Wenn Danijela Plilic auf einer Party gefragt wird woher sie kommt, lautet die Antwort ganz eindeutig: Jugoslawien – von „Ehemaliges“ keine Spur. Denn das ist das Land, in dem sie Anfang der Siebzigerjahre geboren wurde und aufwuchs und „was daraus wurde, ist nicht das, woher ich kam“. Im Alter von zehn Jahren zog sie mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder von Split nach München. Auf ihrem weiteren Lebensweg sammelte sie immer mehr „Koordinaten“, an denen sie sich zeitweise niederließ, doch ihre Wurzeln blieben gleich.
Sind ihre „Ursprungskoordinaten“ für den Gesprächspartner zufriedenstellend geklärt – was meist erst dann der Fall ist, wenn sie sagt: „Mutter Serbin, Vater Kroate“ – kommt meist die unweigerliche Frage: „Was ist da eigentlich auf dem Balkan los? Erklär doch mal…“ Dass der Zerfall ihrer Heimat kein belangloses Partythema ist und nicht in zwei Sätzen zusammengefasst werden kann, kommt den wenigsten in den Sinn. In ihrem Buch „Sommer vorm Balkan“ jedoch malt Danijela Pilic ein facettenreiches Bild von der Geschichte ihres ersten Zuhauses, seiner Kultur und seiner Seele. Das tut sie auf sehr lebendige, sympathische und lebensnahe Art und Weise. Komplex und doch kurzweilig vermischt sie Erzählungen über historische Ereignisse, bekannte und weniger bekannte Personen und ihre eigene Familie und schafft so ein lückenloses Bild von ihrem Jugoslawien. Sie schreibt über Bräuche, Sprichwörter, die Eigenheiten der Sprache und erklärt, wieso das Meer und der Wind Teil ihres Glücks sind. Dabei spart sie nicht an wichtigen Weisheiten wie „Knoblauch halte ich für allmächtig“, „Tod dem Faschismus kann man nicht früh genug brüllen“ oder auch „Zugluft ist das schlimmste und gefährlichste aller Übel“.