Angesichts des Klimawandels muss der Hochwasserschutz nach Ansicht von Experten erheblich erweitert werden. Ohne Gegenmaßnahmen wären viele Millionen Menschen von schweren Überschwemmungen bedroht. Ein Bericht von Robert Manoutschehri
Laut einer Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) wird sich die Zahl der flutgefährdeten Menschen ohne erhebliche Investitionen in Deichausbau, verbessertes Flussmanagement, Optimierung von Baustandards oder Verlagerung von Siedlungen bis in die 2040er Jahre drastisch erhöhen.
Veränderte Regenfälle als Folge der globalen Erwärmung werden das Risiko von Überschwemmungen an Flüssen vielerorts stark erhöhen, wie sich schon heute an zahlreichen verheerenden Naturkatastrophen zeigt.
Wissenschaftler haben jetzt mithilfe von Computersimulationen die nötige Erhöhung des Hochwasserschutzes in allen Teilen der Welt berechnet und kamen zum Schluss, dass der Bedarf in den USA, in Teilen Indiens und Afrikas, in Indonesien und in Mitteleuropa am größten sei.
Alleine in Deutschland könnte sich die Zahl von Flutopfern um das Siebenfache erhöhen. In Südamerika kann die Zahl der von Hochwasserrisiken betroffenen Menschen auf 12 Millionen steigen, in Afrika auf 34 Millionen und in Asien auf 156 Millionen.
„Wir waren überrascht, dass selbst in hoch entwickelten Ländern mit guter Infrastruktur der Anpassungsbedarf so groß ist“, so die PIK-Forscher um Sven Willner und Anders Levermann.
Das Problem ist „hausgemacht“: Die Zunahme der Hochwasserrisiken in den nächsten zwei bis drei Jahrzehnten wird durch die Menge an Treibhausgasen verursacht, die wir bereits bisher in die Atmosphäre gebracht haben; die Entwicklung in diesem Zeitraum hängt also noch nicht einmal davon ab, ob wir die globale Erwärmung begrenzen können.
„Wenn wir allerdings die vom Menschen verursachte Erwärmung nicht auf deutlich unter 2 Grad Celsius begrenzen, dann werden bis zum Ende unseres Jahrhunderts die Hochwasserrisiken vielerorts in einem solchen Maße ansteigen, dass Anpassung schwierig wird. Um die Sicherheit der Menschen zu gewährleisten, müssen klimabedingte Risiken ernst genommen und sehr schnell Geld für Anpassung bereitgestellt werden. Weiter fortschreitender Klimawandel muss jedoch durch die Abkehr von fossilen Brennstoffen begrenzt werden, um Veränderungen zu vermeiden, die unsere Anpassungsfähigkeiten übersteigen. Solange wir Kohle, Gas und Öl verbrennen, steigt die Temperatur unseres Planeten und die Gefahr nimmt zu.“
Weiterführende Quellen:
PIK-Aussendung: „Klimawandel lässt Flüsse über die Ufer treten: Anpassung nötig“
Studie im Fachblatt „Science Advances: „Adaptation required to preserve future high-end river flood risk at present levels“
Über den Autor: Der österreichische Fotograf, Journalist, Texter und Grafikdesigner Robert Manoutschehri lebt in Wien. Er engagiert sich ehrenamtlich für zahlreiche Bürgerinitiativen und NGO’s. Seine Artikel, Beiträge und Reportagen setzen sich vor allem kritisch mit Fragen des Umwelt- und Naturschutzes, aber auch mit den sozialen und gesellschaftlichen Entwicklungen auf dem afrikanischen Kontinent auseinander.
Der Beitrag erschien zuerst auf Neue Debatte, Kooperationspartner von Unsere Zeitung.
Titelbild: Hochwasser (Symbolbild, pixabay.com, public domain)