Auf Francos Seite

auffrancosseite_matschekoÖsterreicher in den Reihen der Faschisten im Spanischen Bürgerkrieg – Von Jakob Matscheko

Als im Sommer 1936 die spanische Republik gegen die Nationalisten unter Franco um ihr Leben kämpfte, eilten ihr tausende Freiwillige aus der ganzen Welt zu Hilfe. Zahlreiche Österreicherinnen und Österreicher kämpften für die Republik (u.a. Hans Landauer und Gert Hoffmann, Anm. UZ). Weniger bekannt ist, dass es auch auf Seiten der Nationalen „Internationale“ gab, Unterstützer vor allem aus dem faschistischen, monarchistischen und reaktionär-katholischen Lager. Auch unter ihnen fanden sich Österreicher.

Einer der prominentesten Fälle dieser österreichischen Francokämpfer war der ehemalige k.u.k. Konsul Wilhelm Wakonigg, der seine Kontakte nutzte, um den Faschisten geheimdienstliche Informationen zuzuführen und Anhänger der Nationalisten aus dem Gebiet der Republikaner zu schleusen. Wakonigg, der auch enge Kontakte zur Familie Habsburg pflegte, wurde wegen dem Verrat militärischer Geheimnisse, wegen Devisenvergehen und wegen Spionage zum Tode verurteilt und am 19. November 1936 in Bilbao hingerichtet. Pikantes Detail: An den mittelmäßigen TU-Graz-Absolventen Wakonigg erinnert eine Gedenktafel im Eingangsbereich der „Wartburg“.

Ein weiterer bekannter Fall ist jener des Sachbuchautors Anton Zischka. Dieser engagierte sich im Rahmen der Legion Condor, also der Fliegertruppe Nazideutschlands in Spanien, im Bereich der Propaganda. Zischka war ein überzeugter Nazi und wurde in Hitlerdeutschland von hohen NSDAP-Führern protegiert. Sein Plan, ein Buch über seine Erfahrungen im spanischen Bürgerkrieg zu veröffentlichen, gelang ihm nicht, immerhin konnte er sich im Zweiten Weltkrieg als Vortragsreisender der Wehrmacht in den besetzten Gebieten ein paar Reichsmark dazuverdienen. Auf Zischka und die von ihm vertretenen – und von den Nazis befürworteten – Autarkie-Bestrebungen geht im Übrigen der Spruch „Kein Blut für Öl“ zurück.

Etwas zu romantische Vorstellungen vom Krieg hatte offensichtlich der erst 16-Jährige Grazer Hermann Gössler, ein gescheiterter Zahntechnikerlehrling. Von seiner Mutter zu Verwandten nach Paraguay geschickt, inskribierte er stattdessen in der Spanischen Fremdenlegion, von der er sich offensichtlich ein großes Abenteuer erwartete. Er wurde an der Front mehrmals schwer verwundet und bettelte deshalb schon im November 1937 um Rückreise nach Österreich, was ihm allerdings erst im Juli 1938, also nach dem „Anschluß“ an Hitlerdeutschland, gelingen sollte.

Insgesamt konnte ich in meinem Buch rund 140 Österreicher nachweisen, welche sich aktiv auf Seiten Francos eingesetzt hatten. Viele von ihnen waren gescheiterte Existenzen, die sich Hoffnungen auf schnelles Geld, Ruhm oder – in der Legion Condor – militärische Beförderungen erhofften. Unter den österreichischen Franco-Freiwilligen befanden sich mitunter sehr „illustre“ Gestalten: Verurteilte Diebe, Räuber, Brandstifter, Deserteure, davongelaufene Schulabbrecher und ähnliche Vorzeigegestalten der deutschnationalen Bewegung.

Das Buch „Auf Francos Seite“ von Jakob Matscheko erschien 2015 im Promedia Verlag in der Edition kritische Forschung und ist um 20 Euro via jakob.matscheko@gmx.at und auf mediashop.at erhältlich.

Titelbild: „Guernica“ von Pablo Picasso (Papamanila; Lizenz: CC BY-SA 3.0

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