„Das menschliche Glück hat keine bessere Möglichkeit, sich auszudrücken“
Dienstagfrüh, 8.30 Uhr (Ortszeit) erblickte Gema, die Tochter von Adriana Pérez und Gerardo Hernández, in Havanna das Licht der Welt. 7,7 Pfund (fast 3,5 Kilogramm) wiegt die kleine Kubanerin und ist kerngesund. Nichts Ungewöhnliches in einem Land mit flächendeckender Schwangerschaftsbetreuung, kostenloser Gesundheitsversorgung und der niedrigsten Kindersterblichkeit in ganz Amerika. Und doch ist Gema ein ganz besonderes Geschenk für ihre Eltern.
Noch vor wenigen Wochen schien es, dass ihr Vater, niemals lebend nach Kuba zurückkehren werde, nachdem er in den USA wegen angeblicher Spionage und Konspiration zur Verübung von Mord in einem von Amnesty International als unfair bezeichneten Prozess zu zweimal lebenslänglich plus 15 Jahren verurteilt worden war. Doch sein Sperma, eine für die Fortpflanzung nicht unwesentliche Flüssigkeit, durfte das Gefängnis verlassen und wurde im tiefgekühlten Zustand von kubanischen Beamten nach Panama gebracht, wo Adriana vor mehr als 8 Monaten künstlich befruchtet wurde.
Die Schwangerschaft seiner Frau war Bestandteil der 18-monatigen Geheimverhandlungen zwischen Washington und Havanna verriet Hernández nach seiner unerwarteten Rückkehr am 17. Dezember. „Wir mussten die Fernbedienung benutzen“, scherzte er im kubanischen Fernsehen.
Bei den Verhandlungen zur schrittweisen Normalisierung der Beziehungen zwischen den USA und Kuba, die kurz vor Weihnachten von den beiden Präsidenten, Barack Obama und Raúl Castro offiziell verkündet wurden, habe sich die kubanische Seite laut New York Times regelmäßig für eine solche Lösung eingesetzt. Da das FBI Besuche von Adriana Pérez in den Vereinigten Staaten als „Gefahr für die nationale Sicherheit“ verweigerte, schien eine künstliche Befruchtung die einzige Möglichkeit für das Paar zu sein, doch noch ein gemeinsames Kind zu haben. Dass Gerardo Hernández, wie seine vier Kollegen der sogenannten „Cuban Five“, nun zu Hause und in Freiheit ist, macht die Sache perfekt.
„Niemals habe ich mir so ein Glück vorstellen können“, so der strahlende Vater nach der Geburt. Die nach ihrer Entbindung mittels Kaiserschnitt erschöpfte Mutter lacht, wenn er spricht. „Es war immer so, aber jetzt scheint es so natürlich wie unvermeidlich. Das menschliche Glück hat keine bessere Möglichkeit, sich auszudrücken“, sagte sie zur kubanischen Presse und hielt dabei ihre Gema fest im Arm.
Text: Michael Wögerer (Quelle: cubadebate.cu)
Fotos: National Committee to Free the Cuban Five (fb)