Simon Loidls erster Roman „Endstation Ananans“, eine Auseinandersetzung mit den Wirr- und Wagnissen einer Generation
Sonntag ist Büchertag von Peter März
Ob LeserInnen nach der Lektüre von „Endstation Ananas“ tatsächlich aussteigen, ist unbekannt. In diesen Roman einzusteigen lohnt sich indes allemal. Simon Loidl hat mit seinem Erstling einen schmalen Band vorgelegt, der in kleinen, zwar miteinander verwobenen, trotzdem eigenständigen Kapiteln von Frust, Lust, Leiden, Lieben, Lachen erzählt. Der Handlungs- und Spannungsfluss speist sich dabei aus zwei nahe beieinander liegenden Quellen: einerseits aus der Auseinandersetzung der Romanfiguren mit einer aus den Fugen geratenen Welt und aus den Widersprüchen, die aus einem Leben darin erwachsen. Andererseits aus der Gespaltenheit und Verunsicherung der einzelnen Charaktere, die wahrlich alles andere als perfekt sind. Erstaunlich ist zudem, wie fulminant es dem Autor gelingt, völlig ohne Personen- und Standortbeschreibungen, ohne Verfolgungsjagden und Kochrezepte Fantasiegebäude im Kopf zu erschaffen.
Zwei Freunde haben ein Wochenticket für die hölzerne, wackelige Achterbahn des Lebens gelöst. Der eine ohne Job sehnt sich nach einem solchen, der andere hängt in seiner langweiligen Hacken fest und ist bemüht, jeder Verpflichtung zu entfliehen. Beide suchen jedoch vor allem eines: das Leben in all seiner Komplexität, seiner Vielfalt, seiner Widersprüchlichkeit, seinen Loopings, seinen langsamen Berg- und rasanten Talfahrten zu fassen.
Loidl gelingt eine ernsthafte, durchdachte, dennoch humorvolle Auseinandersetzung mit den Wirr- und Wagnissen einer Generation, die einigermaßen verloren und verunsichert durch die Weiten der Welt stapft. Freude, gleichzeitig, wohl je nach Stimmungslage, ein wenig Wehmut kommen beim Lesen vor allem dadurch auf, dass der akademisch gebildete Romancier Loidl eben nicht in das sonst übliche, perfide Stilmittel des Zynismus abgleitet, sondern in beinahe Kaurismäkischer Manier trotz aller Tristesse einen kleinen Funken Hoffnung zu verbreiten gewillt ist. Als nächster Schritt sei daher eine Verfilmung des Stoffes dringend anempfohlen.
Loidl, Simon: Endstation Ananas
Roman, 14,80 €
Kartoniert, 132 S.
Sisyphus 2018
ISBN-13: 978-3-903125-34-6
Simon Loidl, geboren 1977. Nach endlos erscheinenden Schuljahren Studium der Geschichte, Germanistik und ein bisschen Philosophie. Währenddessen und danach viele Jobs, unter anderem als Pizzafahrer, Billeteur, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Museumsaufseher, Redakteur, Deutsch-als-Fremdsprache-Lehrer, freier Journalist und Antiquariatsangestellter, zwischendurch arbeitslos.
Sachbuchveröffentlichungen: Eine spürbare Kraft (Promedia 2015), Europa ist zu enge geworden (Promedia 2017)
Titelbild: Simon Loidl (Quelle: sisyphus.at)