Fidel Castro ist tot – Rückblick auf ein bewegtes Leben

Fidel Castro ist tot. Der „Maximo Lider“ der kubanischen Revolution und langjährige Staatspräsident Kubas (1976 -2006) starb am Freitag (25.11.) um 22.29 Uhr (Ortszeit) im 91. Lebensjahr in Havanna. Dies gab sein jüngerer Bruder, Präsident Raúl Castro, in einer kurzen Ansprache im kubanischen Fernsehen bekannt.


Ein Rückblick auf sein bewegtes Leben:

fidelitoFidel Alejandro Castro Ruz wurde am 13. August 1926 in Birán (Provinz Oriente/heute Holguin) auf Kuba geboren. Sein Vater, der Zuckerrohrplantagenbesitzers Ángel Castro Argiz, war spanischer Emigrant aus dem galicischen Dorf San Pedro de Láncara. Castros Mutter war die Tochter eines Bauern aus der kubanischen Provinz Pinar del Río, der bei Castros Vater angestellt war. Seine Schulzeit verbrachte der katholisch erzogene Fidelito in einem Jesutienkolleg in Santiago de Cuba, später in Havanna, wo er 1945 sein Abitur machte.

fidel_studentFidel Castro studierte Sozialwissenschaften und Jura an der Universität von Havanna und promovierte 1950 zum Doktor der Rechtswissenschaften. Während des Studiums war er Delegierter der Vereinigung der Jurastudenten, gründete einen Studentenausschuss gegen Rassendiskriminierung und schloss sich 1947 der Orthodoxen Partei an, die gegen die korrupte Regierung von Carlos Prío und für eine an nationalen Interessen orientierte Wirtschaftspolitik eintrat.

fidel_moncadaIm Juni 1952 wollte er mit der Orthodoxen Partei bei den Parlamentswahlen antreten. Der Staatsstreich am 10. März, der von General Fulgencio Batista angeführt wurde und die Regierung von Carlos Prío absetzte, verhinderte jedoch sein Vorhaben, da die Wahlen abgesagt wurden. Er verklagte Batista wegen Verfassungsbruchs, seine Anzeige wurde vom Gericht jedoch abgewiesen. Nach der gescheiterten Anklage von Batista vor dem Obersten Gerichtshof erklärte Castro, dass nach Ausschöpfung aller legalen Mittel nun das in der Verfassung von 1940 enthaltene Widerstandsrecht in Kraft getreten sei. So begann er mit den Vorbereitungen eines Angriffs auf die Moncada-Kaserne in Santiago de Cuba und die Kaserne Carlos Manuel de Céspedes in Bayamo. Damit sollte ein Volksaufstand im Osten Kubas ausgelöst werden, um das Batista-Regime zu stürzen. Am 26. Juli 1953 griffen rund 160 Mitstreiter die beiden Symbole der Batista-Diktatur an, der Versuch, die Kasernen einzunehmen scheiterte jedoch, gilt aber bis heute als Beginn der Kubanischen Revolution. Viele Revolutionäre starben bei dem Angriff, wurden in den Gefängnissen gefoltert und getötet. Auch Fidel Castro wurde festgenommen, am 16. Oktober 1953 fand die Gerichtsverhandlung in Santiago de Cuba statt. Seine berühmt gewordenen Verteidigungsrede „Die Geschichte wird mich freisprechen“ wurde dabei zu einer flammenden Anklage der verbrecherischen Batista-Diktatur.

banner m-26-7_neuUrsprünglich zu 15 Jahren Zwangsarbeit auf der Isla de Pinos (heute: Isla de la Juventud) verurteilt, wurde er bereits nach 2 Jahren auf Druck der Bevölkerung freigelassen, musste aber ins Exil nach Mexiko gehen. Dort nahm die „Bewegung des 26. Juli“ ihren Kampf für die Befreiung Kubas erneut auf.

