Ein Gedenkabend für Anne Frank
Von Helmut Swoboda
In Erinnerung an Anne Frank, deren Todestag sich heuer zum 70. Mal jährt, fand am 25. November in der Städtischen Bücherei Simmering ein Gedenkabend statt. Anne Frank wurde am 12. Juni 1929 in Frankfurt am Main geboren. 1933 floh sie zusammen mit ihrer jüdischen Familie vor den Nazis nach Amsterdam. Dort dauerte die Sicherheit allerdings nur kurz. Mit der Besetzung der Niederlande durch Nazi-Deutschland mussten sie sich verstecken, wurden aber 1944 verraten und im August nach Auschwitz deportiert. Anne Frank kam dann mit dem Rückzug der deutschen Truppen in das KZ Bergen-Belsen, wo sie im März 1945, der genaue Todestag ist unbekannt, ermordet wurde. Ihr Vater war der einzige Überlebende der Familie. Nach dem Krieg widmete er sich der Veröffentlichung des Tagebuches seiner Tochter.
Den Gedenkabend mit dem Titel „Sag mir, wo die Blumen sind?“ gestalteten Christian Laimer (Gesang und Lesung) und der Leiter der Musikschule Simmering, Mag. Hanno Garrelts (Klavier). Nach dem ersten Lied („Dans le port d’ Amsterdam von Jaques Brel) las Christian Laimer die erste Eintragung in „Kitty“, wie Anne Frank ihr Tagebuch nannte, das sie zu ihrem Geburtstag geschenkt bekommen hatte.
Am 12. Juni 1942 beschreibt Anne ihre Mitschüler in ihrer Klasse und vermerkt, Juden dürfen nicht mehr mit der Straßenbahn fahren.
Danach folgte das Lied „Gute Nacht“ (Fremd bin ich eigezogen) aus Schuberts „Winterreise“. Die darauffolgende Lesung schilderte den 8. Juli 1942. An diesem Tag befand sie bereits im Versteck bei van Daan. Annes Vater hatte zuvor einen Aufruf der SS bekommen. Anne weiß, was das bedeutet. Sie ist darüber informiert, dass es Internierungslager für Juden gibt.
Danach sang Christian Laimer die Arie „Summertime“ aus der Oper „Borgy and Bess“ von George Gershwin. Im Anschluss daran las er die Tagebucheintragungen vom 11. Juli 1942 und 9. Oktober 1942. Im Juli-Eintrag schildert Anne Frank, wie viele ihrer Mitbewohner die Glocke vom Wester-Turm stört. Im Oktober-Eintrag beschreibt sie, wie jüdische Bekannte gruppenweise abtransportiert werden. Sie kennt die Zustände in den Sammellagern von einer geflohen Person. Im Radio hörte sie von Vergasungen und Geiselnahmen durch die GESTAPO.
Das nächste Lied war “Everytime we say Good bye“ von Ella Fitzgerald. In der „Kitty“-Eintragung vom 12. Februar 1944 ist die Unruhe von Anne spürbar. Am Montag den 3. April beschreibt sie die einseitige und schlechte Ernährung. Der Eintragung von Ostern ist gekennzeichnet von Angst, entdeckt zu werden. Am Dienstag, den 6. Juni 1944 freut sie sich über die Radiomeldungen vom D-Day. Sie fasst Mut, als sie die Ansprache von Eisenhower an das französische Volk hört. Zum Schluss dann der letzte Eintrag vom 1. August 1944.
Am 4. August 1944 wurde Anne Frank vormittags von SS-Oberscharführer Karls Josef Silberbauer mit Hilfe der Grünen Polizei (holländische Helfer der Nationalsozialisten) verhaftet und abtransportiert.
Zum Abschluss des Abends erklang das Lied „Sag mir, wo die Blumen blühen“ von Marlene Dietrich.
Es war ein berührender Abend über die Symbolfigur Anne Frank, die für das Leiden und Sterben von Millionen von Juden im Dritten Reich steht. Es ist nur zu empfehlen, dieses Tagebuch immer wieder zu lesen. Vielleicht jetzt in der Adventzeit?
Titelbild: Stolperstein für Anne Frank vor dem Haus Pastorplatz Nr. 1 in Aachen, wo Anne im Jahr 1933 bei ihrer Großmutter Rosa Holländer lebte. (© Túrelio (via Wikimedia-Commons), 2012 / Lizenz: Creative Commons CC-BY-SA-3.0-de); Schulfoto von Anne Frank (public domain)