opernball2015Gedanken zum Opernball
von Alois Reisenbichler

Warum muss eine der ersten Adressen der Republik, die Wiener Oper, jedes Jahr die Bühne für Superreiche und alle, die halt zumindest in dieser einen Nacht dazugehören möchten, sein?

Die Opernballdemo – entstanden als Demonstration gegen einen Besuch von Franz Josef Strauß wegen der atomaren Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf – war wichtig. Sie war für mich immer ein notwendiges Zeichen des Widerstands und des Eintretens für mehr Gerechtigkeit.
Es ist eine Schande, dass eine Minderheit in einer Ballnacht (von Loge angefangen über die Bekleidung bis zu den Getränken) mehr ausgeben kann, als eine Familie ein ganzes Jahr an Geld zur Verfügung hat. Ganz zu schweigen von den Summen, die gekaufte Stars kosten.

opernball2015_1Und ich gebe es zu, es stimmt mich traurig, dass sich niemand mehr findet, der/die dagegen protestiert. Ja, dass viele „kleine Leute“ diesen Zirkus auch noch bewundern. Aber wenn ich nicht krank bin (wie es leider auch schon der Fall war), gehe ich jedes Jahr an diesem Tag zur Oper, weil ich auf die Vernunft der „kleinen Leute“ hoffe und das heißt für mich, dass sie diese sehr große Kluft zwischen Oben und Unten nicht hinnehmen und wenigstens protestieren. Heuer war nix los – die Polizei hatte wieder voll mobilisiert, auch wenn heuer die PolizistInnen nett und freundlich waren, einer, der immer schon seinen Auftritt macht, war auch wieder da, aber sonst nur ein paar Schaulustige, heuer weniger als in den Vorjahren.

„Mind the gap (beachten Sie die Kluft) – diese Aufschrift, zigmal in jeder U-Bahn-Station, hat mich bei meinem ersten Besuch in London am meisten beeindruckt. Sehen Sie die Kluft zwischen der Minderheit der Superreichen, die jedes Jahr beim Opernball schamlos ihren Reichtum zur Schau stellt und „dem Mann/der Frau von der Straße“, den ArbeiterInnen, PensionistInnen usw., und ganz besonders den prekär Beschäftigten, StudentInnen, alleinerziehenden Müttern/Vätern, den Arbeitslosen, Obdachlosen, MigrantInnen, Flüchtlingen usw.

Österreich ist eine Klassengesellschaft. Wir brauchen wirkliche Umverteilung von Oben nach Unten – damit die große Kluft kleiner wird. Sollte man/frau noch Zweifel haben, der Opernball zeigt, wie dringend notwendig ein Mehr an Gerechtigkeit auch in Österreich ist.

 

Alois Reisenbichler ist u. a. bei den Christ/innen für die Friedensbewegung, in der Arbeitsgemeinschaft Christentum und Sozialdemokratie (ACUS), in der Hiroshima-Gruppe Wien, in der Katholischen Arbeitnehmer/innen Bewegung (KAB) und bei Pax Christi engagiert.

Fotos: Alois Reisenbichler

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2 Kommentare

  1. Dank unserer lahmarschigen Vertreter ( ÖGB , AK ) wächst diese Kluft ständig weiter.

  2. Dank Nichtabgeltung der Produktivitätssteigerung steigt der Einkommensunterschied zwischen Unternehmer und Arbeiterschaft rapide!

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