Ein persönlicher Nachruf von Nikolaus Lackner
Es ist sehr schwierig, einen Nachruf zu schreiben, wenn man erst vor wenigen Minuten erfahren hat, dass ein Vorbild, von dem man insgeheim hoffte, es würde ewig leben nicht mehr da ist. Ihr Lebensweg ist vielen Menschen, auch weit über die kommunistische Gesinnungsgemeinschaft bekannt.
Ich werde den Moment nie vergessen, als ich kurz nach meinem Beitritt zur KPÖ einer der Zusammenkünfte in der Leopoldstadt beiwohnen durfte. Wir AktivistInnen trafen uns in einem kleinen Kaffeehaus und als Irma Schwager den Raum betrat schien es, als ob ein Spot auf sie gerichtet worden wäre: Eine Frau von zartem, fasst gebrechlichem Wuchs, aber mit einer Präsenz, die ausgereicht hätte um Stadien zu füllen.
Dann war da dieser Satz den Irma zu einer neu beigetretenen Genossin sagte: „Ich freue mich sehr Dich kennenlernen zu dürfen, und dass Du heute Da bist!“. So war sie. Weder eitel noch von sich eingenommen, sondern immer, bis ins hohe Alter mehr am Gegenüber als an sich selbst interessiert.
Irma Schwager ist nun nicht mehr unter uns. Aber Ihr Kampfeswille, ihr Mut und ihr Gerechtigkeitssinn, ihr unbedingtes Eintreten für den Frieden und die Sache der Frauen werden ebenso wie ihr entschiedenes Auftreten gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und den neuen, alten Nationalsozialismus im blauen Gewand als leuchtendes Beispiel bleiben. Weit über ihren fast ein Jahrhundert währenden Lebensweg hinaus.
Liebe Irma, ich hätte noch gern einmal einen Tee mit Dir getrunken, in Deinem Salon am Donaukanal. Nun bleibt mir nur mehr noch, Dir mit einer tiefen Verneigung für alles zu danken, was Du uns Menschen gelehrt hast. Ob in Österreich, in Belgien, in Frankreich oder in Vietnam.
Gute Reise Irma.
- Eine Pionierin der Frauenrechte – Irma Schwager im Portrait (ORF, 2011)
- Maria Ascher: Irma Schwager – Eine Frau im Widerstand (Alfred Klahr Gesellschaft)
- Kurz-Biographie von Irma Schwager (Austria-Forum)
Foto: linz-gegen-rechts.at