Mikis Theodorakis, griechischer Komponist, Schriftsteller und Politiker, feiert heute seinen 90. Geburtstag
Am 29. Juli 1925 geboren, beginnt Theodorakis mit 12 Jahren zu komponieren. Schon früh engagiert er sich gegen Unterdrückung und Krieg. 1942, mit noch nicht einmal 17 Jahren, wird er auf einer Kundgebung zum ersten Mal verhaftet, unter der deutschen Besatzung bis 1944 noch weitere zwei Mal. Zeitgleich mit dem Abzug der deutschen Faschisten im Oktober besetzen englische Truppen Griechenland und verfolgen diejenigen Widerstandskämpfer, die gegen Hitler gekämpft haben.
1945 beginnt Theodorakis am Athener Konservatorium sein Kompositionsstudium. Auf einer Demonstration im März 1946 wird er zusammengeschlagen, für tot erklärt und erwacht im Leichenhaus. 1947/48 erneute Verhaftungen, Verbannung u. a. auf die Gefängnisinsel Makronisos. Nach dem offiziellen Ende des „Bürgerkriegs“ im Herbst 1949 studiert er weiter und besteht im Sommer 1950 das Abschlussexamen. In den Folgejahren Kompositionen der verschiedensten Art (Orchesterwerke, Lieder). 1963, nach der Ermordung des linken Abgeordneten Grigoris Lambrakis wird Theodorakis Vorsitzender der neugegründeten Lambrakis-Jugend. 1964 wird er Abgeordneter im Griechischen Parlament und nimmt den Parlamentssitz von Lambrakis ein. Am 21. April 1967 putscht die faschistische Junta. Theodorakis ruft am gleichen Tag zum Widerstand auf und geht in den Untergrund. Im August wird er verhaftet. Das Spielen seiner Musik wird – im Armeebefehl Nr. 13 von 1.6.1967 – verboten.
Im Januar 1968 wird Theodorakis unter dem Druck einer großen internationalen Öffentlichkeit freigelassen, im August erneut verhaftet und mit seiner Familie deportiert, später ins KZ Oropos überführt. Überall auf der Welt bilden sich Komitees, die seine Freilassung fordern. Zu den Initiatoren gehören u.a. Harry Belafonte, Arthur Miller, Leonard Bernstein und Dimitri Schostakowitsch. Am 13. April 1970 gelingt dem französischen Schriftsteller und Politiker Jean-Jacques Servan-Schreiber die Freilassung von Theodorakis zu erwirken und ihn nach Paris zu bringen.
1972/73 im Pariser Exil lernt Theodorakis Pablo Neruda kennen, der zu dieser Zeit chilenischer Botschafter in Frankreich ist. Er komponiert Teile aus Nerudas „Canto General“. Die Uraufführung ist für die dritte Septemberwoche 1973 in Santiago de Chile geplant, doch dazu kommt es nicht. Der faschistische Putsch in Chile verhindert das Konzert.
Am 24. Juli 1974 muss die griechische Junta zurücktreten, am 25. Juli kehrt Theodorakis nach Athen zurück. Im Herbst endlich, nun in Athen, die Uraufführung des „Canto General“.
1981 wird Theodorakis als unabhängiger Kandidat auf der Liste der Kommunistischen Partei ins Parlament gewählt. 1989 kandidiert er als unabhängiger Linker auf der Liste der konservativen „Nea Dimokratia“, in der Absicht, die verfeindeten Lager zu einen und den Weg für eine Große Koalition zur inneren Aussöhnung zu bereiten. 1990 wird er Staatsminister ohne Geschäftsbereich beim Ministerpräsidenten. 1992 verlässt er die Regierung, nachdem er einige seiner Vorstellungen durchsetzen konnte, das meiste jedoch nicht. 1993 legt er auch sein Parlamentsmandat nieder und wird wenig später Generalmusikdirektor des Staatlichen griechischen Rundfunkchores und der Rundfunkorchester. Im Herbst 1993 kann Theodorakis erstmals den „Canto General“ in Santiago de Chile aufführen. 1995 verlässt er Griechenland, um sich in Paris ungestört seinem sinfonischen Schaffen widmen zu können.
1999, Theodorakis lebt längst wieder in Griechenland, beginnt die NATO den Krieg gegen Jugoslawien. In nur zwei, drei Tagen organisiert Theodorakis ein Konzert in Athen mit vielen griechischen Künstlern, um gegen diesen Krieg zu protestieren. Er ist immer einer der Ersten, die ihre Stimme erheben, so auch zu Beginn der Kriege gegen Afghanistan und den Irak. Theodorakis wird für den Friedens-Nobelpreis vorgeschlagen.
Theodorakis mischt sich ein, immer und immer wieder, ja, er provoziert und polarisiert, aber nicht um der Provokation willen, sondern um Probleme aufzureißen, zu verdeutlichen, sie zu diskutieren, nach Lösungen, auch ungewöhnlichen, zu suchen. Er wird oft – und von manchen sehr bewusst – missverstanden. Wenn er sich im Unabhängigkeitskampf der Palästinenser gegen die israelische Besatzung an die Seite Palästinas stellt, wirft man ihm Antisemitismus vor. Theodorakis ein Antisemit? Er, der den Mauthausen-Zyklus geschrieben hat, welcher wie kein anderes Kunstwerk das Leid des jüdischen Volkes unter dem Faschismus thematisiert? das geht nicht zusammen. Theodorakis gar ein Rechter, weil er eine Koalition mit den Liberalen einging? „Was heißt das, ein Rechter? Wenn ich ein Rechter bin, wer ist dann ein Linker? Wenn die Linke den Kampf für die Freiheit darstellt, für die Menschenrechte, die Abschaffung der Armut, den Kampf…um die Wahrheit, wenn sie bedeutet, dass man sein ganzes Leben einsetzt für die anderen, so darf ich sagen, dass ich mein ganzes Leben auf diesen Grundsätzen aufgebaut habe, und ich gehe auf diesem Weg, den ich nie, nie verlassen habe, weiter. Ich bin ein Linker und bleibe ein Linker.“ (Theodorakis in einem Interview 1990.)
Ein Sirtaki zu seinem heutigen 90. Geburtstag:
(gekürzt entnommen aus „Nötig wie Nahrung ist uns der Widerstand – Mikis Theodorakis zum 80.“ von Ludwig Streng, QUIJOTE
veröffentlicht in UNSERE ZEIT, am 29.7.2005
danke für den artikel. leider ist kein fest für diesen helden griechenlands in wien zu finden. eigentlich eine schande für griechen, griechenlandfreunde und griechische institutionen in wien.
Danke für das Feedback! Gerne helfen wir im nächsten Jahr mit etwas zu organisieren.
Einfach rechtzeitig erinnern: redaktion@unsere-zeitung.at
Danke für diesen Artikel. Leider ist auch dieses Jahr kein Fest für diesen großen Helden Griechenlands in Wien zu finden. Das ist sehr schade.
Ich bin eine große Bewunderin von Yiannis Kotsiras. Ich würde mich sehr freuen, wenn er einmal nach Wien kommen würde zu einem Konzert.