Heute vor genau 70 Jahren wurde das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau von der Roten Armee befreit. Das war der Anfang vom Ende des NS-Faschismus. Der Name Auschwitz ist nun längst zum Symbol der grausamen und barbarischen Tötungsmaschinerie der Nazis geworden. Fast eine Million Menschen – darunter der Großteil Jüdinnen und Juden – wurde in den Gaskammern ermordet, Hunderttausende weitere kamen durch Misshandlungen, Krankheiten oder Hunger ums Leben. Überlebt haben nur die Wenigsten.
Eine von ihnen war Esther Bejarano. Als junge Frau wurde Esther nach Auschwitz deportiert und spielte dort im Mädchenorchester – was ihr vermutlich auch das Leben retten sollte. Später wurde sie ins KZ Ravensbrück verschleppt und erst auf einem der Todesmärsche von KZ-Häftlingen im Mai 1945 – also kurz vor der Niederschlagung des Hitler-Faschismus – konnte Esther fliehen. Ich hatte letztes Jahr in Braunau das wahnsinnig große Glück die mittlerweile 90-jährige Esther kennenlernen zu dürfen. Sie hatte an diesem Tag die weite und für sie auch anstrengende Reise von Hamburg nach Braunau auf sich genommen, um gemeinsam mit der Kölner Hiphop-Band Microphone Mafia auf der Abschlusskundgebung der antifaschistischen Demonstration in Braunau vor hunderten jungen Menschen ein Konzert zu spielen. Das ist es auch was Esther Bejarano auszeichnet: Sie ist nicht nur eine starke Frau und ein großartiger Mensch, sondern auch bis heute eine unermüdliche Mahnerin gegen Faschismus und Krieg geblieben!
Immer wieder heißt es, man solle doch endlich die Vergangenheit ruhen lassen, Ruhe geben mit all den alten Geschichten, das sei doch nun wirklich lange genug her… Nein, ganz im Gegenteil! Denn gerade weil heute nur noch wenige ZeugInnen dieser abscheulichen Verbrechen leben und wir die letzte Generation sein werden, die überhaupt noch die Möglichkeit bekommt, mit diesen Menschen zu sprechen, von ihrer Geschichte und ihrem Leid, aber auch von ihrem Kampf erzählt zu bekommen, müssen wir stets an unsere Verantwortung erinnern, nie wieder tatenlos zuzusehen, wenn Nazis und Rechtsextreme ihr Unwesen in Österreich treiben! Deshalb: Niemals vergessen!
Raffael Schöberl, Mitorganisator der alljährlichen Demonstration des Bündnis „Braunau gegen Rechts“
Hinweis: Heuer findet der antifaschistische Protestmarsch am Samstag, 18. April 2015 statt.
Bild: Esther Bejarano in Braunau 2014 (Foto: Raffael Schöberl)