granmaAm 25. November 1956 brach Fidel Castro zusammen mit Che Guevara, Camilo Cienfuegos, seinem Bruder Raúl Castro und weiteren 78 Revolutionären von Tuxpan (Mexiko) mit der Yacht Granma nach Kuba auf, wo sie am 2. Dezember 1956 ankamen. Als Comandante en Jefe (befehlshabender Kommandant) führte Fidel Castro die Guerilla der Rebellenarmee der Bewegung des 26. Juli in der Sierra Maestra an.
Nach über zwei Jahren Guerillakampf gegen die zahlenmäßig weit überlegene Armee flüchtete der Diktator Batista am 1. Januar 1959 schließlich aus Kuba. Die Revolution hatte gesiegt!

revoluciónAuf den politischen Umschwung folgte, wie programmatisch angekündigt, ein radikaler Strukturwandel der kubanischen Gesellschaft. Sehr zum Leidwesen der „oberen Zehntausend“, die fluchtartig das Land verließen, aber auch der Nordamerikaner, für die Kuba bisher ein Mafia-Paradies gewesen war. Die Verstaatlichung privaten Großgrundbesitzes und der Industrie führt zu starken Differenzen mit den USA. Im Oktober 1960 verhängte Washington ein striktes Handelsembargo – das bis heute andauert.

Victoria-de-Playa-GirónAm 17. April 1961 landeten, mit US-amerikanischen Waffen ausgerüstete und unter der Leitung des CIA, ca. 1.300 Exilkubaner in der Bahía de Cochinos (Schweinebucht) an der Südküste Kubas. Die CIA rechnete damit, dass die Invasion einen Aufstand der Castrogegner auslösen würde und sich auch Teile der kubanischen Streitkräfte anschließen würden. Tatsächlich aber trafen die Exilkubaner auf eine erbittert für ihre neuen Freiheiten kämpfende Bevölkerung in Kuba und der Angriff scheiterte – ein Fiasko für John F. Kennedy und seine Berater und die erste Niederlage des US-Imperialismus in Lateinamerika.

fidel-1er-congreso-pccErst dann, am Tag der Arbeit 1961 (1. Mai), erklärte Castro Kuba zum sozialistischen Staat. Die politische Führung lag bei den Vereinigten Revolutionären Organisationen (ORI), einem Zusammenschluss von Organisationen wie M-26-7, der Partido Socialista Popular (PSP) und anderen Organisationen. Zum ersten Mal als „Marxist-Leninist“ bezeichnete sich Castro erst im Dezember 1961. Aus den ORI wurde am 26. März 1962 die Vereinigte Partei der Kubanischen Sozialistischen Revolution (Partido Unido de la Revolución Socialista de Cuba), aus der am 3. Oktober 1965 die Kommunistische Partei Kubas (PCC) hervorging. Ihren I. Parteitag hielt die PCC erst 1975 ab.

neto-fidelAm 2. Dezember 1976 wird Fidel Castro Ruz zum Staatspräsidenten Kubas gewählt. Er bekleidete außerdem bis 2006 das Amt des Vorsitzenden des Staatsrates und des Ministerrates und war Oberkommandierender der Streitkräfte. Kuba verfolgte unter ihm eine internationalistische Außenpolitik. Es unterstützte beispielsweise die nicaraguanischen Sandinisten im Abwehrkampf gegen die durch die USA unterstützen Contrabanden. 1975 gab es offene militärische Hilfe durch kubanische Truppen für die marxistische Volksbewegung zur Befreiung Angolas unter Agostino Neto im Kampf gegen die von den USA und dem Apartheid-Regime in Südafrika unterstütze rechte Nationale Union UNITA.

zero analfabetismo

Innenpolitisch sorgt er sich vor allem um Bildung und Gesundheit. Innerhalb weniger Jahre wurde in Kuba der Analphabetismus bezwungen. Die medizinische Versorgung von Kubas Bevölkerung hatte nicht nur für lateinamerikanische Verhältnisse eine Vorbildfunktion.

Castro stand Michail Gorbatschows Politik von Glasnost und Perestroika ablehnend gegenüber. Früh warnte er vor einem Auseinanderbrechen der UdSSR und verteidigte die von ihm errichtete marxistisch-leninistische Ordnung des kubanischen Staates gegen die im Ausland vorherrschenden Rufe nach wirtschaftlicher und politischer Öffnung.
Für Kubas Wirtschaft war der Handel mit den Ländern des Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) von größter Bedeutung. Der Zusammenbruch der Sowjetunion und der Wegfall der RGW-Staaten – und damit 80 Prozent des Außenhandels – stürzte Kuba in eine wirtschaftliche Krise, die Castro zu Wirtschaftsreformen zwang. Dazu zählten die vorübergehende Legalisierung des Dollarbesitzes sowie die Zulassung von selbständigen Tätigkeiten und freien Bauernmärkten, begleitet von einer Öffnung des Landes für Tourismus und Auslandsinvestitionen. Diese Zeit wird Periodo Especial en Tiempo de Paz (Sonderperiode in Friedenszeiten) oder kurz Periodo Especial genannt. Sie gilt heute als weitgehend überwunden.

raul-y-fidelAm 1. August 2006 gab Fidel Castro wegen einer schweren Darmerkrankung seine Funktionen als Generalsekretär der Kommunistischen Partei, Oberbefehlshaber der Streitkräfte und Präsident von Staatsrat und Regierung vorläufig an seinen jüngeren Bruder Raúl ab. Seinen endgültigen Verzicht auf eine erneute Kandidatur als Staatspräsident und Oberkommandierender verkündete er in einer von der Parteizeitung Granma am 19. Februar 2008 veröffentlichten Mitteilung. Am 24. Februar wählte das Parlament seinen Bruder Raúl zu seinem Nachfolger. Seit der Einrichtung des kubanischen Parlaments (Asamblea Nacional del Poder Popular) im Jahr 1976 ist Fidel Castro Abgeordneter für den Wahlbezirk Santiago de Cuba.

reflexionesSeit März 2007 verfasste Castro zahlreiche Kolumnen unter der Rubrik Überlegungen des Genossen Fidel (Reflexiones de Fidel). Seit seinem Rücktritt zeigt sich Castro nur noch selten in der Öffentlichkeit. Bei der Parlamentswahl im Februar 2013 gab er jedoch erstmals seit seiner Erkrankung wieder in einem öffentlichen Wahllokal seine Stimme ab und stellte sich Fragen der anwesenden Journalisten. Seinen vorerst letzten politischen Auftritt hatte Fidel Castro beim Kongress der Kommunistischen Partei Ende April 2016, wo er sich mit folgenden Worten verabschiedete: „Vielleicht ist es eines der letzten Male, dass ich in diesem Saal spreche“.

Fidel Castro Ruz zählte zu den bedeutendsten Staatsmännern des 20. Jahrhunderts, seine Ideen und sein Vorbild wirken auch nach seinem Tod über die Grenzen Kubas hinaus.

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Weiterführende Links:

Fotos: Netzwerk Kuba Österreich ; Titelbild: elimpulso.com

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1 Kommentar

  1. Ehrt sein Andenken. Fidel Castro war ein leuchtendes Beispiel im Kampf für Sozialismus. Mit ihm hatte die internationalen Arbeiterklasse einen heldenhaften Vertreter. Sein Kampf hat sich gelohnt und die Menschen werden sich gern an ihn erinnern. Seine Idee und der Sozialismus in Cuba werden immer mit ihm verbunden bleiben auch über den Tod hinaus. Mein letzter Gruß an ihn, der ich die Ehre hatte ihn 1972 persönlich beim Staatsbesuch in der DDR, im Bezirk Halle/Leuna zu treffen. Venceremos; Dirk Benicke

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