Jagd auf St. Pölten: Ankick in der Frauenfußball-Bundesliga

Zum Saisonstart ein Überblick über die höchste Spielklasse des Landes.

Von Moritz Ettlinger

Am Samstag ist es wieder soweit: Die Frauenfußball-Bundesliga startet in die neue Spielzeit, und mit nur einer Niederlage und 17 Siegen in 18 Spielen ist der Vorjahres-Meister SKN St. Pölten auch in dieser Saison der große Gejagte. Welche Teams sonst noch um den Titel mitspielen, wie die “Planet Pure Frauen Bundesliga” eigentlich funktioniert und wie es um den Frauenfußball in Österreich generell steht, erfahrt ihr im großen UZ-Check.

Geschichte und Entwicklung

Frauenfußball im Allgemeinen wird in Österreich dem Vernehmen nach schon seit 1936 gespielt, das erste Mal in Form einer Liga im Jahr 1972. Die Organisation der Liga lief zehn Jahre lang über den Wiener Fußballverband, ab 1982 dann – mit einer kurzen Ausnahme, als die Bundesliga die Obhut hatte (2002-2005) – über den Österreichischen Fußball Bund (ÖFB). Seitdem ist der Dachverband des österreichischen Fußballs für die Planung und Durchführung der Spiele zuständig. Ab der aktuellen Spielzeit hat die Frauen Bundesliga zudem mit dem Vorarlberger Unternehmen „Planet Pure“ erstmals einen Hauptsponsor. ÖFB-Präsident Leo Windtner freute sich über „einen nachhaltigen und innovativen Partner“ und ist überzeugt, „dass im Rahmen dieser Partnerschaft viel weiterentwickelt werden kann“, so Windtner Anfang Juli in der „Kleinen Zeitung“.

Spielmodus

Zehn Teams treffen in 18 Runden und 90 Spielen jeweils zwei Mal aufeinander, im Zuge von Hin- und Rückrunde einmal auswärts und einmal im eigenen Stadion. Das Team, das am Ende der Saison den ersten Platz belegt, ist Österreichischer Meister und damit automatisch berechtigt, an der UEFA Women’s Champions League teilzunehmen. Der letztplatzierte Verein muss am Ende jeder Spielzeit eine Stufe hinunter in die zweite Liga, die sich in zwei regionale Ligen aufteilt: Teams aus Oberösterreich, Salzburg, Tirol und Vorarlberg steigen in die 2. Liga Mitte/West, jene aus Wien, Niederösterreich, Kärnten, der Steiermark und dem Burgenland in die 2. Liga Ost/Süd ab.

Die Favoriten

An erster Stelle der Titelanwärterinnen ist hier natürlich der Vorjahres-Meister, der SKN St. Pölten, zu nennen. Die Niederösterreicherinnen überragten in der vergangenen Saison den Rest der Liga, setzten sich mit 17 Siegen und nur einer Niederlage aus 18 Spielen an die Spitze und gelten auch heuer wieder als heiße Titelanwärterinnen. Aber auch Ex-Serienmeister Neulengbach (zwölf Titel zwischen 2002 und 2014), der Vorjahres-Zweite SG USC Landhaus/Austria Wien oder Sturm Graz wollen ein kräftiges Wörtchen um den Titel mitreden, wenngleich es schwierig werden könnte, die Dominanz der St. Pöltnerinnen zu brechen.

„Women2Watch“

Nach dem Erfolg des Nationalteams bei der Europameisterschaft 2017 stehen natürlich auch in der Liga die Nationalspielerinnen im Fokus. Jasmine Eder, Stefanie Enzinger (beide St. Pölten) und Julia Hickelsberger (Neulengbach) sind nur drei davon. Aber auch an jungen, aufstrebenden Spielerinnen mangelt es nicht. „Es gibt unzählige Talente in der Frauen-Bundesliga, die ‚Women To Watch‘ sind“, sagt Kevin Bell, Media Officer Frauen- und Nachwuchsnationalteams beim ÖFB, im Gespräch mit Unsere Zeitung. U17-Nationalspielerin Katja Wienerroither vom FC Bergheim wäre zum Beispiel so eine „Woman To Watch“, die schon jetzt eine große Stütze beim Bundesligisten darstellt.

Im Schatten der Männer

Doch trotz der Erfolge des Nationalteams steht die Bundesliga der Frauen noch immer im Schatten jener der männlichen Kollegen. Warum eigentlich? Zunächst ist das Problem wohl ein ganz grundsätzliches, wie Kevin Bell erklärt. “Vereinfacht gesagt ist der Frauenfußball eine viel kleinere, viel jüngere Sportart als der Männerfußball“, so Bell, außerdem sei Fakt, „dass das Interesse am Produkt Frauenfußball deshalb bislang noch geringer ist“. Das liege zum einen an der fehlenden Bekanntheit der Spielerinnen, zum anderen aber auch an der Infrastruktur, die einfach nicht in der Form vorhanden sei. Vergleiche zwischen Männer- und Frauenfußball seien aber ganz generell nicht zielführend. „Das ist ein ganz anderes Produkt, ein ganz anderer Markt“, begründet Bell. „Das, was man dann sehen kann, ist Frauenfußball auf höchstem nationalen Niveau, und das sollte man auch honorieren.“

Medial ließe sich der Frauenfußball auch nie so aufblasen wie der Männerfußball. Dadurch habe man automatisch weniger Sponsoren, automatisch weniger TV-Übertragungen, „weil das Interesse und die Community, die sich dafür interessiert, derzeit noch viel geringer ist“, schließt sich für Kevin Bell so der (Teufels-)Kreis. Zu mehr Aufmerksamkeit beitragen könnten sicherlich auch die großen Männerklubs Österreichs. Teams wie St. Pölten, Sturm Graz, Wacker Innsbruck oder die Wiener Austria (in Kooperation mit Landhaus) habe vorgemacht, wie es gehen kann. Jetzt wäre es für Rapid oder Salzburg an der Zeit, nachzuziehen.

Frauen-Fußball vorm TV-Schirm?

Apropos TV-Übertragungen: Wer keine Zeit hat ins Stadion zu gehen, muss deshalb noch lange nicht auf Frauenfußball verzichten. Der ORF hat sich für die anstehende Spielzeit die Rechte für die Übertragung von zehn Spielen gesichert. Beginnend mit der Partie Sturm Graz gegen SKN St. Pölten am Samstag (17 Uhr) wird voraussichtlich jede zweite Runde ein Spiel auf ORF Sport + übertragen, dazu das Cupfinale im Frühjahr. Allerdings seien weitere Übertragungen durchaus möglich, meint Kevin Bell vom ÖFB, beispielsweise ein Cup-Halbfinale. Zehn Spiele auf dem höchsten heimischen Niveau gibt es auf jeden Fall im TV zu sehen. Ein guter Anfang.

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Planet Pure Frauen Bundesliga, erste Runde

Samstag, 18. August

13:00 Uhr: FFC Vorderland – FC Bergheim

17:00 Uhr: SKV Altenmarkt – Union Kleinmünchen

17:10 Uhr: SK Sturm Graz – SKN St. Pölten (live ORF Sport +)

Sonntag, 19. August

11:00 Uhr: SV Neulengbach – FC Wacker Innsbruck

13:15 Uhr: SG USC Landhaus/Austria Wien – FC Südburgenland

Titelbild: Jasmine Eder, ÖFB-Nationalspielerin (Copyright: ÖFB/Bell)

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