Die Paniktageimages

Kaum war die westkirchliche Karwoche um, tobte der Boulevard wieder: schließlich reiste Athens Minimessias zum weltlichen Patriarchen Moskaus. Zuvor wurde die griechische Regierung gelobt, hatte sie doch eine Schuldentilgung verkündet. Anstatt dann Alexis Tsipras Staatsbesuch bei Wladimir Putin als diplomatischen Brückenkopf zu nutzen, fühlten sich Brüsseler Eliten bemüßigt, ihren Mitgliedsstaat zu schelten. Seine Unabhängigkeit wurde offen infrage gestellt. Unterdessen nannte die teutonische Rudelöffentlichkeit hellenische Reparationsforderungen im Gros dumm. Die bürgerliche NZZ versuchte schweizerisch, verschiedene Seiten dieser Forderung abzuwägen.


Schuldfragen über Schuldfragen

Am Mittwoch begann nicht nur ein alberner Prozess gegen den Linzer Antifaschisten Jahn B. vor dem Wiener Landesgericht für Strafsachen. In der Nähe nahm auch der Hypo-Untersuchungsausschuss seine Arbeit auf. Es ist der 20. seit 1945 und erste von der Opposition initiierte. Bis Weihnachten sind über 40 Sitzungstage anberaumt. Was vielen aufstößt: der Ausschuss werde zugemüllt, die Medien mit kruder Geheimniskrämerei in ihrer Arbeit behindert. Die Regierung jedenfalls gibt Jörg Haider die Alleinschuld am Debakel am Wörthersee. Es ist freilich etwas komplizierter, wie ausführliche Online-Hintergrundberichte im Format, der Presse und den Salzburger Nachrichten beweisen. Nennen wir es also Hauptschuld. Der Ausschuss steht jedenfalls unter Beobachtung und Erfolgsdruck.


Untergang des Abendlands

Zwei Tage später begann für viele Wiener ThekentheologInnen, Stammtischschreiberlinge, Schankschwachmaten, Pissoirphilosophen und andere KaffeehauskennerInnen das Armageddon. Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) kündigten ein totales Rauchvebrot für die Gastronomie ab Mai 2018 an. Das letzte halbwegs lebendige Parteiblatt des Landes äußerte Verständnis für den Unmut in der Gastronomie. Der SWV forderte Förderungen bei Rückbauten. Die nationalen Parteien rechts der ÖVP zuckten erwartungsgemäß aus: sie nennen das Verbot einen Angriff auf die Wahlfreiheit, lehnen Zwangsmaßnahmen wie das generelle Rauchverbot entschieden ab und vergleichen das Vorhaben hysterisch mit der DDR.


Kollege in Not

Derweil ereignet sich die echte Tragödie im Staatsgefängnis von Mahanoy, Pennsylvania, USA. Dort ist der afroamerikanische Aktivist und Journalist Mumia Abu-Jamal eingesperrt, seitdem er aus dem Todestrakt entlassen wurde. Abu-Jamal sitzt seit über 30 Jahren unschuldig in Haft. Er erlitt Ende März ein diabetisches Koma und bangt weiter um sein Leben. Die Gefängnisleitung verweigert ihm lebensnotwendige Medikamente, zudem erhält der junge Welt-Kolumnist nur inadäquate Nahrung. Seine Frau Wadiya fürchtet, die aktuelle Krise und das Verhalten der Behörden könnten ein Todesurteil durch die Hintertür bedeuten. Daher ist eine Petition im Umlauf, um Abu-Jamal zumindest zurück ins Spital zu bringen. Sie kann hier unterschrieben werden.

Foto: alte Rauchverbotstafel im Salzkammergut.

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