Kinder mit besonderen Bedürfnissen müssen künftig gemeinsam mit bis zu 25 Kindern betreut werden – “Das widerspricht jeglichem pädagogischen Fortschritt!“
Von Michael Wögerer
Laut Plänen von Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) sollen ab nächstem Schuljahr in vielen ganztägigen Volksschulen Wiens weniger FreizeitpädagogInnen tätig sein. Durch eine Berechnungsänderung werden jenen Schulstandorten, die sich der Inklusion von Kindern mit besonderen Bedürfnissen annehmen, weniger PädagogInnen zugeteilt, kritisiert die Betriebsratsvorsitzende der Bildung im Mittelpunkt GmbH der Stadt Wien, Selma Schacht.
„Hier wird das Kind mit dem Bade ausgeschüttet“, so Schacht. „Statt der Korrektur einer fehlerhaften Programmierung des Schulverwaltungsprogramms Wision wird einfach alles gestrichen – und für Kinder mit besonderen Bedürfnissen das schulische (Er)Leben massiv erschwert.“ Zusätzlich zu den gestrichenen (Freizeit-)PädagogInnen wurden die Lernzeiten für diese Kinder reduziert.
Die SchülerInnenzahlen werden im Frühjahr von den Schulleitungen direkt in das Verwaltungsprogramm Wision eingetragen. Darin werden die zustehenden PädagogInnen für Lernzeit und Freizeit automatisch berechnet. Nun wurde über Weisung des Schulerhalters (MA 56) in dieser Erhebung die Mehrfachzählung von Integrationskindern (mit Behinderungen oder schweren Verhaltensauffälligkeiten) ersatzlos gestrichen. Statt einer Reduktion auf eine normale Doppelzählung gelten nun eins zu eins dieselben Bedingungen wie für alle anderen Kinder auch. Kinder mit besonderen Bedürfnissen müssen nun in Gruppen/Klassen mit 19 bis 25 Kindern betreut werden.
„Natürlich müssen Fehler korrigiert werden. Aber das zu nutzen, um die Gruppen für Integrationskinder durchs Hintertürl massiv zu vergrößern, widerspricht jeglichem pädagogischen Fortschritt!“, so Schacht. Und weiter: „Die Hinzurechnung der Integrations-Kinderzahlen muss wieder möglich sein. Für kleinere Integrationsgruppen müssen auch weiterhin PädagogInnen zur Verfügung gestellt werden!“
Neben zusätzlichen PädagogInnen war die Inklusion in Unterricht und Freizeit dadurch gekennzeichnet, dass durch eine Mehrfachzählung dieser Kinder kleinere Gruppen entstanden. Eine wichtige pädagogische Maßnahme um das gemeinsame Leben in der Schule gerade für jene Kinder zu erleichtern, die sich in großen Gruppen schwer zurechtfinden. Diesen Kurs sieht der Betriebsrat der Bildung im Mittelpunkt GmbH, bei der die FreizeitpädagogInnen für ganztägige öffentliche Volksschulen angestellt sind, durch die geplanten Maßnahmen der Stadt Wien gefährdet.
Titelbild: DSA Selma Schacht in einer Integrationsgruppe mit weniger Kindern (Quelle: betriebsrat-bim.at)