Von Zoran Sergievski
Die umtriebige Künstlerin Andrea Maria Dusl brachte es in einem Posting in der Nacht auf Sonntag auf den Punkt: während erneut der Kreml hinter dem gefilmten Mord an Boris Nemcov vermutet wird, entstamme der Verdacht zu Rahat Alijevs Tod zunächst dem Reich der Aluhüte – zumindest für österreichische Sender und Verlage. Dusl befeuerte diese Haltung: sie unterstellte hiesigen Medien, in der Causa gleichgeschaltet zu agieren. Alijev machte den Josefstädter Häfen jedenfalls weltbekannt: vom Heimatland des Ex-Botschafters über Russland und England bis an die US-Ostküste gab es Berichte vom Ableben des Kasachen. Was Nemcov angeht, stellte ausgerechnet der deutsche Infotainmentkanal n-tv die Wahrhaftigkeit russischer Medien infrage. Gerhard Mangott, seines Zeichens renommierter Politologe aus Innsbruck, verlässt die Ebene wilder Sterndeutelei. Er stellt die nüchterne These auf, Nemcovs Ermordung schade Putin und sei daher wahrscheinlich nicht durch diesen angeordnet worden. Das Attentat mache den Dissidenten nämlich zum Märtyrer und könnte der schwachen Opposition kurzzeitig auf die Beine helfen. Die Staatsgewalt gehe auch vergleichsweise vorsichtig mit dem prominenteren Aleksej Navalny um. Mangott vermutet daher Rechtsradikale oder Apparatschiks aus Geheimdienstkreisen hinter der fraglichen Tat.
Sternhagelvoll
„Tot, aus, fertig“, sagt einer, der Herrn Hermes nicht abmurksen, aber nach dem Lebensende Teil der Körperwelten werden will – so gesehen am Dienstag bei Willkommen Österreich. Dort war auch der Journalist Daniel Schreiber zu Gast. Ihm wurde nicht die übliche Wasser-oder-Wein-Frage gestellt, denn Schreiber ist Alkoholiker. Er präsentierte in der Sendung sein persönliches Anti-Sauf-Buch. Weder Stermann noch Grissemann fuhr ihm höhnisch in die Parade. Ein denkwürdiger TV-Moment, kokettiert das Kabarettistenduo doch in der Regel selber mit der Trunksucht.
Roter Stern
Nüchtern betrachtet ist das rote Starlet der Woche nicht Alexis Tsipras, sondern unser Autor Nikolaus Lackner. Im Rahmen einer Serie zu den Swiss Leaks brachte die Giebelkreuz-Gazette ein Portrait und ein Interview (Vorschau) mit dem Kremser Koch und KPÖ-Funktionär. Der Grund: Lackner hat Anfang der Nullerjahre rund 500.000 Euro deutscher Blaublüter verspekuliert. So weit, so revolutionär: Lackner gibt an, mit dem alten Leben abgeschlossen zu haben. Die Erfahrung mit HSBC sei ein Faktor in seiner Hinwendung zum Kommunismus gewesen.
Sternenreise
Der US-Schauspieler Leonard Nimoy ist sternwärts gefahren. Der Exraucher starb am Freitag an den Spätfolgen der Lungenkrankheit COPD mit 83 in Los Angeles. Nimoy erlangte weltweit Ruhm als jahrzehntelanger Darsteller des halb menschlichen Sternenflottenoffiziers Spock in Star Trek. Von einem gänzlich anderen Stern kommend wirkt da der Austroirdische Christian Ortner, welcher in seiner Kolumne zuletzt die Griechen „Europas Steuerzahlern“ entgegenstellt. Herrn Ortner und allen anderen Griechenland-Bashern sei arte empfohlen.
Foto: Paranal After Sunset (ESO/Y. Beletsky; Lizenz: CC BY 4.0)