„Million Mask March“ in über 480 Städten weltweit – 100 TeilnehmerInnen in Wien
Für den gestrigen 5. November rief das Internetkollektiv Anonymous zum „Million Mask March“ auf, dem „größten Protest der einflussreichsten Gruppe der Welt“, hieß es auf der zentralen Plattform millionmaskmarch.com. Demgemäß fanden gestern weltweit in über 480 Städten Protestmärsche jener 99 Prozent statt, von denen vielfach die Rede ist, aber unklar bleibt, um wem es sich ganz genau handelt. Milliardäre, die Banken und Konzerne besitzen, die wiederum Politiker korrumpieren, welche die Menschen versklaven gehören jedenfalls laut Initiatoren nicht dazu.
Neben Berlin, London, Washington DC und San Francisco fand auch in Wien ein „vereinter Marsch für Frieden, Gerechtigkeit, Fairness und Freiheit“ statt. „Wir sind Menschen, die nicht mehr und nicht weniger als eine humanere Welt wollen und brauchen“, hieß es im Aufruf des Vereins „mirkollektiv“, der die Demonstration angemeldet hatte und an der sich etwa 100 Menschen beteiligten. „Wir wollen gehört werden“, so Marcus Grimas, Obmann von „mirkollektiv“ im Gespräch mit Unsere Zeitung. Dementsprechend gab die Musikanlage am Demowagen her, was das Zeug hielt, was hin und wieder für Unmut bei der Polizei sorgte. „Ein klassisches Problem“, schmunzelt Grimas, der bereits über 40 derartige Demonstrationen durchgeführt hat – und dazu gehöre nun mal auch die passende Musik. Mit „Bass gegen Hass“ wolle man lautstark gegen Ausgrenzung, Fremdenfeindlichkeit, für freie Kultur und freie Partys demonstrieren, betont der parteilose Pirat, der sich in seinen Redebeiträgen zwischendurch für die ursprüngliche Bedeutung von Politik stark machte, nämlich einer Sache von Menschen für Menschen.
Zufrieden waren die Veranstalter, zu denen auch Pipi L.* gehört, mit der Teilnehmerzahl. „Letztes Jahr waren wir weniger als 50 Leute, nun sind wir viel mehr und können uns trotz unterschiedlicher Zugänge weiter vernetzen“, erzählt die Aktivistin. Sie setze sich vor allem gegen das geplante Freihandelsabkommen TTIP ein. „Wenn das, was sie offen tun, schon schlimm genug ist, dann ist das was sie geheim tun, noch viel schlimmer“, gibt sie zu bedenken. Angesprochen auf Guy Fawkes, der am 5. November 1605 versuchte das englische Parlament zu sprengen und dessen Maske seit dem Comicroman bzw. dessen Verfilmung „V wie Vendetta“ zum Symbol der Bewegung wurde, meint L., dass auch er gegen ein „totalitäres System“ gekämpft habe (siehe: „Remember, remember…“).
Über das, was konkret gegen die aktuellen totalitären Tendenzen in der Gesellschaft getan werden kann und welche Angebote es zur weiterführenden Vernetzung gibt, erfuhr man am „Million Mask March“ in Wien wenig, im Mittelpunkt stand das gemeinsame Auftreten als „wachsame Zivilgesellschaft“, aber auch der Partycharakter inklusive mobiler Bar kam nicht zu kurz.
Am 16. Mai 2015 organisiert „mirkollektiv“ die „Peaceparade – Die freie Parade der bunten Vielfalt“, bei der das nächste Mal friedlich durch die Stadt getanzt und auf die Fehler der Politik und die Probleme unserer Gesellschaft aufmerksam gemacht werden soll.
* Name der Redaktion bekannt ;-)
Text & Fotos: Michael Wögerer
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