Der Fußball als lukratives Geschäft der Mächtigen

100-Euro-Scheine liegen unter einem Fußball.

Spanische Liga-Spiele in den USA, neue Bewerbe der FIFA, die Milliarden bringen und Unsummen an Ausgaben auf dem Transfermarkt: Der internationale Fußball verkauft seine Seele.

Ein Kommentar von Moritz Ettlinger.

Die Kommerzialisierung des Fußballs schreitet in einem atemberaubenden Tempo voran. Eigentlich nichts Neues, stehen doch Geld und Profitgier nicht erst seit heute an erster Stelle von Klubbesitzern, Verbandschefs und Investoren im internationalen Fußball. Für die Interessen der Fans bleibt da wenig Platz und genau das zeigte der spanische Ligaverband vor einigen Wochen einmal mehr: Ein Spiel der spanischen „La Liga“ pro Saison soll in den USA stattfinden, aus Popularitätsgründen, wie es von offizieller Seite des Verbandes heißt. Seit Mittwoch (5.9.2018) steht nun auch fest, welche Partie 2018/19 tausende Kilometer von Spanien entfernt ausgetragen wird. Wie die katalanische Zeitung „L’Esportiu“ berichtet, soll die Begegnung zwischen dem FC Barcelona und dem FC Girona am letzten Spieltag der Saison in Miami ausgetragen werden. Sicherlich zur Freude der US-amerikanischen Fans des spanischen Fußballs, aber zum Leid der Klubs, vor allem des FC Girona. Das Match in Übersee bedeutet für den katalanischen Verein den Wegfall eines Heimspiels, das nicht nur irgendein beliebiges ist, geht es im katalanischen Derby doch gegen den großen Lokalrivalen aus Barcelona. Die Fans schauen also durch die Finger. Schon wieder. Genauso wie beim Supercup zwischen dem FC Barcelona und Sevilla: Die Partie zwischen Meister und Pokalfinalist vor wenigen Wochen fand in Marokko statt.

Doch nicht nur bei den Fans, auch bei den Spielern regt sich Widerstand. Kurze Zeit, nachdem die Maßnahme des spanischen Verbandes publik wurde, trafen sich die Kapitäne aller Erstliga-Klubs und positionierten sich klar gegen die Verlegung von Spielen in die USA. Sie würden sich nicht verkaufen lassen, sagte David Aganzo, Ex-Profi und Präsident der spanischen Spielergewerkschaft AFE nach dem Treffen. Er bezeichnete die Pläne der Liga als „verrückt“ und drohte mit Streik. Nach diesem Statement Aganzos durften die Fans noch einmal kurz Hoffnung schöpfen, dass der Verband seine Pläne vielleicht doch nicht gegen den Willen der Protagonisten durchziehen würden. Diese Hoffnung hat sich nun wohl zerschlagen.

Die Vorhaben der LaLiga sind allerdings nicht die einzigen, die die wahren Interessen der großen Verbände deutlich machen. Der größte von allen, der Weltverband FIFA, hat weitere Neuerungen in Planung, die vor allem eines bringen: sehr viel Geld. Wie die deutsche „Sportschau“ bereits im Mai dieses Jahres berichtete, erhält die FIFA von einer Investorengruppe ca. 20 Milliarden Euro für die Vermarktung von zwei neuen Wettbewerben. Dabei soll die Klub-WM reformiert, von sieben auf 24 Teams erweitert werden und statt jährlich im Winter alle vier Jahre im Sommer ausgetragen werden. Außerdem soll die gerade erst gestartete europäische Nations League weltweit ausgetragen werden.

Hinzu kommen die Unsummen, die auch heuer wieder auf dem Transfermarkt ausgegeben wurden (allein in der englischen Liga investierten die Klubs insgesamt über 1,4 Milliarden Euro in neue Spieler), die auch nicht gerade dazu beitragen, den Fußball von seinem Image als Finanzprodukt zu befreien.

Die für viele wichtigste Nebensache der Welt entwickelt sich immer weiter weg vom eigentlichen Fuß- hin zum Spielball der Großkonzerne, Multi-Milliardäre und Verbände, von FIFA bis UEFA. Es mag Neuerungen geben, die sinnvoll sind, und nicht alle Vereine und Verbände sind ausschließlich auf Profit aus. Doch bei allen schönen Seiten, die der Fußball zu bieten hat, darf man auch die dunklen nicht vergessen: Dem Großteil der Verantwortlichen geht es schon lange nicht mehr um den Sport selbst. Es geht nur noch ums Geld.

