„Hausverstand rät zur Konkurrenz zu gehen“ – Wie Unternehmenskommunikation nach hinten losgehen kann. Oder: Wenn Regierungsankündigungen nicht mit den Ausführenden abgesprochen werden…
Von R. Manoutschehri
Seit Montag dem 6. April gilt in Österreich ein Erlass des Gesundheitsministeriums, wonach in Supermärkten die Pflicht zum Tragen von Nasen- und Mundschutz Masken (MNS) bestehe. Kanzler Kurz kündigte dies kurzfristig vorher an – und zwar so, dass der Eindruck entstand, dass dies eine Regierungsmaßnahme zur Eindämmung von Covid-19 darstelle, die mit allen Beteilligten abgesprochen wäre und deren Kosten auch regierungsseitig getragen werden, für den Normalbürger also eine Gratisleistung wäre. Dieser Eindruck war falsch, wie der REWE Konzern, Marktführer der Regional-Versorgung, schon am ersten Tag der Umsetzung bekannt gab. Und sich damit gleichzeitig auch das Image urtypischer Raubtierkapitalisten einhandelte.
Gratis? Nicht bei uns …
Bereits um 8 Uhr Morgens des Tages, an dem die Masken vor den Supermärkten gratis verteilt werden sollten, gab die REWE Group Österreich in einer Aussendung bekannt, dass die angeschlossenen Einkaufsketten Billa, Merkur, Penny, Bipa und Adeg diesen Mundschutz nur gegen 1 Euro Kostenbeitrag verkaufen würden – nachdem ein erstes Kontingent („so lange der Vorrat reicht“) zur „Erstausstattung“ gemäß dem Erlass gratis verteilt wurde.
Und man wolle dies als ein „Signal gegen Verschwendung von Mund-Nasen-Schutz“ verstanden wissen. Man hätte einen täglichen Bedarf von rund 1,9 Millionen Stück in allen österr. Filialen und der Kostenbeitrag liege zudem unter dem Selbstkostenpreis und man würde „selbstverständlich keinen Cent daran verdienen“.
In der Bevölkerung und bei den Kunden wurde dies verständlicherweise völlig anders interpretiert – als typisches Beispiel für Raubtierkapitalimus und falsche Versprechungen vonseiten der Politik. Auf Social Media gingen die Wogen der Empörung hoch und gipfelten, schön zusammengefasst, in einem bekannten Satire-Magazin, das in Anspielung auf die bekannte Billa-TV-Werbung titelte: „Der Billa-Hausverstand geht ab sofort zum Hofer“ (also zur Konkurrenz).
Im Bundeskanzleramt wurden die Informationen „Masken müssen gratis zur Verfügung gestellt werden“ daraufhin auf folgenden Text geändert: „Der Mund-Nasenschutz, der in Geschäften aufliegt, wird entweder kostenfrei oder zum Selbstkostenpreis zur Verfügung gestellt.“ Und Kanzler Kurz ergänzte in der jüngsten Pressekonferenz, „wir werden sehr genau kontrollieren, dass maximal der Selbstkostenbeitrag verrechnet wird und hier kein Gewinn erzielt wird.“
Ankündigungspolitik ohne Absprachen
Davon, dass die Kosten des „Gratis-MNS-Erlasses“ von der Bundesregierung getragen werden sollten, hatten die Handels- und Versorgerkonzerne allesamt ebensowenig etwas gehört, wie diese Aktion im Vorfeld mit ihnen abgeklärt oder besprochen wurde. Es wäre Anfangs auch unklar gewesen, ob die MNS Masken bereitgestellt werden, oder von den Unternehmen selbst besorgt werden müssten. Bei den Ketten Hofer, Spar und Lidl wurden Konzernangaben zufolge zum Glück schon im Vorfeld in Eigenregie ausreichende Stückzahlen erworben und die Masken bleiben für alle Kunden weiterhin kostenlos. Alternativ würden übrigens auch selbstgefertigter Mund- und Nasenschutz bishin zum übers Gesicht gezogene Tücher und Schals der „Maskenpflicht“ genüge tun.
Die „Hauptschuld“ an vielen aktuellen „Verwirrungen“ liegt also wohl in erster Linie an unklaren, in täglichen Pressekonferenzen zumeist nur in Headlines mitgeteilten, immer neuen Verordnungen und Erlässen und oftmals Schnellschuss-artig unausgegorenen Gesetzestexten, die statt zur Rechtssicherheit beizutragen eher zu persönlicher Interpretation einladen. Laut aktuellstem Erlass wird sich die „Maskenpflicht für Alle“ ab kommenden Montag jedenfalls auch auf die öffentlichen Verkehrsmittel ausdehnen und auf alle offenen Geschäfte – auch auf jene, die ab 14. April bzw. 1. Mai wieder aufsperren dürfen. Hier ist jedenfalls klar, dass jeder einzelne Bürger in der Pflicht steht, sich selbst mit Masken auszurüsten.
Mundschutz selber machen
Hier deshalb nochmals der Hinweis auf unsere „nützliche“ #CoronaCoutureChallenge zum Schutzmasken selber basteln, samt Tipps, was wovor schützt und wie man sie auch mit ganz einfachen Mitteln selbst machen kann. Und wer Fotos hier postet/einsendet, kann auch etwas gewinnen.