Interessenvertretung der ORF-Konsument/innen konstituiert sich
Auf Initiative des IG-Autoren-Geschäftsführers Gerhard Ruiss ist die Gründung eines Verbands der ORF-Gebührenzahler/innen geplant. Die “Hauptfinanciers des ORF” hätten “keine Wahl, wofür sie zahlen”, würden vor “vollendete Tatsachen gestellt” und verfügten über keine Vertretung, heißt es in einer Aussendung der Initiative.
Die Verbandsgründer laden am 19. Februar um 18.00 Uhr zur Gründungsversammlung ins Wiener Literaturhaus. Dies geschehe auch vor dem Hintergrund des größten Umbaus des ORF in seiner Geschichte, argumentieren die Initiatoren. Mindestens 300 Millionen Euro würden in die Sanierung des ORF-Zentrums und den Neubau eines Newsrooms investiert. Bezahlt würde dies letztlich von den Gebührenteilnehmern. Kritik üben die Initiatoren auch an weiteren ORF-Sparplänen sowie an einer befürchteten Aushöhlung von Ö 1. Abgelehnt wird auch das geplante Aus für das Funkhaus.
Kommentar Udo Bachmair (Präsident der Vereinigung für Medienkultur):
Eine positive Weiterentwicklung des ORF, die auch mir als langjährigem ORF-Redakteur am Herzen liegt, ist auch im Sinne und Interesse einer funktionierenden (Medien-)Demokratie unverzichtbar. Daher ist eine Initiative, wie die von Gerhard Ruiss, in Sorge um die Zukunft des Leitmediums unseres Landes voll zu begrüßen. Die Grundbotschaft der Verbandsgründer lautet, dass sich der ORF auf seine öffentlich-rechtlichen Kernaufgaben besinnen möge. Eine Botschaft, die im Sinne eines zur Unabhängigkeit verpflichteten Qualitätsmediums wie des ORF prinzipiell unterstützungswert ist.
Die erwähnten Kernaufgaben allein könnten aber das Überleben des Unternehmens nicht garantieren, wird seitens des ORF immer wieder ins Treffen geführt. Gerade öffentlich-rechtliche Programme wie ORF 3 oder Ö 1 wären dadurch gefährdet, da sie ohne sogenannte Querfinanzierung etwa aus dem Erlös der TV-Werbung, die wiederum vor allem rund um quotenstarke (seichte) Unterhaltung angesiedelt ist, kaum weiterbestehen können. Eine nicht ganz von der Hand zu weisende Argumentation. Vor diesem Hintergrund ist nicht nur die ORF-Führung gefordert, es wäre auch Aufgabe einer konstruktiven Kultur- und Medienpolitik, dem ORF entsprechende (finanzielle) Unterstützung zu gewähren.
Für eine klare Fehlentscheidung halten die Vertreter der neuen Initiative die geplante Absiedelung des Funkhauses auf den Küniglberg. In dieser Frage verdient der neue Verband der Gebührenzahler/innen volle Unterstützung.
Das Aus für das traditionelle Funkhaus mag ökonomisch sinnvoll sein, wenngleich es an diesbezüglicher Transparenz noch mangelt. Es rüttelt aber am Selbstverständnis des ORF insgesamt. Ganz zu schweigen vom leichtsinnigen Verzicht auf einen hervorragenden Standort nahe der Innenstadt. Zudem wird der redaktionellen Vielfalt innerhalb des ORF durch eine Zusammenlegung der Radio- und Fernsehredaktionen in einem Riesen-Newscenter sowie durch die geplante Funktion eines zentralen Chefredakteurs kein guter Dienst erwiesen. Auch nicht in demokratiepolitischer Hinsicht.
Zuerst erschienen auf www.medienkultur.at
Bild: ORF-Zentrum in Wien am Küniglberg (Peter Gerstbach/CC BY-SA 3.0)