Mit einem derben, sexistischen Banner äußerten Rapid-Fans vor dem Spiel gegen Hartberg am Sonntag ihren Unmut über Spiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Während wohl der Wunsch überall groß ist, dass die Stadien bald wieder voll sind, sollten sich auch alle einig sein, dass „Fans“ wie diese im Fußball nichts verloren haben. Denn sie schaden der gesamten Fanszene.
von Moritz Ettlinger
Es brauchte wohl eine Intervention des TV-Senders „Sky“, um die Rapid-Verantwortlichen letztendlich zu diesem Schritt zu bewegen. „Ein Stadion mit leeren Plätzen is wie a schiache Oide wetzen“ stand in großen Buchstaben vor dem Block West. Auf die Frage der Moderatorin an Rapid-Sportchef Zoran Barisic, ob das Transparent nun hängen bleibe oder runtergenommen werde, antworte Barisic mit einem läppischen „Schau ma mal“. Erst die Nachfrage „Wie viel Frauenfeindlichkeit verträgt der Klub?“ veranlasste den Sportchef bei Rapid zu einem Statement gegen Frauenfeindlichkeit und Sexismus.
Eine noch viel schlechtere Figur machte aber Rapid-Geschäftsführer Christoph Peschek im Sky-Interview, verharmloste den Banner und sah „keinen Skandal“, da er ja vor Spielbeginn abgehängt wurde. Und: „Wir legen einen großen Wert auf Meinungsfreiheit und Demokratie.“ Er wiederholte danach noch mehrmals, dass das Transparant ja vor Spielbeginn abgenommen worden sei, womit die Sache für ihn offenbar erledigt war.
Sexismus ist keine Meinung
Doch damit ist sie noch lange nicht erledigt. Das Licht, in das hier der österreichische Fußball, der SK Rapid und vor allem die Fanszene generell gerückt wird, ist kein gutes, und das zu Recht. Sexismus, Rassismus, Homophobie haben weder auf noch neben dem Platz eine Daseinsberechtigung und nichts mit Meinungsfreiheit oder Demokratie zu tun. Da gibt es nichts zu relativieren oder zu verharmlosen, auf diesen Minimalkompromiss müssen sich langsam aber sicher alle einigen.
Es gibt aber etwas, das fast noch mehr schmerzt als die äußerst halbherzigen und schwachen Reaktionen der Rapid-Verantwortlichen. Nämlich die Tatsache, dass Transparente wie dieses einmal mehr Wasser auf die Mühlen jener träufeln, die sowieso schon ein Problem mit Ultras und der organisierten Fanszene im Fußball haben. Gerade in den sozialen Netzwerken finden sich nicht nur vereinzelt Kommentare in diese Richtung. „Ultras in Reinkultur“ schrieb beispielsweise ein Nutzer auf Twitter zur Aktion der Rapid-Fans, „Passt zum Block West. Was willst erwarten“, ein anderer. Das ist furchtbar schade. Denn bei allen negativen Seiten gibt es genügend Beispiele, die zeigen, dass der Großteil der Ultras und Fans eben genau so nicht sind.
Spenden für gute Zwecke und politische Botschaften
Die Solidarität während der Corona-Krise war auch in der Fanszene groß. Fans des FC Wacker Innsbruck sammelten beispielswiese Geld für die von Corona hart gebeutelte italienische Stadt Bergamo. Jene von Atalanta Bergamo wiederum spendeten das Geld für ihre rückerstatteten Tickets an das Krankenhaus der Stadt. Und die Anhänger*innen des deutschen Zweitligisten VfL Bochum halfen ihrem Verein finanziell durch den Kauf von sogenannten „Geisterspieltickets“.
Doch schon davor machten große Teile der aktiven Fanszene ihrem Namen alle Ehre. Die bekanntesten Ultras des FC Bayern München, die „Schickeria“ machte nicht nur einmal mit politischen Statements auf sich aufmerksam. Mit Statements wie „Alle die sich angesprochen fühlen: Nazis raus“, „Bevor Afghanistan sicher ist, regiert ‚Die Linke‘ Bayern“ oder „Seenotrettung ist kein Verbrechen“ nutzen die Bayern Fans des Öfteren das Stadion im positiven Sinne als politische Bühne. (Mehr über die Münchner „Schickeria“ im lesenswerten Twitter-Thread des Sportjournalisten Felix Tamsut)
Und auch die jetzt zu Recht gescholtenen Rapid Fans zeigten in der Vergangenheit schon, dass sie es besser können. Zum Beispiel mit einer jährlichen Spendenaktion unter dem Motto „Wiener helfen Wiener“, bei der in diesem Jahr eine Summe von 83.000 Euro an „BONsurprise“ übergeben werden konnte.
Was also, liebe Rapid-Fans, sollen solche unnötigen, sexistischen Aktionen wie die am Sonntag? Denn es sind leider genau Transparente wie dieses, die den Ruf der Fanszene in Österreich und weltweit ruinieren. Zumindest Rapid-Coach Didi Kühbauer brachte es auf den Punkt: „Dieses Transparent hat definitiv nichts in einem Fußballstadion verloren!” Genauso wie die Fans, die es geschrieben haben.
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Titelbild: © Bwag/CC-BY-SA-4.0.