Seit 23. April erscheint die deutsche Tageszeitung „junge Welt“ auch in Österreich. Ein entscheidender Beitrag zur Meinungsvielfalt im Zeitalter großer Medienkonzerne.
Wenn man Österreichs Medienlandschaft beschreiben will, ist Vielfalt nicht unbedingt das Wort der Wahl. Die ohnehin – verglichen mit anderen Ländern – spärlich gesäten Printmedien, sind im Besitz von wenigen Konzernen. Österreich stellt sich heute, auch im europäischen Kontext, nach wie vor als Land mit geringer Medienvielfalt und einem hohen Grad an ökonomischer Medienkonzentration dar. Meinungsvielfalt bleibt dabei nicht selten auf der Strecke. Diese Tatsache sowie die Frage, wie man daran etwas ändern könne, bewegte uns vor einem halben Jahr zur Gründung des Vereins „Unsere Zeitung“.
Gegen den Trend erfolgreich
Jetzt hat die Bestrebung, auch in Österreich Medien zu etablieren, die nicht von Konzerninteressen geleitet sind, einen großen Schub bekommen. Die deutsche Tageszeitung junge Welt ist seit 23. April auch hierzulande in Trafiken, Buchhandlungen und im Abo erhältlich. Möglich wurde dies, weil die junge Welt entgegen allen Trends in den letzten Jahren die verkaufte Auflage, vor allem im Einzelhandel, steigern konnte. Eine Tatsache, die in Zeiten der gebetsmühlenartig wiederholten Prophezeiung vom Zeitungssterben durchaus aufhorchen lässt. Der wachsende Zuspruch, den die junge Welt unter Lesern und Leserinnen erfährt, kommt nicht von ungefähr.
Klare Haltung
Die junge Welt hat immer Position bezogen, hat ihren linken, marxistischen Hintergrund nie verleugnet. Dies macht die Zeitung zu einem wichtigen Kompass im medialen Einheitsbrei. Auch jene, die die Positionen nicht teilen, schätzen diese Klarheit – und die Möglichkeit, sich im Fall des Falles daran zu reiben. Auf gut Österreichisch: „Wischiwaschi“-Positionen wird man hier nicht finden.
Auch abseits der klaren Haltung zeichnen die junge Welt Dinge aus, die in der heutigen Zeitungswelt beinahe anachronistisch wirken und dennoch, oder gerade deshalb, zum Erfolgsrezept des Blattes entscheidend beitragen. Wenn irgendwie möglich, setzt die junge Welt auf seriöse Korrespondenten anstatt auf das Wiederkauen oft nicht nachprüfbarer Agenturmeldungen. Die Auslandsberichterstattung weist somit einen enormen Qualitätsunterschied dazu auf, was man auch von etablierten österreichischen Tageszeitungen gewohnt ist.
Anzeigen von Banken oder Konzernen wird man in der jW vergebens suchen. Dadurch ist die volle redaktionelle Unabhängigkeit garantiert, Einflussnahme über Gelder oder das Verweigern von Anzeigenschaltungen gibt’s schlicht und einfach nicht. Es ist auch kein Medienkonzern und keine Bank, die hinter der Herausgabe der jungen Welt stehen, sondern eine Genossenschaft von aktuell 1.828 Mitgliedern, großteils Leser und Leserinnen.
Gerade deshalb wird der Erfolg einer solchen Zeitung auch in Österreich vor allem von jenen abhängen, die sie kaufen, empfehlen und weiterverbreiten.
Die Tageszeitung junge Welt ist seit 23. April in Österreich in ausgewählten Trafiken und Buchhandlungen erhältlich und kann von jedem Zeitungshändler beim Großhändler bestellt werden.
Autor: Alexander Melinz
Fotos: Hanno Wisiak, junge Welt