Dichter, Arzt, Nazi – zum historischen Erbe Hans Kloepfers

Von Walter Weiss

Eigentlich war schon alles geplant. Am 18. August hätte in der weststeirischen Gemeinde Eibiswald ein Fest anlässlich des 150. Geburtstages von Hans Kloepfer stattfinden sollen. Der bekannte Arzt und Mundartdichter wurde immerhin dort geboren. Plötzlich ist aber alles anders. Wie die Kleine Zeitung in ihrer Ausgabe vom 9. August berichtet, wurde das Fest auf unbefristete Zeit vom Bürgermeister verschoben. Organisatorische Gründe hätten in erster Linie damit zu tun. Aber auch ein anderer Grund klingt mit: zur Geburtstagsfeier hätten sich auch deutschnationale Burschenschaften angekündigt. Und die will man in Eibiswald nicht haben. Warum interessiert sich die akademische Stütze des dritten Lagers überhaupt für einen Arzt aus der Provinz? Kloepfer war schon vor 1938 Deutschnationaler und Anschlussbefürworter. Dass er am 1. Mai 1938 Mitglied der NSDAP wurde, war daher ein logischer Schritt. Schon davor tat er seine Sympathien für Hitler in einem Gedicht kund:

„Schreibm tuat er si Hitler, / und uns so guat gsinnt, / wia ma weit in der Welt / net an liabern wo findt.“
(Aus: Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 314.)

Dass Kloepfer nicht nur ein einfacher Mitläufer war erschließt sich auch daraus, dass etliche Nazigranden bei seinem Tod 1944 kondolierten. Hitler und Goebbels ließen sogar Kränze schicken.

Hans-Kloepfer-Rundwanderweg am Hirzmann-Stausee (Foto: Clemens Stockner; Lizenz: CC BY-SA 3.0)

Trotzdem ziert sein Name heute noch etliche Straßen. Nicht nur rund um seine Heimat in der Weststeiermark, nein auch im Wien. Seit dem Jahr 1955 heißt die ehemalige Hammerlingstraße im 22. Bezirk Kloepferstraße. Auch im obersteirischen Knittelfeld findet man eine Doktor-Hans-Klöpfer-Straße. Aber auch seine ideologischen Nachfahren lassen seinen Namen weiter hochleben, so z.B. die 1976 gegründete pennale Studenten- und Absolventenverbindung Hans Kloepfer zu Voitsberg-Köflach.

Am meisten an der abgesagten Veranstaltung stört sich übrigens die steirische FPÖ. Diese, so berichtet die Kronen Zeitung am 10. August, will eine Anfrage an die Landesregierung stellen ob durch etwaige Fördermittelflüsse dem Land wohl kein finanzieller Schaden entstanden ist.

Die kritische Aufarbeitung des Erbes Kloepfers soll am 21. August in einer Sitzung des Eibiswalder Gemeinderats geschehen. Trotzdem wird er wohl noch weiterhin, wie auch andere seiner Gesinnungsgenossen, die Namen von Straßen der Republik zieren.

Titelbild: Verzierte Hans-Kloepfer-Statue, Graz (Foto: Matthias/flickr.com; Lizenz: CC BY 2.0)

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