und uns daran erinnert, dass wir auf dem besten europäischen Festival sind. Der erste Schock packt uns dann bei der Elektrana-Bühne. Wir müssen nämlich feststellen, dass es gar keine Elektrana-Bühne gibt. Genauer: Die Verantwortlichen und Acts der Elektrana wurden verarscht, ihr Programm in jenes der Bühne Happy Novi Sad gepresst.
Davon stand nichts im Vertrag … geh, es gab nicht einmal einen Vertrag!
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