Der alternative Transferticker #2

Der alternative Transferticker #2

Ein weiterer Deal im Hause Red Bull, Millionentransfer von Grbić in die französische Ligue 1: Der alternative Transferticker kommt diese Woche mit einem Österreich-Schwerpunkt daher. Nicht aus patriotischen, sondern aus praktischen Gründen: Davon abgesehen war nicht wahnsinnig viel los in der letzten Woche.

Im alternativen Transferticker gibt Moritz Ettlinger einen Überblick über die interessantesten Transfers der Woche und veranschaulicht kritisch und nicht ganz ohne Ironie, was man mit dem Geld für überteuerte Fußballer sonst noch hätte machen können bzw. was mit ähnlichen Summen bereits gemacht wurde.

10 Millionen Euro für Adrian Grbić – oder für die Albertina

Zum Rekordtransfer für gleich zwei Klubs avancierte am Mittwoch letzte Woche der Österreicher Adrian Grbić. Um 10 Millionen Euro wechselte der 23-Jährige von Clermont aus der zweiten zum FC Lorient in die erste französische Liga. Damit ist der Stürmer „erst“ der zehnte österreichische Fußballer, für den eine achtstellige Summe bezahlt wurde. Im Vergleich zu den 50 Millionen Euro für Sané letzte Woche fast schon günstig, und doch würden sich wohl die wenigsten über einen 10-Millionen-Euro-Eingang auf dem Bankkonto beschweren.

Die österreichische Post zum Beispiel könnte mit dieser Summe zumindest einen Teil ihrer Verluste während Corona ausgleichen: Bis Mitte Juni habe der Konzern 10 Millionen aufgrund der Krise verloren, so CEO Georg Plötzl, die Kosten dürften aber noch wesentlich steigen. Wer anstelle von Unternehmen lieber der Kulturszene unter die Arme greifen möchte, könnte mal bei der Albertina nachfragen: Mit Einnahmeausfällen von 10,3 Millionen Euro wird gerechnet. Dort wäre man um das Transfer-Geld für Grbic sicherlich besonders froh gewesen.

9 Millionen Euro für Hee Chan Hwang – oder Schutzmasken

Es ist ein weiteres Kapitel in der absurden Transferwelt von Red Bull: Mit Hee Chan Hwang wechselt bereits der 19. Spieler von RB Salzburg nach RB Leipzig – für gerade mal neun Millionen Euro (inkl. Boni kann die Summe auf 14 Millionen Euro ansteigen). Das klingt nach viel Geld und ist es auch, wenn man aber bedenkt dass Salzburg erst im Winter ein Angebot für Hwang über 27 Millionen Euro ausgeschlagen hat, bekommt der Transfer zum Schwesterclub nach Leipzig für weniger als die Hälfte einmal mehr einen bitteren Beigeschmack.

Anstatt also durch schwindelige Deals mit der Red-Bull-Filiale in Salzburg den Wettbewerb zu verzerren, hätten es die RB Leipzig-Verantwortlichen besser der baden-württembergische Landesregierung gleich tun sollen. Die hat nämlich während der Corona-Pandemie eine Vorrat an Schutzmasken angelegt, der für zwei Monate reichen sollte. Jetzt will das Land Masken im Wert von 10 Millionen Euro an Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und Rettungsdienste spenden. Die fehlende Million hätte Dietrich Mateschitz sicher mit großer Freude noch draufgeschlagen. Das wäre mal sinnvoll investiertes Geld gewesen, ihr Dosen!

Arminia Bielefeld – 3x ablösefrei

Dass es auch anders geht, stellt gerade die Arminia aus Bielefeld unter Beweis. Der Bundesliga-Aufsteiger stellte am Freitag bereits den dritten Neuzugang vor, ohne auch nur einen einzigen Cent dafür auszugeben. Einer von ihnen ist der 26-jährige Tiroler Christian Gebauer. Er wechselt zur neuen Saison von Altach nach Bielefeld und dürfte sich auf die neue Aufgabe freuen: Im Interview mit Sky sprach der Stürmer von einem „Hammer-Transfer“. Und auch, wenn Arminia Bielefeld sicher auch aus finanziellen Gründen und womöglich nicht ganz freiwillig bis dato nur ablösefreie Spieler verpflichtet hat, ist es doch ein Weg, den in Zukunft auch größere Vereine öfter gehen sollten.

50 Millionen Euro für Mauro Icardi – oder die ÖBB

Wie uns u.a. Paris St. Germain schon vor mehr als einem Monate zeigte, bleibt das aber nicht mehr als eine Illusion. 50 Millionen legte der französische Meister für Mauro Icardi auf den Tisch; der Argentinier war zuvor schon von Inter Mailand nach Paris ausgeliehen, jetzt wechselt er also fix in die französische Hauptstadt. Das Geld sitzt also trotz Corona wie gewohnt locker bei den katarischen Besitzern von PSG.

Vielleicht wäre Präsident Nasser Al-Khelaifi auch für die Österreichischen Bundesbahnen ein guter Ansprechpartner: Wie ÖBB-Chef Andreas Matthä im Interview mit dem Standard verriet, droht dem Unternehmen für das Jahr 2020 ein Verlust von, Sie haben’s erraten, 50 Millionen Euro. Mit einer kleinen Finanzspritze aus Katar würden sich wohl viele Sorgen in Luft auflösen. Ob man dieses Geld jedoch wirklich annehmen sollte, ist eine ganz andere Frage.

 

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Moritz Ettlinger

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