Rund 350.000 Menschen in Österreich und Deutschland gingen am Samstag gegen die „Freihandelsabkommen“ TTIP & CETA auf die Straße – 70.000 in Berlin, 10.000 in Wien – EU-Kommission reagiert polemisch
Die breite Ablehnung der geplanten Handelsabkommen der Europäischen Union mit den USA (TTIP) und Kanada (CETA) wurde am Samstag in zahlreichen Städten in Österreich und Deutschland deutlich sichtbar. Zehntausende Menschen aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Zusammenhängen gingen auf die Straße. Die größte Demonstration fand in Berlin mit etwa 70.000 TeilnehmerInnen statt. Rund 10.000 Menschen folgten dem Aufruf von Gewerkschaften, Umwelt- und sozialen Organisationen in Wien. Nach Angaben der Veranstalter demonstrierten insgesamt rund 350.000 Menschen in sieben deutschen und fünf österreichischen Städten.
Kreativer Protest in Frankfurt am Main:
Die EU-Kommission in Brüssel zeigte sich davon allerdings unbeirrt. Handelskommissarin Cecilia Malmström lobte die Verhandlungen als die Transparentesten aller Zeiten und kritisierte die scheinbare Unwissenheit der TTIP/CETA-Gegner. Manche Gruppen seien gegen Handelsabkommen, „selbst wenn es Freibier für alle bedeutete“, polemisierte sie in der deutschen BILD-Zeitung am Wochenende.
In Wien startete der Demonstrationszug mit einer Kundgebung am Wiener Karlsplatz und bewegte sich über die Ringstraße bis zum Parlament, wo die Schlußkundgebung mit laut Veranstalter rund 15.000 TeilnehmerInnen stattfand. Neben VertreterInnen zahlreicher Initiativen gegen TTIP sprach dort auch der Bürgermeister von St. Pölten, Matthias Stadler, und die Wiener Vizebürgermeisterin, Maria Vassilakou, zur sich rasch lichtenden Menge.
In Linz (6.000) und Salzburg (2.000) gab es ebenfalls Demonstrationen, in Graz und Innsbruck fanden Kundgebungen statt.
Eine deutliche Mehrheit der ÖsterreicherInnen (73 Prozent) spricht sich in einer aktuellen Umfrage der Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschaft im Auftrag der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE) gegen CETA aus. 51 Prozent bezeichnen sich generell „eher als Gegner“ des Freihandels.
Autor: Michael Wögerer
Foto: Unsere Zeitung; Titelbild: Global 2000/Liebentritt (flickr.com; Lizenz: CC BY-ND 2.0)