Von Zoran Sergievski
Nach zwölf Luftangriffen lagen die Staatsbrücke in der Salzach und der Dom der Mozartstadt in Trümmern. Im Vergleich zu vielen Städten im ‚Altreich‘ und Ostösterreich kam Salzburg aber glimpflich davon – genau wie seine NS-Funktionäre. Der kampflosen Befreiung der Stadt durch US-Streitkräfte folgte rasch die Gründung der Salzburger Nachrichten. Hier standen von Anfang an Faschisten aus Kroatien und Österreich in Lohn und Brot. Daher ermittelten die Besatzungsbehörden oft wegen brauner Texte in der Zeitung. Nach einem dieser Redakteure ist immer noch ein Journalismuspreis des Landes benannt. All das hält Martin Perterer nicht von der wilden Jubelthese ab, seine Zeitung stünde seit jeher „im Dienst der Freiheit“. Immerhin verweist er darauf, dass die Amis auf Entnazifizierung pochten. Apropos Entnazifizierung: darin ist ja auch der Wiener Staatsanwalt Hans-Peter Kronawetter gut. Schließlich hat er eine Anklage wegen Wiederbetätigung gegen rechte Hooligans fallen gelassen und behandelt ihren Angriff auf das EKH wie eine Wirtshausschlägerei. Dadurch landeten auch zwei KOMintern-Mitglieder auf der Anklagebank. PULS4 begleitete deren Genossen Rudi Fischer auf jene Stiege, wo er beim Anschlag niedergestreckt wurde. Historischer Treppenwitz: der Prozess wird am 20. April fortgesetzt. Gar unlustig ist die Schmiere, welche sich etwa um die HETA abspielt.
Kaputte Banken
In der Schule lernten wir die unsichtbare Hand kennen. Sie lässt sich weder auf die Finger klopfen noch in die Karten schauen. 2009 lernten wir: bricht die unsichtbare, packt sie gierig und bedürftig die öffentliche Hand. Anstatt sie marktkonform zu amputieren, wurde so die Hypo Alpe Adria verstaatlicht. Plötzlich war sogar Haiders privater Bankomat zu groß, um zu scheitern. Was einem Unternehmen nicht passieren darf, dürfen drei US-Konzerne mit ganzen Staaten und Regionen anstellen: sie an die Wand fahren. Finanzminister Hans Jörg Schelling ist ja auch kein Revoluzzer, wenn er dem Hypo-Nachfolgeinstitut HETA kein Geld mehr in den Rachen schieben will. Zahlen sollen das Ausland oder die Länder, nicht die Bank noch der Bund.
Kaputte Länder
Die Krone schreibt folglich von einem Crashkurs Schellings auf die Länder. Erwin Pröll und sein Vize steuern verständlicherweise gegen ihren Parteifreund. Davor hatte schon der schwarze Landeschef in Linz kurz und knapp geätzt, die eigene Landesbank werde vor Kärnten geschützt. Und die Tiroler Tageszeitung schob am Donnerstag vorsorglich mit dieser Schlagzeile Panik: „’Bad Bank‘ Heta: Hypo kostet Tirol heuer 80 Millionen Euro“. 80 Millionen! Das sind etwa 111 Euro pro Kopf im ‚Heiligen Land‘. Peanuts, od’r?
Kaputte Typen
Wenn die HETA einen Avatar hat, heißt dieser Peter Westenthaler. Ähnlich lädiert wie die Bank sah der einstige blauorange Grande vor Gericht aus: ergraut, Augenringe, Krähenfüße, Doppelkinn. Auch ein Mitglied der „Buberlpartie“ wird mal alt. Ein Schelm, wer hinter dem Freispruch der lahmen Ente Korruption wittert.
Foto: Salzburger Dom nach dem ersten US-Luftanriff 1944 (Achiv der Stadt Salzburg)