[3K – Massenmedien am Montag: Folge 90]
Es ist nicht so, dass von einem Tag auf den anderen plötzlich alles gut wäre: Bei ServusTV talken Rechtsradikale zur Primetime. Die Österreich kursiert immer noch in hoher Auflage. In den 3sat-Ländern wird mit Terror-Votings im „TV-Event“ der Polizeistaat abgenickt; die pseudojuristische Frage (Schuldig?) geht an der Antwort (Leben nicht gegeneinander aufwiegen) vorbei. IT-Konzerne kassieren nach wie vor, zahlen jedoch kaum Steuern und packeln mit Geheimdiensten.
Massenmedien und Kommunikation sind seit jeher Gegenstand humanistischer Kritik. „Lügenpresse!“ haben auch wir Linken schon gerufen, dabei meist gesundes Misstrauen vor krankhafte Paranoia gestellt. Manipulation (Lügen, Verzerrung, Werbung usw.), Meinungsmacht (gerade in der sozialen Frage), Arbeitsbedingungen in Medienkonzernen, Medienmonopole, Überwachung und Informationsfreiheit sind dabei die wichtigsten Gegenstände linker Medienanalyse. Und so war es immer in dieser Kolumne, welche sich den demokratischen Grundsätzen von Unsere Zeitung (UZ) immer verpflichtet fühlte.
Ich freute mich, wenn meine Tiraden gegen den FALTER in der linken Blase ankamen. Genauso schmeichelten mir die Rückmeldungen von Profi-JournalistInnen zu meiner Kritik am Daten-Skandälchen beim DATUM, an „ExpertInnen“, am ORF wie am lachsrosa Leitblatt, am rechten Rand im Land. Es gab viele Themen in 90 Wochen seit Jänner 2015, viel Zuspruch. Zuletzt etwa kommentierte meine Ex-Studentin Anastasiya auf Facebook: „Also, danke für gutes food for thought jede Woche :)“
Darüber hinaus investierte ich viel Zeit in die Betreuung neuer AutorInnen, diskutierte Beitragsentwürfe in der Redaktion mit. Ich übersetzte Artikel, half bei Suchen in Wort und Bild, drängte auf ein Spendenkonto und Crowd-Funding-Projekte. Denn von Luft, Liebe und Likes allein kann niemand ein alternatives Medium führen oder die Miete zahlen. All das tat ich unentgeltlich – wie alle anderen Menschen im Projekt.
Ich bin der Überzeugung, dass
– linksalternative, demokratische Medien in jeder Form gerade in Österreich nötig sind,
– die UZ dafür eine gute, behütete Spielwiese darstellt und
– GestalterInnen solcher Medien davon leben könnten.
Ich glaube zudem, dass in diesen Zeiten eine antikapitalistische Medienkritik unabdingbar ist. UZ bot 3K – Massenmedien am Montag dafür über eineinhalb Jahre lang Platz.* Dafür bin ich gerade dem UZ-Gründer Michael Wögerer sehr dankbar.
Leider kann die UZ (wie oben angedeutet) ihre Mitwirkenden noch nicht entlohnen. An internen Debatten beteiligen sich fast ausschließlich die gleichen Leute, obwohl (oder weil?) sie basisdemokratisch strukturiert sind. Das sind die zwei wichtigsten Gründe, die mich dazu bewogen haben, dieses Projekt in Wehmut zu verlassen.
3K endet somit nach 90 Folgen.
Allen vielen Dank für das Interesse.
Zoran Sergievski
PS: Inzwischen bin ich auf twitter, dem Jahrmarkt der Eitelkeiten für Medienmenschen.
*Mit heute genau 270.000 Zeichen (3000 im Fließtext pro Folge, ohne Bildcredits).
Foto: Pär Johansson, tidningen Proletären [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html)], via Wikimedia Commons. (1972)
Lieber Zoran,
vielen Dank für Deine herausragende Arbeit und Dein Engagement für Unsere Zeitung!
Wir wünschen Dir für Deine Zukunft alles erdenklich Gute und hoffen, dass sich unsere Wege bald wieder kreuzen!
Michael Wögerer, im Namen der Redaktion