Von Benjamin Lapp
Zu beginn diesen Jahres ist die ‚Frankfurter Bibliothek – Jahrbuch für das neue Gedicht‘, erschienen, in welchem ich die Freude habe mit einem Gedicht vertreten zu sein.
Es ist mir ein Anliegen mit dieser Veröffentlichung Menschen Mut zu machen, sich dem Schreiben zuzuwenden. Ich bin Legastheniker und vielleicht kann ich Personen durch meinen Lebensweg Hoffnung aufzeigen, denn ich weiß nur zu gut welch Kräfte zerrender Marathon das deutsche Schulsystem sein kann, wenn man aus dem hinteren Teilnehmerfeld startet.
Es war und ist bei mir, im wahrsten Sinne des Wortes, ein ständiger Hindernislauf auf dem Wege vom Kopf zum Blatt Papier bzw. Tastatur.
Lehrer wollten mich im Deutschunterricht nicht benoten, und legten meinen Eltern eine Sonderschule nahe. Nur durch die Vehemenz dieser zwei Personen blieb ich dort.
Die abwertenden Kommentare von MitschülerInnen und Lehrpersonal waren der eine roter Faden, aber genauso gab es wunderbare Personen die versuchten weniger die – neutral betrachtet – katastrophal zusammengebauten und mit in keinem Wörterbuch auffindbaren Wörtern geschrieben Texte zu benoten, sondern gaben sich Mühe zu erkunden was ich aussagen wollte.
Nach der Hauptschule und einem gewissen Stempel den man aufgedrückt bekam, versuchte ich mich an diesem mythischen Begriff Abitur. Sie müssen verstehen, dass solch etwas wie Abitur überhaupt nicht in meinem Wahrnehmungshorizont vorkam. So schrieb ich mich in einem Hessenkolleg der Erwachsenenbildung ein zur Erlangung der Hochschulreife. Unter einer meiner ersten Deutschtexte dort stand „guter Ansatz, katastrophales Deutsch!“ So hieß es lernen. Ich lernte Worte wie andere Matheformeln und las was ich in die Finger bekam. Es war auch die Zeit in der ich die Lyrik für mich entdeckte. Trug ich früher nur ein Wörterbuch mit mir herum , kam nun ein Fremdwörterbuch hinzu. Ich liebte ausgefallene Worte. Die feine Ironie dabei war, manche Personen die sich zuvor über meine Textbaustellen lustig machten, echauffierten sich nun über zu komplexe Zusammenhänge.
Das Hessenkolleg ging erfolgreich vorüber und nun stellte sich eine weitere Frage: Ob ich für ein Semester an einer (flüsternd ausgesprochen) Universität gehen sollte. Flüsternd weil es so erhaben klang und für mich auch war, und ein Semester weil dies schon das maximale der Vorstellungskraft einschloss.
Der erste aus der Familie, der wenigstens ein Semester an einer Universität vorbeigeschaut hätte, Außenstehende können dies schwerlich nachvollziehen, wäre so ein tolles Ereignis gewesen. Nun ja, ich möchte sie nicht mit allzu viel Anekdoten aufhalten – die es gibt! – aber aus einem wurden acht Semester und habe meinen Abschluss geschafft.
Nun in einem Lyrik-Band veröffentlicht zu werden erfüllt mich und alle mir nahe stehenden Menschen mit einer riesen großen Glückseligkeit.
Ich möchte Menschen ermuntern, dass das zeitlose Motto: „Lebe deinen Traum“ einen wahrhaftigen Kern in sich trägt. Hier nun das von mir schon erwähnte Gedicht:
Echos
Ich erhasche das Echo eines vergangenen Zeitpunkts
und entfernte Gesichter leuchten wieder auf.
Ich habe tausend Seelen gekannt
und ihre Lachen blitzen auf wie Geister
aus der hinteren Ecke der Truhe des Lebens.
Sie berühren mich mehr, als ich ihnen zugestehen mag.
Dieser Choral einer verblassten,
aber nie untergegangen Herzenszeit.
Wertvolles Leben, deine kostbaren Momente
sind Sternenstaub für die Ewigkeit.
Benjamin Lapp
…und noch zwei Gedichte als Zugabe:
Der Atem der Erleichterung
Die Vögel besingen
den neu geborenen Tag,
der sich sanft über uns legt.
Fangen wir nochmals an
und verweilen Wir nur
bei den royalen Glanzpunkten
unserer Erinnerungen
und lassen alles weitere verdampfen
von der reinigenden Morgensonne.
All die Kriege im Kopf
werden verhandelt und nicht mehr bekämpft.
Die Lähmung im Geiste
ist kein vorbestimmtes Naturgesetz.
Die heilige weiße Taube
des allumfassenden Friedens
gleitet auf den leuchtenden Schwingen
der erlösenden Sonnenstrahlen zu unseren Herzen.
Ihr gurrender Singsang
wird auf einer Welle der Hoffnung zu uns getragen.
Ich ergreife deine Hand
und zusammen öffnen sich unsere
im Gleichlang befindliche Herzen
der geliebten Geburt
unserer neuen Utopie
Benjamin Lapp
Zuversicht
In unseren Händen halten wir mit Zuversicht die Landkarte
zum gelobten Land der zukünftigen Erwartungen,
entrissen aus den Händen der Götter des Schicksals.
Wir schwingen uns zu den freimütigen, selbst bestimmten
tanzenden Wanderern auf,
den Glücksbogen unserer eigenen Verheißung folgend.
Distanzen verwischen wie die Wege der Tränentropfen
auf den vor Schmerzen gebrandmarkten Gesichtern.
Und es türmen sich Gebirge wie betende Hände,
und erpicht den Glauben an den gemeinsamen Boden
in den ewigen Fels zu meißeln erkennen wir,
die letzte Grenze erstreckt sich mehr in uns,
als vor unseren Augen.
Dieses unverwüstliche Gestein des Vertrauens
wird eines Tages uns zu Füßen liegen und Wir,
auf diesen breiten Schultern dieses schönen Gefühls stehend,
erblicken durch unsere Augen die rot schimmernde Morgensonne,
wie sie den Boden unserer verheißungsvollen Zukunft küsst.
Benjamin Lapp
Titelbild: Sonnenaufgang (Benjamin Lapp)
Neugierig geworden durch einen Artikel in einer von mir abonnierten Zeitschrift, suchte ich im www nach „Benjamin Lapp Gedichte“ und stieß auf diesen Beitrag von unsere-zeitung.at mit drei Gedichten von Benjamin Lapp. Und alle drei gefallen mir sehr gut! Eine wunderbare Sprache, die mich intensiv berührt. Ich möchte Benjamin Lapp auf diesem Wege gerne meine Hochachtung vor seinem Werdegang und meine Freude an diesen Gedichten übermitteln. Für einen Hinweis, wie ich weitere Gedichte finden kann, wäre ich sehr dankbar. Beste Wünsche und Grüße aus Deutschland von Petra Schüller