Start der monatlichen Friedens-Kolumne von Gabriele Prohaska-Marchried
„Der Mensch erfand die Atombombe, doch keine Maus der Welt würde eine Mausefalle konstruieren“, sagte Albert Einstein, nachdem er kräftig an der Erfindung mitgewirkt hatte.
Anlass für diese monatliche Kurzkolumne ist der Widerspruch von noch nie dagewesener nuklearer Aufrüstung sämtlicher Atomstaaten und der weitgehenden Ignorierung in Öffentlichkeit und Main-Stream-Medien, die sich über Nordkoreas Atomprogramm empören. Ohne irgendwelche Atomwaffen zu rechtfertigen (jede ist eine zuviel!), sei doch der Verhältnismäßigkeit wegen darauf hingewiesen, dass Nordkorea über 6 (manche Quellen meinen 10) Atomwaffen verfügt, die USA über zirka 6.800 (!) und mit ihren Interkontinentalraketen jeden Punkt der Erde errreichen können.
Gegen die steigende Gefahr eines Atomkriegs besteht die Hoffnung auf eine breite neue Friedensbewegung.
Dr. Einsteins Mausefalle – Folge 1
Waffen für den atomaren Erstschlag?
Hie und da spukt durch die Medien, dass die Atommächte ihre Waffen „modernisieren“. Doch weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit fand ein revolutionärer Fortschritt in der nuklearen Vernichtungstechnologie der USA statt: ein neuer Sprengkopf, der mit einem Super-Zünder genau über dem Ziel explodiert (Bulletin of the Atomic Scientists, 1.3.2017).
In ihrer im März 2017 erschienenen Studie sagen die drei Wissenschaftler Hans Kristensen, Direktor des Nuclear Information Project der American Federation of Scientists, Matthew McKinzie vom Natural Resources Defense Council, und Physiker und Experte für Interkontinentalraketen Theodore Postol:
„Das amerikanische Militär hat still und leise das Tötungspotential des in dem amerikanischen Atom-Arsenal verbreitetsten Sprengkopfes, des W76 auf den Interkontinentalraketen der amerikanischen Marine, enorm gesteigert.“ Die drei Wissenschaftler führen weiter aus, dass durch diese „Verbesserung“ der Zerstörungskapazität alle diese Sprengköpfe harte Ziele wie z.B. russische Raketensilos zerstören können, „…und dieses Agieren deutet darauf hin, dass hier ein Land glaubt, es könne einen Atomkrieg durch einen Überraschungsangriff gewinnen.“ (ebd.)
Als Antwort auf die US-amerikanische “global-strike“-Doktrin (globale Eingreifdoktrin) soll das „modernisierte“ russische Atomwaffenarsenal spätestens 2020 einsatzbereit sein. Demnächst soll die neue Interkontinentalrakete Sarmat getestet werden. Sie wird (laut Sputnik vom 29.10.2016) pro Rakete bis zu 20 unabhängig voneinander manövrierbare, mit Hyperschallgeschwindigkeit fliegende thermonukleare Sprengköpfe transportieren bzw. bis zu 24 Hyperschall-Marschflugkörper in Kombination mit Täuschungstechniken wie Ballons mit Aluminiumschicht oder Sprengkopfattrappen, die das bodengestützte amerikanische Raketenabwehrsystem austricksen können. (Ria Novosti, 24.7.2017)
Wann entsteht eine breite neue Friedensbewegung? Der engagierte Journalist Eric Schlosser betonte schon im Dezember 2014 bei der Wiener ICAN-Konferenz:
„Es muss eine ganz breite Bewegung sein, bei der wir nicht in allen Punkten übereinstimmen müssen. Was wir dringend ändern müssen, ist der psychologische Aspekt: Die tausenden Atomwaffen, hergestellt um jeden zu töten, bringen keineswegs Sicherheit. Sie gefährden alles, was wir lieben…“
Gabriele Prohaska-Marchried war Regieassistentin, Dokumentarfilmerin, Redakteurin, Lehrerin; hoffnungsvoll umtriebig in Anti-AKW-Bewegung, Flüchtlingshilfe, Friedensbewegung; neben der Betreuung der Mutter Romanproduktion: „Das schöne Lied der Marie Anne Mozart“ (erschienen 2015); im August 2017 erhielt die Vetonung des Gedichts über das Drohnenopfer Momina Bibi den 2. Preis des Protestsongwettbewerbs der Kampagne Stopp Ramstein; Mitarbeit an einer Posterausstellung von IPPNW Austria über bedeutende Frauen der Antiatomwaffenbewegung (eröffnet September 2017).
Titelbild: „Little Boy“ atomic bomb, the first nuclear weapon used in warfare (mark6mauno; Lizenz: CC BY 2.0)
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