Ein Extrembergsteiger reflektiert über Themen unseres Daseins
Von Klaus Hecker
Für die meisten von uns ist Reinhold Messner als Bergsteiger berühmt und bekannt. Im folgenden Videointerview wird aber auch deutlich, dass er sich mit ebenso großem Engagement in ganz anderen Aufgabenfeldern betätigt hat. Daher trägt das Interview den Namen „Lebensthemen“.
Messner wäre nicht Messner, wenn er nicht heute wie damals wortgewaltig mit spannenden und überraschenden Sprachbildern seine Thesen unterfüttert. Jüngstes Beispiel: In der ewig geführten Diskussion, ob man auch klassische Kletterrouten zunageln oder mindestens verstärkt absichern darf, fordert Messner, dass die Routen in ihrer ursprünglichen Form erhalten bleiben sollen. Begründung: „Einen Picasso würde man auch nicht übermalen“. Die Routenfindung in der Ideallinie ist tatsächlich ein ästhetisches Gesamtkunstwerk und nicht etwas, wo ein Holzfäller sich per Muckis raufwuchtet.
Wer so viel außergewöhnliches leistet wie Reinhold Messner, vielleicht mit seiner unendlichen Energie, seinem unbändigen Willen, der auch in seinem immer noch borstigen mächtigen Haarpelz zum Ausdruck gebracht wird, eckt aus unterschiedlichsten Gründen viel an.
In der Öffentlichkeit ist nicht selten zu hören: „Der Messner, der alte Angeber!“ Wer ihm jedoch genau zugehört, weiß, dass gerade er nicht nur menschliche Schwächen und Versagen von anderen angesprochen hat, sondern auch seine eigenen. Als Politiker der italienischen Grünen hat er stets und auch in der eigenen Person gegen das Berufspolitikertum polemisiert und hat sich konsequent auch wieder zurückgezogen. Allgemein tritt er dafür ein, dass wir die Helden-Verehrungen verlassen, so wie er aufzeigt, dass die alten Bergsteiger sich mit den gleichen Drogen wie die Kampfflieger hochgepuscht haben.
Eine hohe Bedeutung hat der Begriff „Verantwortung“ für Messner, der er, wie er zeigt, schon damals mit diversen Aktivitäten in Sachen alternativer Landwirtschaft nachgekommen ist.
Als sein persönliches Charakteristikum entschlüsselt Messner den Begriff des „Grenzgängers“. Nicht vorbei kommt man an der , die wie er sagt, sein ganzes Leben prägende Brudergeschichte am Nanga Parbat. Da ist so viel von außen moralisiert werden, nicht selten als Partygespräch unter völliger Unkenntnis der einzubeziehenden Parameter.
Das Interview entstand 2002 bei einer Vortrags-Reise Reinhold Messners in Frankenberg (Hessen). Hier in vollständiger Länge:
Titelbild: Reinhold Messner auf der Frankfurter Buchmesse 2017 auf der ARD Bühne bei der Vorstellung seines neuen Buches Wild oder Der letzte Trip auf Erden. (commons.wikimedia.org/Ptolusque; Lizenz: CC BY-SA 4.0)