[3K – Massenmedien am Montag: Folge 33]
Das NEWS zeigt, wie man interviewen soll. Tessa Prager und Yilmaz Gülüm haben Heinz-Christian Strache mit ausgezeichneten Fragen entblößt. Gleich zu Anfang steigt der Demagoge mit dem alten Lied vom Wirtschaftsflüchtling sowie Terror-Märchen ein.
Das NEWS-Team kontert: „Das können Sie noch gar nicht wissen, das wird ja in den Asylverfahren erst geprüft.“ Auf Orbán-und-Mauer-Anspielungen antwortet der Parteiführer, sein Haus sei ja auch umzäunt. Warum die „soziale Heimatpartei“ gegen Mindestsicherung und Reichensteuer ist? „Ein Langzeitarbeitsloser sollte verpflichtet werden, für die Allgemeinheit etwas zu tun“, damit er die vollen Leistungen erhält. Außerdem: „Die Leistungsträger haben ihr Geld ja nicht gestohlen.“, sondern ein Leben lang hart gearbeitet. Gemeinsame Schule? Dagegen, weil – Obacht – leistungsfeindlich.
(Das sieht die WKÖ übrigens anders.) Dass die „meisten Großverdiener unter Parlamentariern“ in seinem Klub sitzen, sei nicht unglaubwürdig gegenüber sozial Schwachen, sondern spräche für die Abgeordneten. Wo war deren Leistung genau? Rechtlich unhaltbare Wahlversprechen? Egal: „Ich kandidiere nicht für den Gemeinderat, sondern als Wiener Bürgermeister.“, sagt er im Stil eines präpotenten Austropopstars. Einwand NEWS: „Das gibt halt das Wahlrecht nicht her.“ Strache: „Sehr wohl.“ Tatsächlich steht in der Wiener Gemeindewahlordnung: „§ 94. Der Bürgermeister wird vom Gemeinderat mit unbedingter Mehrheit der abgegebenen gültigen Stimmen gewählt.“ Spiel, Satz und Sieg für das Duo Prager-Gülüm.
Apropos Sport: hier bietet NEWS eine ausführliche Reportage zum Auswärtserfolg der Nationalelf, ZiB-Analyse und Prohaska-Medien-Selbstkritik inklusive. Die allseits veröffentlichte Meinung: der Schweizer Marcel Koller hat das wirklich gut hingekriegt. Michael Sprenger versuchte letzten Montag eine Zuspitzung in der Tiroler Tageszeitung (TT): „Lassen Menschen, die vielleicht sonst lieber von Neger, Jugos und Türken reden, mit einem Dress des Nationalteams in die Arbeit gehen, um dort entzückt über Zlatko, Aleksandar, Marko und David zu philosophieren.“
Beim Versuch blieb es nicht allein, weil Sprengers Satzbau verwirrt und Türken nun mal Türken sind. (Überdies klingt „Jugo“ im Vergleich zum N-Wort geradezu harmlos.) Solche Artikel gehen auch deshalb in der TT unter, weil sie Thomas Hörmann beschäftigt. Der Redakteur fiel schon 2013 mit rassistischen Dummheiten zur Innsbrucker Drogenszene auf. Doch niemand hat aus dem Fall gelernt: er konnte am Mittwoch einen ähnlichen Artikel veröffentlichen. Der Autor schreibt sich eine marokkanische Mafia herbei. Tirols Polizei gelang demnach „der wohl schwerste Schlag gegen die Szene seit Ankunft der Nordafrikaner vor mittlerweile zwölf Jahren.“ Fazit: lächerliche „800 g Cannabisharz, ca. 30 g Marihuana, ca. 147,3 g Kokain“ und 19507 Euro. Einer, der wirklich beeindruckt, wirkt derweil am anderen Ende des Landes: Hans Peter Doskozil, der burgenländische Polizeichef dieser Tage, fällt auf.
Beitragsbild: Multimedia-Blog Brundespraesident.in – Strache im BM.I
Foto: Multimedia-Blog Brundespraesident.in – Strache im BM.I (Lizenzen für beide Fotos: CC BY SA 2.0)