[3K – Massenmedien am Montag: Folge 49]
Ursprünglich hätte die Tributesendung Otto – Geboren um zu Blödeln Mitte November laufen sollen. Doch aufgrund der Pariser Anschläge verschoben das ZDF, das SF und der ORF die Koproduktion. Das war eine kluge Entscheidung, welche andernfalls Bülent Ceylan und den Sendern viel Hass eingebracht hätte.
So führte der Deutschtürke zu fortgeschrittener Stunde ein Wortspiel auf, das Hänsel und Gretel als Hasan und Gülcan verballhornte. Als die Tribünen auf seine in Kanak Sprak vorgetragenen Pointen verhalten reagierten, erlaubte sich Ceylan diesen bösen Sager:
„Wenn ich mach Witz, musst ihr lache, sonst macht Ali Bombenstimmung!“
Natürlich wäre nicht nur dieser Schmäh ein Anlass für Shitstorms gewesen. Das gesamte Format wäre als pietätlos gescholten worden. Wer die Sendung nicht vor ein paar Wochen im SF sah, am 18. Dezember ORF eins mied und am 30. ein anderes Programm dem ZDF vorzog, erhält nun eine Zusammenfassung.
Die größte Sünde dieses TV-Events materialisierte sich im Moderator. Es war Johannes B. Kerner, der versteifte ZDF-Multifunktions-Schönling mit aufgeknöpftem Hemd. Unverständlich war die Anwesenheit von Wolferl Ambros. Während das Gros der Studiogäste zumindest einmal entweder mit Otto Waalkes zusammenarbeitete oder von ihm parodiert wurde, erschien der Auftritt des Austropop-Barden als Zugeständnis an den ORF. Ambros trug Schifoan vor. Otto verlieh der Nummer als hochdeutscher Konsekutivdolmetscher den gewohnt absurden Sinn. Ein Kameraschwenk zur anwesenden Ingrid Thurnher machte deutlich, wie abgenutzt die Nummer in Österreich ist. Man klatscht eh mit, aber gesungen wird nur vollfett beim Après-Ski. Mit ihrem gequälten Lächeln war sie an diesem Abend nicht allein unter den versammelten Promis, der Jubilar inklusive.
Kerner erinnerte an jenes legendäre ZiB-Interview, bei dem der Ostfriese der Vorarlbergerin ständig ins Wort fiel und unter den Tisch kroch, Stichwort „Frau Turnschuh“. Marco Rima und Willy Astor gehörten auch zu den Lichtblicken der Sendung. Schön waren die zahlreichen Ottifanten-Projektionen auf der Bühnenleinwand. Bully Herbig musizierte mehrmals mit Otto, DJ Bobo und Cosma Shiva Hagen hörte man ebenfalls live. Der Rest der Musik (vor allem von Santiano, der Spider Murphy Gang und der EAV) schien der Dose entnommen. Das Studiopublikum begleitete alle Lieder im permanent preußischen Rums-Rums-Rums, wobei Takt und Tempo leicht angepasst wurden.
Zuletzt sind die wichtigsten Daten aufzuzählen: die Feier zu Ehren des 50. Bühnenjubiläums von Waalkes wurde bereits am 3. Juli aufgezeichnet. Sie dauerte zweieinhalb Stunden, welche dem ZDF am Mittwoch den Primetime-Sieg brachten: insgesamt 4,72 Millionen Menschen verfolgten die Show, davon 1,12 Millionen in der Zielgruppe zwischen 14 und 49. Somit erreichte man laut Quotenmeter 15,7 Prozent aller ZuschauerInnen am Mittwoch.
Man gönnt es Otto, wenngleich die Sendung eher bemüht war. Die 3sat-Anstalten haben bis 2018 Zeit, um sich für seinen 70er etwas besseres zu überlegen.
Foto: Bundesarchiv, B 145 Bild-F051135-0020 / Schaack, Lothar / CC-BY-SA 3.0