Bericht über die Fotoausstellung des brasilianischen Fotografen Haroldo Ramthun Junior in Wien-Simmering – Von Natascia De Franceschi
Haroldo Ramthun Junior wurde in Pomerode, einer kleiner Stadt, im Süden Brasiliens geboren. Nach seinem Jus-Studium, ist er nach Wien gezogen, wo er den Universitätslehrgang „Interdisziplinäre Lateinamerika-Studien“ besucht und mit einem Master abgeschlossen hat. Schon während seiner Kindheit hatte er die Möglichkeit mit seinem Vater die Nachbarländer Brasiliens zu bereisen und begann somit neue Kulturen und Lebensweisen kennenzulernen, zu bewundern und zu respektieren. Anfang September eröffnete der junge Fotograf seine Ausstellung “An african journey” im „Centro once“ in Wien-Simmering.
Das „Centro once“ (Schneidergasse 15, 1110 Wien) ist ein Lokal, deren Betreiber sich vor allem der lateinamerikanischen Kultur widmet. Durch eine enge Treppe, die hinunter geht, gelangt man in einen großen Keller mit Arkaden und Wänden aus Ziegeln. Die perfekte Kulisse für diese besondere Fotoausstellung.
Gegen Abend hatten sich bereits einige Gäste an einem Tisch versammelt, um die köstliche Feijoada zu essen. Haroldo Junior ist gebürtiger Brasilianer und nutzte die Gelegenheit dem Publikum etwas Typisches aus seinem Land anzubieten: die Feijoada ist das brasilianische Nationalgericht, das aus einem deftigen Eintopf aus schwarzen Bohnen, Wurst und Schweinefleisch besteht und mit Reis und Salat als Beilage serviert wird.
Die Stimmung ist gelassen und Haroldo empfängt jeden Gast mit einem schönen Lächeln und freundlichen Worten. Es ist seine einfache Art, die alle fasziniert und dazu führt, dass sich jeder sofort willkommen fühlt. Zur offiziellen Eröffnung setzt sich der Fotograf auf die Bühne und beginnt seine Fotos zu beschreiben. Auf einigen kann man lächelnde Kinder sehen, auf anderen typische afrikanische Landschaften, Tiere und Natur. Es sind jene Fotos, die er bei verschiedenen Reisen durch viele afrikanischen Länder gemacht hat und hinter jedem steckt eine besondere Geschichte und wertvolle Erinnerungen, die er mit einfachen Worten vermittelt.
Seine Motivation zum Reisen, immer neue Leute kennenzulernen und seine Eindrücke in den Fotos darzustellen, sieht Haroldo darin, aus verschiedenen Perspektiven die Gewohnheiten und Traditionen der Bevölkerung jedes Ortes zu erleben. Durch seine offene Weltanschauung und seinen fröhlichen Charakter hat er es immer geschafft mit den Einheimischen in Kontakt zu treten und in vielen Fällen sind auch echte Freundschaften entstanden.
In seinen Dialogen mit den Menschen, denen er auf seinen Reisen begegnet, sucht der Künstler Daten und Fakten von kultureller, politischer und ökonomischer Relevanz, die für die nachhaltige und gesunde Entwicklung der öffentlichen Wirtschaft und Politik stehen. Das sind Werte, die der junge Fotograf durch seine Kunst vermitteln möchte.
Im Anschluss an die Ausstellungseröffnung stand der Künstler für ein Interview zur Verfügung:
Kannst du uns bitte etwas über deine Person erzählen?
Ich wurde im Süden von Brasilien geboren und bin durch meinen Vater, der im Bereich Logistik tätig war, bereits sehr früh in meiner Kindheit viel mit dem Wohnmobil durch Brasilien und die Nachbarländer gereist. Dabei lernte ich viele neue Kulturen und Lebensweisen kennen und genoss die Zeit mit den Einheimischen jeder Region. Nach meinem Studium ergab sich für mich erneut die Möglichkeit zum Reisen und eine neue Sprache zu lernen.
