24 Mannschaften – 1 Ziel: Von 10. Juni bis 10. Juli findet in Frankreich die Fußball-Europameisterschaft statt.
UZ-Sportredakteur Moritz Ettlinger hat im Vorfeld alle 6 Gruppen unter die Lupe genommen und präsentiert euch alle Teams, deren Stars und Trainer im Unsere Zeitung-Teamcheck.
Teil 21: Portugal (Gruppe F)
Das Team
Der 4. Juli 2004 wird wohl jedem portugiesischen Fußballfan noch ewig in Erinnerung bleiben. Zu schmerzhaft waren die Erlebnisse, zu groß die Enttäuschung. Doch drehen wir das Rad der Zeit um einige Wochen zurück, genauer gesagt, bis zum 12. Juni 2004. Die Stimmung im Land war aufgrund der ersten Heim-Europameisterschaft ausgelassen. Das Wetter war bestens, die Stadien voll, die Menschen euphorisch. Dieser Euphorie tat auch die Niederlage im Auftaktspiel gegen Griechenland keinen Abbruch. Wer sollte denn auch ahnen, dass sich diese beiden Teams nur wenige Spiele später im Finale der EM 2004 erneut gegenüberstehen würden. Portugal gewann die restlichen beiden Gruppenspiele und stieg in die KO-Phase auf. Im Achtelfinale warf man England im Elfmeterschießen aus dem Turnier, im Aufeinandertreffen der besten Vier schickte man die Niederlande mit 2:1 nach Hause. Alles war vorbereitet für die Krönung eines Sommermärchens, das die Gebrüder Grimm so nicht besser zu Papier bringen hätten können. Doch dann kam Griechenland und zerstörte mit seiner defensiven, fast schon arroganten Spielweise alle Träume der Portugiesen auf den ersten Europameistertitel aller Zeiten.
Und auch, wenn die Mannschaft von damals einige Hochkaräter in ihren Reihen hatte (Luis Figo, Deco, etc.), hat auch die Seleção das Quinas von heute einige interessante Kicker zu bieten. Besonders auf jungen Spieler wie dem erst 18-jährige Renato Sanches (Benfica Lissabon), Bernardo Silva (21, AS Monaco), Andre Gomes (22, FC Valencia) oder William Carvalho (24, Sporting Lissabon) ruhen große Hoffnungen, schon für dieses Turnier, vor allem aber für die Zukunft. Doch um keinen falschen Eindruck zu erwecken, soll erwähnt sein, dass sich auch einige etablierte, erfahrene Spieler im Kader der Portugiesen befinden, vor allem die Defensive ist mit Routiniers wie Pepe (33), Bruno Alves (34) oder Ricardo Carvalho (37) schon etwas in die Jahre gekommen. Aber genau dieser Mix aus Erfahrung, jungen Talenten, internationalen Stars und unbekannteren, erfolgshungrigen Spielern machen die Portugiesen zu einem Team, mit dem jederzeit zu rechnen ist. Und dann wäre da ja noch ein gewisser Cristiano Ronaldo.
Der Star
Cristiano Ronaldo. Der 31-jährige ist nicht nur aufgrund der Kapitänsbinde an seinem Oberarm der portugiesische Führungsspieler schlechthin. Der Spieler mit der Rückennummer 7 zählt seit Jahren zu den besten Fußballern dieses Planten, nicht wenige sehen in ihm gar den größten Spieler aller Zeiten. Kein Wunder, zwei Championsleague-Titel, vier nationale Meistertitel in Spanien und England und vor allem drei Auszeichnungen zum Weltfußballer des Jahres lassen wenig Zweifel an der Klasse des Real-Madrid-Stars zu. Eine Liste mit weiteren Erfolgen, Titeln und Trophäen des Cristiano Ronaldo könnte die nächsten zwei Seiten ohne Probleme füllen, doch ein Spieler wie „CR7“ ist nicht nur an Titeln auszumachen. Sein Spielstil ist weltweit einzigartig, kein anderer Stürmer ist so komplett wie der Rekordtorschütze der portugiesischen Nationalmannschaft. Von einer überragenden Schusstechnik und exzellenten Freistößen über Tempodribblings bis hin zu punktgenauen Pässen und Flanken: Es gibt beinahe nichts, was der 1,85-Mann nicht kann. Cristiano Ronaldo ist für die portugiesische Nationalmannschaft einfach unverzichtbar.
Der Trainer
Fernando Santos. Wenn man sich die Trainerlaufbahn von Fernando Santos so ansieht, könnte man fast meinen, er sei portugiesisch-griechischer Doppelstaatsbürger. Angefangen beim damaligen portugiesischen Zweitligaklub Estoril, den er in seiner Debutsaison in die erste Liga führte, wechselte der 61-jährige zum 1994 zu Estrela Armodora. Seine dortigen Leistungen erregten auch beim FC Porto Aufmerksamkeit, der ihn vier Jahre später in die zweitgrößte Stadt des Landes lotste. Ein Meistertitel und zwei Pokalsiege später heuerte Santos zum ersten Mal in Griechenland an, seine erste Station im Land des Weines und der Oliven war der AEK Athen. Er gewann mit dem Hauptstadtklub den griechischen Pokal und wurde zudem Vize-Meister. In dieser Saison wurde Santos mit als bester Trainer der Liga ausgezeichnet, eine Trophäe, die er noch drei weitere Male gewinnen sollte.
Die nächsten Stationen lauteten Pananthinaikos, Sporting Lissabon, abermals AEK Athen, Benfica Lissabon und PAOK Saloniki. Die Strecke Portugal-Griechenland dürfte er also spätestens ab diesem Zeitpunkt gut kennen. Als dann 2009 Otto Rehagel als Nationaltrainer Griechenlands zurücktrat, übernahm Fernando Santos den Posten. Auch hier war der Portugiese sehr erfolgreich, konnte sich sowohl für die EM 2012 als auch für die WM zwei Jahre später qualifizieren. Nach dem Turnier in Brasilien legte er sein Amt wie angekündigt nieder und coacht von nun an das Nationalteam seines Heimatlandes: Portugal.
Fazit
Portugal ist mit Sicherheit auch heuer wieder eine Mannschaft, die jedem Gegner das Leben schwer machen kann und wird. Ein erfahrener Trainerfuchs im Hintergrund, ein Cristiano Ronaldo im Vordergrund und ein starkes Kollektiv im Mittelpunkt: Mit diesem Team ist zu rechnen, auch wenn es bei diesem Turnier wohl nicht zu den Erfolgen der letzten Europameisterschaften reichen wird.
Unsere-Zeitung-Tipp: Achtelfinale
Gruppe B:
Gruppe C:
Gruppe D:
Gruppe E:
Gruppe F:
- Portugal
- Island
- Ungarn
- Österreich
Autor: Moritz Ettlinger
Grafik: Unsere Zeitung (Marc Zosel/Michael Wögerer); Logo created with Inkscape (public domain)