COVID-19-Ansteckungen: Post-Gewerkschaft fordert Ende von Outsourcing

Die Gewerkschaft der Post- und Fernmeldebediensteten (GPF), Mitglied der Weltgewerkschaft UNI Global Union, fordert ein Ende von Leiharbeit in allen österreichischen Postdienststellen. Die Forderung kommt nach zahlreichen Covid-19-Fällen in zwei Verteilzentren in Wien und Niederösterreich.

Von Agenturen beauftrage LeiharbeiterInnen begannen ihre Arbeit ohne Rücksichtnahme auf die vorgegebenen Sicherheitsmaßnahmen (Mund-Nasen-Schutzmaske, Desinfektionsmittel, Handschuhe, Abstand halten). So kam es dazu, dass die beiden genannten Paketsortierzentren wegen zahlreichen positiven Corona-Fällen im Mai für 14 Tage dem Militär zur Desinfizierung und weiteren logistischen Bearbeitung übergeben werden mussten. Alle Post-MitarbeiterInnen wurden 14 Tage in Quarantäne geschickt.

„Die vielen Corona-Vorfälle bestätigen die Richtigkeit und Wichtigkeit unserer langjährigen Forderung nach ausreichend Eigen-Personal für alle Bereiche der Post, anstelle auf LeiharbeiterInnen zurückzugreifen“, so Helmut Köstinger, GPF-Bundesvorsitzender. „Guter Service kann langfristig nur von unseren Postlerinnen und Postlern garantiert werden. Unsere MitarbeiterInnen sehen ihre Arbeit bei der Post nicht nur als einen Job, sondern als eine wichtige Aufgabe und Dienstleistung. LeiharbeiterInnen bekommen nicht die Zeit und Sicherheit, diese Einstellung anzunehmen. Die gesamte Gewerkschaftsbewegung muss dem Problem der Leiharbeit mehr Aufmerksamkeit widmen, denn wir sehen uns mehr denn je mit prekären Dienstverhältnissen konfrontiert.“

In Österreich ist wie in vielen anderen Ländern Onlineshopping seit dem Lockdown sehr beliebt; es werden so viele Pakete zugestellt wie sonst nur zur Weihnachtszeit. Lieferdienste stellen aber nicht ausreichend Personal an, um den zusätzlichen Arbeitsaufwand zu bewältigen. Stattdessen verlassen sich weltweit rund 70 Prozent der Postunternehmen auf prekäre Arbeitsverhältnisse wie die Arbeit mit Schein-Selbstständigen, mit Subunternehmen und Leiharbeit, um Arbeit outzusourcen und Geld zu sparen.

Die Logistikkette der Post ist keine Arbeit für Geringqualifizierte. Dies hat sich im Laufe der Pandemie immer wieder bewiesen, da die Zustellenden neben der Zustellung von Briefen und Paketen auch Pensionen auszahlen und wichtige soziale Funktionen in der Gemeinschaft erfüllen.

„Was wir aus diesen Vorfällen lernen können, ist zum einen, dass die Regierung eine Finanzierung sicherstellen muss, die gute Arbeitsbedingungen und faire Löhne für alle Post-ArbeiterInnen ermöglicht. Postdienste von hoher Qualität können nur von gut ausgebildeten Postbediensteten geleistet werden, die qualitativ hochwertige Arbeitsbedingungen auf Vollzeitbasis haben“, so Cornelia Berger, Vorstand von UNI Post & Logistics. „Zum anderen müssen sich Leiharbeitagenturen an gewisse Gesundheits- und Sicherheitsnormen halten. Sie müssen ausreichend Gehalt und soziale Sicherheit anbieten, damit die Betroffenen, wenn sie krank sind, zuhause bleiben können und für sich und ihre Familien sorgen können. Es ist eine Schande, dass die österreichische Post Vorteile zieht auf dem Rücken der Ärmsten der Armen.“

„Es ist alarmierend, dass die österreichische Post durch die Nutzung billiger Arbeitskräfte die Leben aller MitarbeiterInnen, sowohl der Post-internen als auch der LeiharbeiterInnen, gefährdet. Wir fordern das Unternehmen auf ein Geschäftsmodell zu verfolgen, das auf Basis von permanenten und gut ausgebildeten Beschäftigten funktioniert und stark genug ist auch während Krisenzeiten Dienstleistungen zu erbringen“, sagt Christy Hoffman, Generalsekretärin von UNI Global Union.

UNI Post & Logistics hat die Bedeutung des Einsatzes von gut ausgebildeten Vollzeitbeschäftigten in der Post sowohl weltweit als auch auf europäischer Ebene mit der aktuellen #SaveOurPost Kampagne konsequent hervorgehoben. Diese Erfahrungen werden ein wichtiger Bestandteil unserer zukünftigen politischen Ausrichtung sein. UNI Post&Logsitik arbeitet bereits an Empfehlungen, um die Post auf zukünftige Krisen aus Gewerkschaftssicht vorzubereiten und verwendet dazu Berichten und Erfahrungen aus COVID19 wie jene aus Österreich.

Quelle: uniglobalunion.org
Fotos: Cornelia Berger

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