Als ich am Anfang der Reise in Südafrika eine Kamera kaufte, begann ich Eindrücke auf eine neue Art und Weise aufzunehmen und entwickelte meine Liebe zur Fotografie, um das Leben und den Alltag der Menschen festzuhalten.
Wie bist du auf die Reise nach Afrika gekommen und wieso hast du genau diese Länder ausgewählt?
Mein ursprünglicher Plan war es, für ein Monat in Kapstadt Englisch zu studieren und im Anschluss mich auf den Weg Richtung Norden zu begeben. Der Rest der Reise ergab sich Stück für Stück und meist spontan basierend auf Erzählungen und Ratschlägen anderer Reisender, welchen ich unterwegs begegnete. Dabei erkundete ich Namibia, Botswana, Zambia, Malawi, Tanzania, Rwanda, Uganda und Kenia.
Welche Eindrücke hat diese Reise bei dir hinterlassen?
Ich lernte eine Vielzahl neuer Speisen, Musik und Geschichten der jeweiligen Länder kennen. Da ich aus einem Land komme, in dem Fußball Kultursache ist, wurde ich immer wieder von einheimischen Kindern zum Fußballspielen eingeladen. Auch für viele alltägliche Tätigkeiten, wie Gartenarbeit oder das Fangen und Putzen von frischem Fisch wurde ich integriert. Ich werde nie den Moment vergessen, als ich mit den Kindern von Nkhata Bay in Malawi schwimmen lernte aber auch das Gespräch mit den Ältesten aus dem Volk, über Heilmittel und Gesundheit, etc., alle diese Erlebnisse haben bleibende Erinnerungen hinterlassen.
Wie waren die Begegnungen mit den Einheimischen, die du auf der Reise getroffen hast?
Eine besondere Begegnung für mich war ein 17-jähriger Junge, der mir erzählte, dass er Kleidung für seine Schule bräuchte. Ich realisierte, dass ich die Möglichkeit hatte ihm ein bisschen zu helfen. Einige Jahre später hatte ich die Ehre bei seiner Sponsionsfeier dabei zu sein und ihm zu seinem Abschluss als Krankenpfleger zu gratulieren. Auf meiner Reise begegnete ich Menschen unterschiedlichster Kulturen und sozialer Schichten, doch wo auch immer ich ankam fühlte ich mich Willkommen geheißen.
Welche Botschaften willst du mit dieser Ausstellung dem Publikum vermitteln?
Mit dieser Ausstellung möchte ich jedem, der meine Bilder sieht, vermitteln wie schön es ist zu Reisen und die Menschen vor Ort kennenzulernen, mit ihnen zu reden, Fragen zu stellen und auch auf interessierte Fragen zu meinem eigenen Land und meiner Herkunft zu beantworten, wie zum Beispiel, was wir essen, woran wir glauben und so weiter.
Es ist mir ein Anliegen die Unterschiede und Gemeinsamkeiten unterschiedlicher Kulturen, Religionen und Gesellschaftsschichten darzustellen und zu vermitteln wie wichtig Kommunikation und Freude am Entdecken von neuen Kulturen und Menschen ist.
Planst du schon andere Reisen? Und wohin?
Sicher. Einige Länder aus denen ich Freunde auf bisherigen Reisen kennengelernt habe möchte ich sehr gerne besuchen. Einige Ziele die mir vorschweben sind unter anderem die Mongolei, Patagonien, Papua Neuguinea und die Färöer Inseln.
Haroldo Ramthun Junior wird ab dem 19. Oktober seine Bilder im Rahmen der Ausstellung „Art circuit of Europe“ in “The Vienna Workshop Gallery” (Laudongasse 9, 1080 Wien) präsentieren.
Alle Fotos: “An african journey” (Haroldo Junior)