Wer zahlt, schafft an? Identitären-Sprachrohr nation-sparta.net kann auf Facebook bezahlte Werbung schalten.
Der flächendeckende Zugang zum Internet bringt einen Pool an Möglichkeiten mit sich. So wohnt ihm etwa das Potential zur Demokratisierung der Medienlandschaft und der Gesellschaft inne – eine Vision, zu der wir mit Unserer Zeitung ein Stück beitragen wollen. Das World Wide Web spült allerdings auch tagtäglich eine Vielzahl an Falschmeldungen, Verschwörungstheorien und Hetze auf die Rechner der Welt. Für Facebook scheint dies kein Problem zu sein, solange ausreichend Geld fließt.
Vertrackte Weltsicht mit einer Prise Boulevard
„Das ist die Wahrheit! Die Alternative zur Lügenpresse“ – mit diesem großspurigen Zweizeiler wirbt nation-sparta.net auf Facebook. Weder das Wording noch das Logo – das von den „Identitären“ zum Symbol erkorene Lambda – lassen Zweifel daran, aus welchem Eck die vermeintliche „Wahrheit“ kommt. Und der Inhalt der Seite hält, was der Ersteindruck verspricht. Abstruse Anti-Islam-Artikel, Pegida-Apologien und ein Youtube-Channel mit der Dresdener Rede des niederländischen Rechtspopulisten Geert Wilders. Alles in allem mutet nation-sparta.net wie ein missglückter Versuch an, die vertrackte Weltsicht der „Identitären“ mit einer Prise Boulevard für die breite Masse aufzubereiten.
Kein Problem mit rechter Hetze?
Problematisch ist allerdings, dass Facebook im Inhalt der Seite kein Hindernis dafür zu sehen scheint, ein höchst fragwürdiges Produkt per bezahlter Werbung zahlreichen Usern auf’s Auge zu drücken – gerade, wo Facebook zum primären Sprachrohr auch vieler etablierter Nachrichtenseiten wird.
Während das linke „Lower Class Magazin“ vor wenigen Wochen aufgrund seiner Berichterstattung (die allerdings gut recherchiert und belegbar war) auf facebook schlicht gesperrt und erst nach einiger Zeit und breitem Protest wieder freigeschalten wurde, scheint man sich beim Zuckerberg-Konzern an kruden Hetzartikeln nicht zu stoßen. Umso problematischer, dass man so in Zeiten berechtigter Medienkritik eine Seite pusht, die potentiellen LeserInnen Sand in die Augen streut und Missgunst und Rassismus säht. Die Website mit Schwerpunkt auf Deutschland enthält übrigens auch eine Österreich-Rubrik.
DÖW: Identitäre sind rechtsextrem und neofaschistisch
Auch wenn die „Identitären“ stets versuchen, ihren rechten Hintergrund zu verschleiern, zeigten sie gerade hierzulande erst kürzlich wieder ihr wahres Gesicht. Vergangene Woche störten sie zwei antifaschistische Veranstaltungen an der Grazer Uni binnen weniger Stunden. Brisant war dabei die Anwesenheit eines FPÖ-Gemeinderates. Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) stuft die „Identitäre Bewegung“ als rechtsextrem und neofaschistisch ein.
Fotos: screenshots (nation-sparta.net/facebook)