Bezirksmuseum Alsergrund zeigt bis Oktober Ausstellung „Kinder im Krieg – Wien und Leningrad 1941-1945“
In Wien-Alsergrund gibt es im Arne Karlsson Park einen Überrest aus dem 2. Weltkrieg – einen Tiefbunker. Dieser Luftschutzbunker wurde vom Bezirksmuseum Alsergrund unter der Leitung von Dr. Willi Urbanek zu einem Erinnerungsbunker gestaltet, nachdem er jahrzehntelang als Lagerraum der MA 42 gedient hatte. Das Konzept zum Erinnerungsbunker wurde 2005 im Rahmen des Gedenkjahres von der Pädagogischen Akademie des Bundes in Wien in Kooperation mit dem Bezirksmuseum Alsergrund, SchülerInnen des Erich-Fried-Realgymnasiums und Kunstschaffenden der Künstlerischen Volkshochschule/wienerKunst Schule entwickelt und mit einer Ausstellung komplettiert. Die ständige Ausstellung thematisiert die Auswirkungen des Krieges auf den Alsergrund, die Leiden der Zivilbevölkerung durch den Bombenkrieg, der vom deutschen Naziregime verursacht wurde.
Das Ausstellungskonzept sieht vor, dass Schüler von Schülern durch den Bunker geführt werden, aber auch Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren. Es gibt gesonderte Führungen für Erwachsene nach Vereinbarung.
Der Bunker enthält aber auch eine Dokumentation und Ausstellung zur Befreiung Wiens von der NS-Herrschaft. Sie war eine Idee von Mag. Natalia Lagureva und wurde von der ARGE Befreiungsmuseum organisiert. Das Wissen der Bevölkerung, gerade auch der Jugend, über die Ereignisse der 1930er und 1940er Jahre ist vielfach mangelhaft. Daher kann das „Befreiungsmuseum Wien“ ein sehr wichtiger Mosaikstein für die zeitgeschichtliche Bildung von jungen Menschen und allen interessierten Bürgern dieser Stadt sein. Es soll unter anderem vermitteln, dass die Wiener 1945 nicht „den Krieg verloren haben“, „erobert und besetzt worden sind“, sondern dass sie damals durch die Rote Armee von der grausamen NS-Herrschaft befreit worden sind.
Am 8. Mai, dem Jahrestag der Befreiung Wiens, wurde in dem Bunker eine Sonderausstellung eröffnet mit dem Thema „Kinder im Krieg – Wien und Leningrad 1941-1945“. Die Ausstellung wurde gemeinsam vom Verein der russischen Kultur in Wien und dem Befreiungsmuseum Wien organisiert und zeigt Fotodokumente aus dem Stadtmuseum Wien und dem Leningrader Blockade-Museum. 2018 jährt sich zum 77. Mal eines der schrecklichsten Kriegsverbrechen der Menschheit – der Beginn der Blockade der Stadt Leningrad (heute St. Petersburg) durch die deutsche Wehrmacht mit über einer Million Hungeropfer.
Bei der Eröffnung waren anwesend: Gäste aus Russland – Veteranen der Roten Armee und eine Frau aus Samara, die als Kind mit ihrer Mutter nach Deutschland verschleppt worden war; Gerda Pekny (Sandmann), die mit viel Glück als Kind aus der Blockade von Leningrad befreit wurde, sowie verschiedene andere BesucherInnen. Die stellvertretende Bezirksrätin vom 9. Bezirk eröffnete die Ausstellung. Leider konnten vier Personen wegen ihres hohen Alters nicht anwesend sein, die im Zusammenhang mit dem Thema ein Interview gegeben hatten.
Die Ausstellung ist frei und öffentlich. Sie wird bis Oktober dieses Jahres gezeigt.
Anmeldungen für Führungen (in Deutsch, Englisch und Russisch) unter: Tel.: +43 676 611 9232 oder +43 699 1967 0332
Text & Fotos: Charlotte Rombach