England, Schottland, Spanien, Portugal
Die 12. Fußball-Europameisterschaft der Frauen naht in großen Schritten. Vom 16. Juli bis zum 7. August treffen in den Niederlanden die besten Teams des Kontinents aufeinander, doch anders als beim Männerfußball hält sich der Hype rund um dieses Turnier in Grenzen. Der Frauenfußball fristet in Europa trotz positiver Entwicklungen in den vergangenen Jahren noch immer ein (vor allem mediales) Schattendasein und eine regelrechte Euphorie, wie beispielsweise bei der letztjährigen Männer-EM, ist schon gar nicht zu spüren. Unsere Zeitung will das ändern und stellt in den kommenden Tagen alle Gruppen, die Teams, deren Stars und ihre Chancen vor.
Von Moritz Ettlinger
Gruppe D
Die Teams
2x Insel, 2x Halbinsel: Allein geografisch gibt die Gruppe D schon etwas her. Mindestens gleich interessant, im Frauenfußball aber noch nicht ganz so bekannt, sind die Nationalteams aus England, Schottland, Spanien und Portugal.
Die Engländerinnen nahmen bisher an sieben Europa- und vier Weltmeisterschaften teil. Bei den europäischen Turnieren wechseln sich Erfolg und Misserfolge regelrecht ab, 2 Vizeeuropameistertitel, ein vierter Platz und eine Halbfinalteilnahme stehen zahlreichen Nicht-Qualifikationen und Vorrundenausscheidungen gegenüber. Bei den Weltmeisterschaften gingen es die Engländerinnen nach dem Motto „Jeder Schuss ein Treffer“ an, bei vier Teilnahmen erreichte man drei Mal das Viertelfinale und zuletzt 2015 den hervorragenden dritten Platz.
Für einen anderen Teil der Insel ist dieses Turnier Neuland, die Schottinnen konnten sich 2017 das erste Mal für ein Großereignis qualifizieren.
Ähnlich sieht das Ganze auf dem kleineren Teil der iberischen Halbinsel aus, auch die Portugiesen nehmen heuer in den Niederlanden das erste Mal an einer Europameisterschaft teil und konnten sich ebenfalls noch nie für eine WM qualifizieren.
Die Spanierinnen haben schon etwas mehr auf der Visitenkarte stehen, wenn auch nicht viel mehr. Bei ihrer ersten WM-Teilnahme 2015 kamen sie nicht über die Vorrunde hinaus, bei Europameisterschaften konnte dafür 1997 das Halbfinale und, momentan um einiges relevanter, vor vier Jahren das Viertelfinale erreicht werden.
Die Stars
Vor allem bei den Engländerinnen gibt es einige Spielerinnen, die sich von der Masse abheben. Zum Beispiel Karen Carney. Die 29-jährige Stürmerin des FC Chelsea gehört mit Sicherheit zu den Spielerinnen, die den Unterschied ausmachen können. Sie bestritt bereits 128 Spiele für das englische Nationalteam und erzielte dabei 31 Tore, zwei davon bei der WM 2015, wo sie ihr Team bis ins Halbfinale führte und mit ihren Mitspielerinnen schlussendlich den 3. Platz erreichte. Bei der WM vor zwei Jahren spielte auch Fara Williams eine große Rolle. Die 33-jährige Rekordspielerin Englands wurde in allen sieben Spielen eingesetzt und erzielte dort drei Tore per Elfmeter, eines davon als Siegestreffer gegen Deutschland im Spiel im Platz 3. Auch sonst ist die Mittelfeldspielerin, die seit 2016 beim FC Arsenal unter Vertrag steht, ein Aushängeschild im englischen Frauenfußball. 162 Spiele (Rekord), fünf Tore bei Weltmeisterschaften (ebenfalls englischer Rekord) und 40 Tore insgesamt (drittmeiste aller Zeiten) zeigen deutlich, welchen Wert Fara Williams für dieses Team in der Vergangenheit hatte und immer noch hat.
Für Scouts interessant werden könnte die 23-jährige Engländerin Nikita Parris, der nicht nur UZ-Expertin Renate Vodnek zutraut, bei diesem Turnier positiv aufzufallen.
Prognose – Wer übersteht die Gruppenphase?
In der Gruppe D tippt Frauenfußball-Expertin Vodnek auf England und Spanien. Auf die Inselkickerinnen aus dem Norden, „weil sie eine gute WM gespielt haben und aktuell 4. in der FIFA-Weltrangliste sind“ und auf die Ibererinnen „weil sie in den letzten Jahren gute Erfolge in der Nachwuchsarbeit erzielt haben und 2013 (bei der Europameisterschaft, Anm. d. Red.) im Viertelfinale waren“.
Die anderen Teams sind aufgrund der Tatsache, dass beide zum ersten Mal bei einem Großereignis dabei sind, naturgemäß schwer einzuschätzen, sollten es Schottland oder Portugal aber schaffen, ins Viertelfinale einzuziehen, wäre es wohl eine große Überraschung.
Spielplan (Gruppe D)
Mittwoch, 19. Juli (18.00 Uhr, Doetinchem): Spanien – Portugal
Mittwoch, 19. Juli (20.45 Uhr, Utrecht): England – Schottland
Sonntag, 23. Juli (18.00 Uhr, Rotterdam): Schottland – Portugal
Sonntag, 23. Juli (20.45 Uhr, Breda): England – Spanien
Donnerstag, 27. Juli (20.45 Uhr, Tilburg): Portugal – England
Donnerstag, 27. Juli (20.45 Uhr, Deventer): Schottland – Spanien
(ORF eins und ORF SPORT + übertragen die meisten Spiele live;
alle Gruppenspiele und Finalspiele der Frauenfußball-EM 2017 werden auch in diesen Wiener Szene-Lokalen: GUGG, Zweistern und WUK-Innenhof/Stattbeisl live übertragen – Public Viewing)
Bisher:
- Gruppe A (Niederlande, Norwegen, Dänemark, Belgien)
- Gruppe B (Deutschland, Schweden, Italien, Russland)
- Gruppe C (Frankreich, Island, Schweiz, ÖSTERREICH)
Titelbild: Fara Williams, Liverpool Ladies, 2014 (joshjdss; Lizenz: CC BY 2.0)