Entscheiden Tricks über den neuen Bundespräsidenten?
Ein Kommentar von Udo Bachmair, Präsident der Vereinigung für Medienkultur
Die Inszenierung von Politik und Politikern erweist sich einmal mehr am Beispiel des laufenden Präsidentschaftswahlkampfs. Während Alexander van der Bellen aus sich heraus authentisch wirkt und ohne Coaching auskommt, verhält es sich mit seinem Gegenüber Norbert Hofer etwas anders. Dieser hat etliche Kommunikationstrainings zu „Crash-Rhetorik, Provokation und Polemik, fairen und unfairen Argumentationstechniken“ (Zitat aus FALTER) absolviert. Er kennt alle Tricks und Manipulationsmöglichkeiten, wie sie NLP und andere Techniken bieten. Hofer kann damit vor allem in TV-Duellen punkten.
Doch durchschauen die Menschen die perfekt antrainierte „Authentizität“ Hofers ? Eine Frage, die angesichts des großen Zuspruchs und Positivwirkung seiner TV-Auftritte eher mit Nein beantwortet werden muss. Hofer kommt im Fernsehen für viele „sympathisch rüber“. Mit seinem Dauerlächeln auch bei Angriffen, seiner aufrechten Körperhaltung, seiner gemäßigt klingenden Sprache, kann er, so der Verdacht, wahre Absichten gut tarnen. Immer wiederkehrende Sätze des Strache-Kandidaten, wie „ich rede ehrlich und klar“ erscheinen da ziemlich relativiert.
„Bisher ist es Van der Bellen im Wahlkampf insgesamt nicht gelungen, Hofers Techniken erkennbar zu entlarven“, so Kommunikationstrainerin Tatjana Lackner gegenüber dem KURIER. Noch mache Van der Bellen den Fehler, in Hofers Falle zu tappen. Der „Wolf im Schafspelz“ erscheint jedenfalls bestens vertraut den Grundsätzen von Rhetorik und Körpersprache. Wird Hofer mit einem für ihn unangenehmen Thema konfrontiert, lenkt er ab mit persönlichen Attacken. Beispiel „Sie sind heute so aggressiv, Herr Dr.“ (Puls 4-Duell).
Zuerst erschienen auf www.medienkultur.at
Fotos: Udo Bachmair (epd/Uschmann); Titelbild: Norber Hofer (Franz Johann Morgenbesser; Lizenz: CC BY-SA 2.0); Alexander Van der Bellen (Christian Jansky; Lizenz: CC BY-SA 3.0)