Foto: Moritz Ettlinger

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3 Kommentare

  1. Ob Miami oder Orlando – egal. Hauptsache Kalifornien. :-)

    1. Danke für den Hinweis, ist ausgebessert :)

  2. Mit großem Interesse habe ich den Artikel über das lukrative Geschäft im Fußball gelesen. Seit einigen Jahren gibt es ja schon eigene Fußballsender, welche 24 Stunden über die Fußballwelt berichten. Topspiele sind im freien Fernsehen selten zu sehen. Oft muss man als Fan direkt ein Abo abschließen, um seinen heißgeliebten Fußball genießen zu können. Schon alleine die Vorberichterstattung wird zu einem Event hochgepusht und die Sender versuchen mit Sensationsnachrichten Aufmerksamkeit zu gewinnen. Dazwischen sind Unmengen von Werbeblocks geschaltet. Die Werbungen reichen von Bier- und Autoprodukten bis zu Sexhotlines, welche dann, am späten Abend, gesendet werden. Hauptsache der Rubel rollt. Aber auch die Fußballspieler selbst werden zu Marionetten des Geldes und des Größenwahns der Vereine. Bei Erfolgen werden einzelne Spieler zu Göttern erklärt, sie erhalten Bonuszahlungen in Millionenhöhe. Nicht selten präsentieren sie ihren hart erkämpften Reichtum während sich der einfache Fußballfan fragen muss, ob er sich die nächste Zahlung für sein Senderabo leisten kann. Diese Inszenierung ist oberflächlich und sensationsgeil. Es stellt sich die Frage, warum so viele Menschen an dieser Show mitmachen? Vielleicht genau deshalb, weil die Fans das bekommen, was sie suchen. Zum Beispiel Aufmerksamkeit: Ich kann mich als Fan nach der Arbeit auf das Sofa legen, schalte die Glotze ein und bekomme meine volle Aufmerksamkeit. Mir werden bunte Tabellen von unterschiedlichen Ligen präsentiert, ich bekomme das Spiel in unterschiedlichen Szenen vorgespielt und der Reporter sorgt für eine spannende Stimmung. Schnell wird klar, dass man selbst zu einer Marionette dieser übertriebenen Fußballwelt wird. Das Schlimme ist: Man wird nur noch zu einem passiven Konsumenten, der mit seiner Fernbedienung von Spiel zu Spiel und von Szene zu Szene zappt, um zum ultimativen Kick zu gelangen. Ist das wirklich unser Ziel? Wollen wir nur noch als passive Konsumenten leben? Ist Fußball nicht mehr als Show, Geld, Event, Werbung und Sensation? Mutige und kritische Bürger sollten dieses System hinterfragen und von einem passiven Wesen zu einem aktiven Teilnehmer am Spaß und Erfolg des Fußballs werden. Wie das geht? Ganz einfach! Ich habe mein Abo bei Sky storniert. Dadurch habe ich mir sehr viel Geld erspart und die nervige Werbung ist auch Vergangenheit. Ein kleiner Blick in die Zeitung genügte und ich fand dutzende Fußballvereine in unserer Region. Auch hier gibt es Stars, die durch Begabungen und Talente auffallen, die man gerne sieht, weil sie so vorbildhafte Charakterzüge haben. Ich sehe sie wenige Meter vor mir auf dem Fußballplatz, kann sie motivieren und nach dem Spiel gratulieren. Ich bekomme die Siegesfeiern hautnah mit, helfe beim Zusammenräumen und freue mich schon auf das nächste heiße Spiel. Ich bin aktiver Teil dieser Fußballwelt, einer echten Welt, ohne Werbung, ohne nervige Kommentare von Reportern und ohne Glitzer-Shows von Sponsoren. Es liegt an uns, ob wir uns gemütlich vor dem Sofa hinlegen und uns von der Fußballshow passiv berieseln lassen oder wir selber aktiv werden und die echte Fußballluft auf einem echten Fußballplatz atmen möchten. Viel Spaß!

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