Verbrenner-PKWs erzeugen neun Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen – alles Schönreden hilft nichts – auch wir müssen ab 2025 aus Benzin und Diesel aussteigen, so der neue Greenpeace-Report „Mit Vollgas in die Klimakrise“.
Von R. Manoutschehri
Während sich Autohersteller auf der IAA einen grünen Anstrich geben wollen, unterstreicht ein neuer Greenpeace-Report die enorme Mit-Verantwortung der Industrie für die Klimakrise: Der Flottenverbrauch der Auto-Industrie stagniert, vermeintlich effizientere Verbrennungsmotoren senken den CO2-Ausstoß der Branche also nicht.
Der heute im Rahmen der Frankfurter Automesse präsentierte Greenpeace-Report „Mit Vollgas in die Klimakrise“ kommt zum Ergebnis, dass der CO2-Fußabdruck der globalen Autoindustrie für neun Prozent der jährlichen weltweiten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich ist. Das ist mehr als die gesamte EU zur Klimakrise beiträgt. Der Konzern mit den global höchsten CO2-Emissionen ist VW. Auf den Plätzen folgen Renault-Nissan, Toyota, General Motors und Hyundai-Kia.
Insgesamt sind die zwölf analysierten Autohersteller für 4,3 Gigatonnen (Gt) CO2-Äquivalente (CO2e) verantwortlich. Hochgerechnet ist die gesamte Autoindustrie mit den 86 Millionen verkauften Autos im Jahr 2018 insgesamt für einen CO2 Fußabdruck von 4,8 Gt CO2e verantwortlich, was 9 % der globalen Treibhausgas-Emissionen entspricht. Zum Vergleich: Dies ist mehr als die jährlichen Treibhausgas-Emissionen der gesamten EU (4,1 Gt CO2e).
Die fünf größten Emittenten, VW (582 Mio. Tonnen CO2e), Renault Nissan (577 Mio. Tonnen CO2e), Toyota (562 Mio. Tonnen CO2e), General Motors (530 Mio. Tonnen CO2e) und Hyundai-Kia (401 Mio. Tonnen CO2e), waren für 55 % des CO2-Fußabdrucks der gesamten Autoindustrie verantwortlich.
„Wenn das Klima unumkehrbar zu kippen droht, dürfen Autokonzerne nicht ungerührt weiter Millionen zusätzlicher Diesel und Benziner verkaufen“, sagt Benjamin Stephan, Verkehrsexperte von Greenpeace Deutschland. „Die Autoindustrie nimmt die Klimakrise noch immer nicht ernst“, sagt der Österr. Greenpeace-Sprecher Herwig Schuster. „Der Durchschnittsverbrauch der Autos nimmt nicht ab.“
„Leichte Verbesserungen werden vor allem durch die starke Zunahme der SUVs mehr als ausgeglichen.“ In Europa ist der SUV-Anteil in den letzten zehn Jahren von acht auf 32 Prozent angestiegen. Jedes dieses überschweren, hochmotorisierten Fahrzeuge stößt im Betrieb aber durchschnittlich 11 Prozent mehr Treibhausgase aus, als andere PKWs. Auch Hybridfahrzeuge ändern an der schlechten Ökobilanz der Autoindustrie nichts. „Die Autoindustrie muss aus dem Verbrennungsmotor aussteigen.“
Keine Neuzulassungen mehr ab 2025
Eine von Greenpeace beauftragte Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) über den Pkw-Verkehr kam zu dem Schluss, dass Diesel- und Benzinfahrzeuge in Europa schnell auslaufen müssen, um die globale Erwärmung mit einer Wahrscheinlichkeit von 66 % unter 1,5 °C zu halten; Verkäufe von Neuwagen müssen bis 2025 eingestellt und Hybridfahrzeuge bis 2028 auslaufen.
„Doch die Autokonzerne stellen viel zu langsam auf E-Autos um und setzen dabei auf die falschen Modelle“, so Stephan. „Mit ihren tonnenschweren Steroid-Modellen blockieren Hersteller wie VW, Daimler und BMW weiterhin dringend nötige Fortschritte im Klimaschutz. Klimaverträglichen Verkehr kann es nur ohne Diesel und Benzin und mit deutlich weniger und kleineren Autos geben.“
Es reicht nicht aus, nur den Verkauf von Dieselfahrzeugen einzustellen oder Verbrennungsmotoren nur in einzelnen Region auslaufen zu lassen. Es ist auch nicht akzeptabel, schadstoffreiche Autos, die in einem Markt auslaufen, noch auf anderen Märkten anzubieten. Das DLR-Zieldatum für Europa muss von der Autoindustrie weltweit angewendet werden, wobei Verbrennungsmotoren, einschließlich Hybridfahrzeugen, spätestens 2028 auslaufen müssen.
Von den zwölf Weltmarktführern hat bislang nur VW zugesagt, in Zukunft nur mehr E-Autos zu bauen. „Doch die VW-Deadline ist 2040, das ist viel zu spät“, so Schuster. Greenpeace fordert daher auch gesetzliche Verbote. Die zukünftige österreichische Regierung muss ein Aus für Verbrennungsmotoren als oberste Klimapriorität betrachten. „Der Verkehr ist das größte Problemfeld der österreichischen Klimaschutz-Politik. In keinem anderen Sektor sind die Emissionen während der letzten Jahre so dramatisch gestiegen wie im Verkehr.
Es braucht ein klares Umdenken bei ÖVP, SPÖ, FPÖ und NEOS: im Rahmen des kürzlich veröffentlichten Greenpeace-Parteienchecks hat sich keine dieser Parteien für eine Ende des Verbrennungsmotors ausgesprochen,” mahnt Schuster.