Warum E-Voting keine Alternative ist

Ein Kommentar von Franz Fuchsbauer

e_votingAufgrund der Probleme mit der Briefwahl, kommt auch öfter die Forderung nach E-Voting über Internet. Man erhofft sich Vereinfachungen und eine Steigerung der Wahlbeteiligung durch jüngere Wähler. Wenn wir jetzt die Briefwahl durch E-Voting ersetzen, ist das aber wie den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben.

Das Wahlrecht sieht vor, dass die Wahl, frei, geheim, persönlich und in einer Art und Weise erfolgt, dass für niemanden erkennbar ist wer wen gewählt hat. Darüber hinaus muss der Wähler sicher sein, dass seine Stimme nicht manipuliert wird und korrekt gezählt wird.

In der derzeitigen strengen Implementierung mit Wahllokal, Stimmzettel in Kuvert, versiegelte Urne, die nie alleine gelassen werden darf, Einwurf durch den Wahlleiter, Auszählen im Vielaugenprinzip mit Zeugen usw. ist das alles gesichert und durch Laien nachvollziehbar.

Wenn alles korrekt ausgeführt wird und die verschiedenen Parteien ihrer Aufsicht nachkommen, ist eine Manipulation dieser Kette ein Ding der Unmöglichkeit. Gelingt es trotzdem, kann man maximal eine oder je nach Aufwand – vielleicht ein paar Wahllokale manipulieren. Dazu wäre aber vermutlich eine größere Verschwörung oder ein stümperhaftes Verhalten der Wahlkommissionen notwendig. Bei ca. 10.000 Wahllokalen in Österreich ist somit eine großflächige Manipulation defakto ein Ding der Unmöglichkeit.

Vertrauen durch Einfachheit und Transparenz

Der Ablauf ist so simpel, dass ihn jeder ohne spezielle Fachkompetenz nachvollziehen kann. Das ist wohl der wichtigste Punkt um dem Ergebnis auch zu vertrauen.

Vor dem Versiegeln kann jeder in die leere Urne schauen, sie auf einen doppelten Boden abklopfen usw. Das kann jeder machen ohne spezielle Sachkenntnis. Der gesamte Vorgang ist hoch transparent und kann den ganzen Tag beobachtet werden.

Bei der Briefwahl ist die Sache schon umstrittener. Gibt der Wähler seine Stimme wirklich unbeeinflusst ab? Kommt der Brief rechtzeitig an? War die Briefwahl ursprünglich nur für Auslandsösterreicher gedacht, erfreut sie sich immer größerer Beliebtheit und wird somit auch statistisch zum immer größeren Problem. Welche Probleme das sind kann man z.b. im Profil nachlesen.

E-Voting

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Ein Wähler der Zukunft?

Beim E-Voting muss folgendes sichergestellt sein:

1) Die Identität des Wählers muss erkannt werden
2) Die Stimme darf nur einmal abgegeben werden
3) Es darf nicht ersichtlich sein wer wen gewählt hat
4) Da ich meine Stimme einer Blackbox anvertraue, muss ich auch irgendwie wissen, dass meine Stimme auch richtig erfasst wurde

Während eins und zwei keine unlösbaren Problem sind, sind drei und vier eine große Herausforderung. Punkt vier ergibt sich bei der Wahl im Wahllokal gar nicht. Der Punkt kommt hinzu, weil ich meine Stimme in eine Blackbox werfe.

Wenn ich mich mit meinem PC (Handy, Tablet, …) per Internet auf der E-Voting Platform einlogge und die Partei meiner Wahl anklicke, könnte es dann nicht sein, dass sich ein Virus auf meinem PC befindet, der klammheimlich vor dem Abschicken eine andere Partei ankreuzt und ich davon gar nichts mitbekomme?

Die Stimme geht anschließend über zig Router bis zum E-Voting Server. Nachdem die Leitung verschlüsselt ist, ist die Gefahr eher gering, dass sie am Weg dorthin von einem Router verändert wird. Aber wie sicher kann ich sein, dass nicht doch eine Man in the Middle Attacke statt findet? Wie sicher sind die Router an sich? Kommt die Stimme am E-Voting Server an, weiß der Server wer ich bin. Wie findet die Trennung von meiner Stimme statt? Wie kann ich nach Abgabe der Stimme sicher sein, dass sie wirklich für Partei X gezählt wird und nicht nachträglich verändert wird? Wie kann ich sicher sein, dass mein Wahlverhalten nicht mitprotokolliert wird?

Das jetzige Wahlsystem ist dezentral in ca. 10.000 Wahllokalen aufgebaut. Ein E-Voting System wäre zentral aufgesetzt und somit auch zentral angreifbar. Ein einziger Angreifer könnte somit das gesamte Wahlergebnis manipulieren. Im besten Fall nur sabotieren, so dass zb. das Wahlsystem lange Zeit blockiert wird und eine Stimmabgabe nicht möglich ist.

Naives Vertrauen anstatt Transparenz

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Sehen so Wahlbeisitzer beim E-Voting-Verfahren aus?

Es gibt bereits Implementierungen die uns versprechen alle diese Problem zu lösen. In Österreich war bei der ÖH Wahl 2011 E-Voting im Einsatz (die Wahl wurde übrigens vom VfGH aufgehoben). E-Voting-Wahlen haben ein großes Problem: sie können von „normalen“ Personen nicht mehr kontrolliert werden. Der durchschnittliche Wahlbeisitzer hat nicht das Know How um die eingesetzte Software, Hardware und die damit einhergehenden Prozesse auf ihre richtige Implementierung zu kontrollieren. Die allgemeine Transparenz ist weg und muss durch Vertrauen ersetzt werden. Ein Vertrauen in eine Technologie, die nur Spezialisten wirklich verstehen. Vertrauen in eine Hardware, die großteils in China produziert wird und in Millionen Zeilen Software die notwendig sind. Die dahinter eingesetzte Kryptographie ist wahrlich nichts einfaches und ohne einschlägiges Studium nur schwer zu durchblicken.

Es gibt etliche Länder die bereits E-Voting im Einsatz haben. Unumstritten sind sie alle nicht. Die Technikgläubigkeit hat ein bisschen etwas naives. Im großen und ganzen vertraut man darauf, dass alles funktioniert – 100% kontrollieren kann es kaum jemand – und wenn muss man es einfach glauben, weil dem Normalbürger das Wissen fehlt.

Transparenz und Nachvollziehbarkeit sind das Um und Auf

In einer Zeit, in der immer mehr Verschwörungstheorien grassieren und in der das Vertrauen “auf die da Oben” immer weniger wird, ist Transparenz und Nachvollziehbarkeit bei so einer wichtigen Sache wie einer Wahl das Um und Auf. Eine schwer zu kontrollierende Technologie wird das “die da Oben richten sichs eh wie sie wollen” befeuern. Eine Stärkung der Demokratie sieht anders aus.

Legt man die Maßstäbe des VfGHs an, die er bei der Aufhebung der Stichwahl der Bundespräsidentenwahl genannt hat, können E-Voting Systeme defakto nicht eingesetzt werden. Alleine schon die Möglichkeit einer Wahlmanipulation sei ein Problem – nicht der konkrete Nachweis der Manipulation. Fehlerfreie und manipulationssichere Hard- und Software? Zeigt mir die mal ..…

Fotos: Mann mit virtueller Brille (pixabay.com; Lizenz: Public domain); Datacenter Work (Leonardo Rizzi – flickr.com; Lizenz: CC BY-SA 2.0)

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