Pfuschen ist eine Kunst, die Österreich scheinbar perfektioniert hat.
Eine Betrachtung
Der kongeniale heimische Kabarettist Gunkl sagte einmal über Österreich, dass zwei Begriffe es zu dem machen was es ist. Die Formel lautet, „Eh“ und „Immerhin.“ Zitat: „Wenn etwas eh geht, weiß niemand wie lang es noch so geht oder auch nur wieso. Aber, und jetzt kommt der Tragödie zweiter Teil, immerhin es geht Eh.“
Speziell für das österreichische Nationalbewusstsein der jüngeren Geschichte, gilt eine ähnliche Formel, die in zwei Wörtern zusammengefasst werden könnte, nämlich Cordoba und Neutralität. Diese zwei Wörter stehen für historische Ereignisse wichtiger Bedeutung, aber auch als Beispiel für die Mentalität in Österreich, die Gunkl so schön beschrieben hat.
Was nach dem Krieg das Land unter anderem so zusammengeschweißt hat, waren die Erfahrungen der Bomben und Hilterherrschaft, gemeint ist Hintnerherrschaft, äh Hitlerherrschaft (1) . Aber so entstand auch eine Idee, wonach Österreich das sogenannte „erste Opfer“ Nazideutschlands gewesen sein sollte. Diese „Opfertheorie“ war auch eine Schlüsselzutat für Österreichs späteres Neutralitätsverständnis. Wir waren zwar auch schuld, aber irgendwie auch nicht. Was unter anderem dazu führte, dass sich die Österreicher wirklich als Österreicher verstanden. Der Geschichtsunterricht endete bei dem Jahr 1918. Deserteure der Wehrmacht wurden als Aussätzige behandelt, weil Opa ja im Gegensatz zu den Kameradenschweinen im Krieg seine Heimat verteidigt hatte. Zwar war er bei der Waffen-SS und der Krieg war an sich ein Verbrechen, aber unsere Leute haben nur ihre Pflicht getan.
Eine Legende, eine österreichische, ist Cordoba. Der Name steht für ein Match im Rahmen der Fußball-WM 1978. Ausgetragen in Cordoba, Argentinien. Österreich hatte nichts mehr zu gewinnen, als es gegen die Mannschaft der BRD antrat. Vom Reingewinn ging es nur noch um die goldene Ananas, oder dem Lampenschirmorden in Platin. Wir haben weder die WM gewonnen, noch waren wir in der Tabelle die beste Mannschaft. Der Grund warum das Match aber historisch so wichtig ist: Wir haben gegen Deutschland gewonnen. Wir haben die „Piefke“ ha`m g`schickt. Der Triumph war es, aus einem Bewerb auszuscheiden und eine andere Mannschaft mitzunehmen. So etwas nennt man auch Schadenfreude. Oder gesunden Patriotismus. In Wien existiert sogar ein Platz, der an dieses historische Ereignis erinnern soll. Den Cordoba-Platz.
Gunkl sagte auch, es gebe im österreichischen kein Wort für, „etwas auf die Reihe kriegen.“ Das ist eine der schlechten Eigenschaften dieses Landes, dass es sich mit halbfertigen Zuständen zufrieden gibt. Vieles ist in so einem Schwebezustand. Die Bildungsfrage, seit einem halben Jahrhundert ausdauernd im Kreis reformiert, erschöpft die meiste Energie durch den Streit über die Phrase „Gesamtschule.“ Das Heer ist quasi nicht der Lage, seine primäre Hauptaufgabe zu erfüllen. Nämlich die staatliche Souveränität aufrecht zu erhalten. Stattdessen streitet man sich über Katastropheneinsätze und die rechtlichen Fragen des Zivildienstes. Aber es funktioniert eh alles. Immerhin.
(1) Mister Hilter war eine Figur aus einem Sketch der Gruppe Monty Pyhton. In diesem Sketch, versteckt sich ein gewisser Herr Hilter (Hitler) in einem englischen Hotel.
Die Hintnerjugend ist die offizielle Jugendorganisation der Polit-Persiflage-Partei DIE PARTEI, die von der Satire-Zeitschrift Titanic gegründet wurde.
Foto: Österreich-Flagge (Mikekilo74, Lizenz: CC BY-SA 3.0)
DAZIBAO – „Satirische Propaganda“ von Max Sternbauer: