„Irgendwas mit Medien“ (Folge 1)
von Michael Wögerer
Gemmas an! Der Jahreswechsel ist geschafft und wir haben damit auch die Zeit nerviger Rückblicke überstanden. Richten wir also unseren Blick auf die mediale Zukunft. Was erwartet uns 2017? Welche Trends zeichnen sich ab? Womit werden etablierte und neue Medien in diesem Jahr zu kämpfen haben? Wer wird diesen Kampf verlieren und wer überleben? Diese und viele andere Fragen sollen in der neuen wöchentlichen Medienkolumne diskutiert und wenn möglich beantwortet werden.
„Wir sind gekommen, um zu bleiben!“ ist jedenfalls das Motto von Unsere Zeitung. Über die Entwicklung der im Juli 2014 gegründeten demokratischen Online-Zeitung wird in „Irgendwas mit Medien“ ebenso zu lesen sein, wie über unsere Kooperationspartner und weitere alternative Journalismus-Projekte. Kritik an den Massenmedien, wie sie Zoran Sergievski in 270.000 Zeichen vorbildhaft dargeboten hat, darf dabei auch nicht fehlen. Denn wäre in unserer ach so bunten Medienlandschaft alles perfekt, wären sowohl UZ & Co. als auch diese Zeilen überflüssig.
Doch in Zeiten wo Boulevardblätter den Boden für Hetze aufbereiten, sogenannte „Qualitätszeitungen“ auf dubiose Quellen zurückgreifen, wo rechtsradikale Fake-News in den „sozialen Medien“ massenhaft geteilt werden und „das Vertrauen in die traditionellen Überbringer von Nachrichten sukzessive erodiert“, da braucht es ernsthafte Alternativen.
Will man aber heutzutage guten, von parteipolitischen und kommerziellen Interessen unabhängigen und konstruktiven Journalismus betreiben, der auch gelesen wird, hat man zahlreiche Hürden zu überwinden: Da ist zum einen die Frage der Plattform zu klären. So gibt es mit Sicherheit aufrichtige KollegInnen bei „Krone“, „heute“ oder sogar „Österreich“, doch die Blätter selbst, für die sie arbeiten, bilden die Speerspitze der Verdummungs- und Vermarktungsindustrie, wo jeder Tropfen seriöser Journalismus verdampft, wie am sprichwörtlichen heißen Stein. Selbiges gilt im Übrigen mittlerweile auch für „Alternativen“ wie fisch+fleisch, die von Kopf bis Fuß ausschließlich auf Klicks eingestellt sind und den Hetzern das Becken überlassen haben, während vernünftige Fische untergehen. Wer also im ORF oder in den immer weniger werdenden etablierten und seriösen (Print)Medien keinen Platz gefunden hat, muss sich selbst auf die Füße stellen. Für viele bedeutet dies, einen eigenen Blog zu betreiben. Doch da sind wir schon bei der nächsten großen Hürde:
Wer liest´s, wer zahlt´s?
Laut einer 2015 durchgeführten Umfrage von zurPolitik.com und Digitalschmankerl unter 459 BloggerInnen in Österreich sehen 68 Prozent das was sie auf ihren Blogs tun zumindest teilweise als journalistische Arbeit, 12 der TeilnehmerInnen geben Journalismus als Beruf an. Doch nur wenige erreichen mit ihren Texten viele LeserInnen. 35 Prozent geben zu, dass ihr Blog weniger als 1.000 Unique Visits – also einmalige Besuche in einem Monat bekommt, nur 19 Prozent erreichen monatlich 10.000 oder mehr. Richtiges Geld verdienen die wenigsten, und wenn dann durch sogenannten Sponsored Content, also zum Preis der Aufgabe ihrer Unabhängigkeit (mehr über die österreichische Bloggerszene demnächst an dieser Stelle).
Wer sich also in Österreich als JournalistIn nicht selbst oder andere für dumm verkaufen möchte, hat es nicht leicht und wer in Österreich guten Journalismus lesen möchte, wird es in Zukunft ebenfalls schwer haben. Diesem Trend etwas entgegenzusetzen bleibt auch im neuen Jahr Aufgabe von Unsere Zeitung. Was wir konkret vorhaben, erfährt ihr in den nächsten Folgen von „Irgendwas mit Medien“.
Infografik: Österreichs BloggerInnen (Martin Skopal/punktfuenf.at; Lizenz: CC BY 4.0)
Fotos: Unsere Zeitung; Titelbild: pixabay.com (public domain)