[3K – Massenmedien am Montag: Folge 64]
Die bereits ausgelieferte Mainummer des Red Bulletin zitiert den millionenschweren Ballesterer Lionel Messi: „Ich würde genauso gern Fußball spielen, wenn mich niemand dafür bezahlte.“ Das ist eine schöne Anwendung des Konjunktivs, ein noch schönerer Schmäh, bedenkt man, das der Profisportler durch die Panama Papers jüngst unter Druck geriet. Auch die UEFA und die FIFA stehen in der Kritik, abseits der Papers etwa wegen unfairer Löhne im Frauenfußball. Deshalb läuft eine PR-Kampagne zur Förderung weiblicher Kicker.
Eine wohlhabende Frau ist die russische Oligarchin Olga Mirimskaya. Mit zwei ihrer Firmen soll die Raiffeisen risikoreiche Briefkastengeschäfte abgewickelt haben. Unter dem Giebelkreuz gibt man sich lammfromm: Aufgrund des Bankgeheimnisses gibt es keine Details, „obwohl wir anhand von Einzelfällen sehr gut erläutern könnten, aus welchen Gründen eine Offshore-Konstruktion plausibel sein kann.“, heißt es in einem Schreiben an die APA.
Freitag früh brachte die APA dann auch eine Analyse der ORF-Sendung Die 2 im Gespräch. Das Format an sich war recht klassisch organisiert; Marie-Claire Zimmermann und Tarek Leitner wechselten sich in der Moderation der Debatten ab. Bevor alle KandidatInnen bis auf Richard „Kasperl“ Lugner je zu zweit gegeneinander antraten, wurden kurze Videos eingespielt. Sie erinnerten inhaltlich an frühe Willkommen Österreich-Beiträge des „Apothekers“ Thomas Edlinger, also pointierte Vergleiche der jeweiligen KontrahentInnen. Überflüssig wirkten hingegen Kommentarclips anwesender JournalistInnen, welche an jeden Talk anschlossen. Immerhin kamen sowohl Frauen als auch Männer der wichtigsten Printmedien von Bregenz bis Graz zu Wort. Inhaltlich ging es immer wieder um Flüchtlinge, bei Hofer und Griss wurden Nazi-Sager angekreidet, sonst – wie oben – keine Details. Der APA fiel auch auf, das Alexander Van der Bellen geschickt im roten WählerInnenteich fischte, angriffig gewesen sei. Die anderen Alphamännchen wiederum waren in direkten Konfrontationen unverständlich, da sie sich gegenseitig ständig ins Wort fielen und blockierten. Das nervte Leitner und Zimmermann. Die grundsätzliche Unlust am Wahlkampf, die Rudolf Hundstorfer seit Wochen vermittelt und auch in dieser Sendung versprühte, hat ihm keinen Zulauf gebracht. Überhaupt: Ein dicker SP-Veteran, ein starker Raucher, ein Gehbehinderter, drei GreisInnen – und Medien nennen es „Rennen um die Hofburg“, „Marathon“? Bei diesen AthletInnen ist das schon Extremsport, womit wir wieder beim Red Bulletin wären. Natürlich ist es ein rhetorischer Streich der Blauen, Norbert Hofer mit dem Slogan „Aufstehen für Österreich“ zu affichieren. Denn es vermittelt dem eigentlich an der Hofburg desinteressierten Pegidarasten und seiner Flüchtlingsheimfurcht-Omi: Wenn schon DER aufsteht, muss es ernst sein, daher werden wir wohl auch zum Wahllokal walken können, zu dieser urpatriotischen Tat. Das ist objektiv immer noch sportlicher als Störaktionen bei den Schutzbefohlenen.
Foto: Screenshot (ORF-TVThek).