Forderung nach drastischen Maßnahmen: Schon zum zweiten Mal nach dem 15. März gingen Schüler*innen am Freitag auf der ganzen Welt auf die Straße, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren. Ein Lokalaugenschein aus Innsbruck.
von Moritz Ettlinger
„Es ist fünf vor zwölf“: Unter diesem Motto stand am Freitag die groß angelegte Demonstration in Innsbruck anlässlich des von „Fridays for Future“ organisierten, zweiten weltweiten Klimastreiks. Die Bewegung hatte erneut auf der ganzen Welt zu Protesten für Klima- und Umweltschutz sowie die Einhaltung der Ziele des Pariser Klimaabkommens von 2015 aufgerufen. Tausende Menschen, der Großteil davon Schüler*innen und Studierende, waren dem Aufruf in Innsbruck gefolgt, weltweit gingen Medienberichten zufolge Hunderttausende auf die Straße.
Fünf vor zwölf war es auch, als sich der Demonstrationszug in Bewegung setzte. Los ging es am Christoph-Probst-Platz vor der Leopold-Franzens-Universität, über die Anichstraße und den Adolf-Pichler-Platz hin zum Marktplatz in der Innsbrucker Innenstadt, wo dann die Abschlusskundgebung stattfand. Die Demonstrant*innen forderten lautstark und mithilfe von Plakaten unter anderem die Ausrufung des Klimanotstandes in Österreich, „System change not climate change“ oder die Einführung einer CO2-Steuer. „Bald sind wir an einem Punkt angelangt, an dem wir nicht mehr umkehren können“, so eine Sprecherin zu Beginn der Demo. Es müssten drastische Maßnahme ergriffen werden, um „unsere Lebensgrundlagen und die aller kommenden Generationen zu sichern“.
Auch auf die am Sonntag anstehende Wahl des europäischen Parlaments wurde aufmerksam gemacht. Die Wählerinnen und Wähler würden mit ihrer Stimme ein Zeichen für Klima- und Umweltschutz, Klimagerechtigkeit und eine lebenswerte Zukunft setzen können. Zudem wurden alle Wahlberechtigten dazu aufgerufen, ihre Stimme zu nutzen und im Sinne jener zu wählen, die noch zu jung dafür sind. Das seien diejenigen, die am meisten von der Klimakrise betroffen seien.
„Die Wissenschaft hat recht, nicht der Kapitalismus“
Bei der Abschlusskundgebung am Marktplatz ergriffen dann zwei Tiroler Schülerinnen das Mikrofon. Luisa (17) ist seit vier Monaten bei „Fridays for Future Innsbruck“ aktiv. Für sie gehört zur Teilnahme an „Fridays for Future“ mehr als nur am Freitag die Schule zu schwänzen und für einen besseren Klimaschutz auf die Straße zu gehen. „Es heißt, sich zu informieren, sich der katastrophalen Lage klar zu werden und dementsprechend zu handeln.“ Die Siebzehnjährige fordert neben einem Verbot von Einweg-Plastik die Einführung von Umweltkunde an Schulen, das wäre „ein Anfang“.
„Wir haben uns zu einer weltweiten Bewegung zusammengeschlossen, weil wir längst verstanden haben, dass die Wissenschaft recht hat, und nicht der Kapitalismus“, sparte Laura (16) nicht mit Kritik am derzeitigen System, „aber genau an letzterem hängt ihr so verzweifelt fest.“ Auch sie appellierte an die Verantwortung jeder und jedes Einzelnen: „Es ist natürlich einfach, heute hier zu stehen und für eine gerechte Klimapolitik zu demonstrieren, aber am Ende des Tages bringt das alles nichts, wenn wir nicht alle nach Hause gehen und unseren eigenen Konsum und unsere Lebenseinstellung hinterfragen.“
Neben Innsbruck fanden in Österreich in neun weiteren Städten Demonstrationen statt, in Wien, Graz, Linz, Salzburg, Eisenstadt, Klagenfurt, Gmunden, Ried im Innkreis und Pöllau. Es war der zweite „Global Strike“ von Schüler*innen für Klima- und Umweltschutz nach jenem am 15. März dieses Jahres, an dem rund um den Globus ebenfalls hunderttausende Jugendliche teilgenommen hatten.
Eindrücke von der Demonstration in Innsbruck: