Eine Rezension von Helmut Swoboda
Wer kennt nicht den Ohrwurm „Don’t cry for me Argentinia“ aus Andrew Lloyd Webbers Musical Evita? Doch wer war wirkliche diese Frau, die Gattin des argentinischen Staatspräsidenten Juan Perón, der 1955 gestürzt wurde und später nur noch ein kurzes, erfolgloses politisches Comeback gelang? Dieser Frage wird in der neuen Biographie „Eva Perón: Leben und Sterben einer Legende“ von Ursula Prutsch nachgegangen.
Wer sich mit der Geschichte der Länder Argentinien und Brasilien beschäftigt, kommt um den Peronismus nicht herum, eine politische Bewegung, die auch heute noch Anhänger hat.
Juan Perón war Arbeitsminister in einer Militärregierung. Eva stammte aus ärmlichen Verhältnissen und arbeitete als Tangosängerin, Schauspielerin und Radiosprecherin. Ihre gelesenen Hörspiele waren in weiten Teilen der Bevölkerung bekannt und beliebt.
Eva und Juan heirateten 1945 und führten eine moderne Ehe, versteckten sich nicht vor der Öffentlichkeit. Sie verstieß sehr gerne gegen damalige Konventionen, ging etwa mit offenem Haar in die Oper. Bei den Präsidentenwahlen 1946 konnte Juan die Wahl gewinnen, wobei die offene Art Evas, die durch ihre arme Herkunft, keine Distanz zur Bevölkerung hatte, wesentlich zum Sieg ihres Gatten beitrug. In der folgenden Regierungszeit wurden zahlreiche soziale Reformen, wie bezahlter Urlaub und Arbeitsschutz, umgesetzt. Eva selbst bewegte sich in der Oberschicht unsicher, erwartete aber vom Volk, dass es zu ihr aufschaute. Sie engagierte sich dafür, dass 1951 das Frauenwahlrecht eingeführt wurde, war aber keine Feministi und hatte erhebliche Meinungsdifferenzen mit Victoria Campo, einer Frauenrechtlerin.
Ihr Mythos als Heilige, der heute noch andauert, resultierte aus Krankenbesuchen, bei denen sie sich berühren ließ, aber auch durch Gründungen von Wohlfahrtorganisationen. Ihre Stiftung führte diese mit eiserner Hand, und Unternehmen, die nicht spenden wollten, bekamen bald Besuch von der Finanzbehörde. Eine staatliche Kontrolle ihrer Stiftung gab hingegen nicht. Sie engagierte sich so stark, dass sie dabei selbst ausbrannte. Bei einer Europareise 1947 eroberte sie mit ihrer offenen Art diesen Kontinent.
Im Jahr 1951 konnte Juan Perón die Wahl erneut gewinnen. Eva lehnte das Amt der Vizepräsidentin ab. Die Militärs drohten zu putschen, weil sie und argentinische Machos die „Hure“ nicht in diesem Amt sehen wollten. Auch war ihre Krebserkrankung, an der sie 1951 starb, schon sehr weit fortgeschritten. Nach ihrem Tod ging es mit der Politik Peróns steil bergab.
Diese kurze, aber hoch interessante Biographie ist leicht zu lesen, hoch interessant und gibt einen tiefen Einblick in die Geschichte des argentinischen Volkes und über Probleme, die ganz Lateinamerika betreffen.
Eva Perón – Leben und Sterben einer Legende
Eine Biographie
von Ursula Prutsch
C.H.Beck, 2015
251 Seiten mit 24 Abbildungen. Klappenbroschur
ISBN 978-3-406-68276-6
Fotos: Buchtitel (C.H.Beck); Titelbild: Eva Peron Saluda A Su Pueblo (gemeinfrei)